Bozen, Göttingen, 18. März 2014 – 120.000 Zivilisten mussten im Westen des Sudan innerhalb der letzten zwei Wochen vor neuen Kämpfen fliehen.
Dies erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. „Elf Jahre nach Beginn des Darfur-Konflikts nimmt die Gewalt immer mehr zu. Alleine in der letzten Woche mussten 75.000 Menschen aus ihren Siedlungen fliehen. Dutzende Dörfer wurden von Milizionären niedergebrannt“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Seit Januar 2013 sind in Darfur rund 600.000 Zivilisten durch neue Gewalt entwurzelt worden und geflohen. „Darfur ist noch weit davon entfernt, befriedet zu sein, selbst wenn die internationale Staatengemeinschaft diesen Konfliktherd kaum mehr wahrnimmt.“
Die Zivilbevölkerung fürchtet die Kämpfe zwischen Milizionären, die von der sudanesischen Armee aufgebaut und bewaffnet wurden, und nun um Macht und Einfluss ringen. Aber auch die stetigen Bombardements von zivilen Zielen durch die sudanesische Luftwaffe verbreiten Angst und Schrecken. So flohen am letzten Samstag aus der Region um die Stadt Tawila im Osten des Jebel Marra-Bergmassivs erneut 10.000 Dorfbewohner, weil die sudanesische Armee ihre Siedlungen sowohl aus der Luft als auch vom Boden her angegriffen hatte. Seit Monaten bombardieren Antonov-Flugzeuge der sudanesischen Luftwaffe Dörfer in dem Bergmassiv. Die Armee unterstellt der Zivilbevölkerung, dort kämpfende Rebellenbewegungen zu unterstützen.
Weitere 33.000 Menschen flohen am letzten Wochenende aus der Umgebung der Siedlungen Um Sidir, Hashaba und Baashim in Nord-Darfur, nachdem Milizionäre 25 Dörfer dort niedergebrannt und Brunnen zerstört hatten. Bevor die Häuser in Brand gesteckt wurden, plünderten die Angreifer Hab und Gut der Dorfbewohner, stahlen ihr Vieh und vergewaltigten viele Frauen.
Bereits Anfang letzter Woche flohen 32.000 Menschen aus der Region um den Ort Saraf Omra aus Nord-Darfur, nachdem Milizionäre zahlreiche Dörfer überfallen hatten.
Aus Protest gegen die anhaltende Gewalt im Westen des Sudan demonstrierten hunderte Darfuris, die in Khartum studieren, am Dienstag letzter Woche in der Hauptstadt gegen die Darfur-Politik der Regierung. Der Protest wurde von Sicherheitskräften so gewaltsam niedergeschlagen, dass ein Student starb. Nach Angaben von Sprechern der Studenten wurden 300 Darfuris bei der Demonstration von Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen, 190 der Festgenommenen wurden später wieder freigelassen.