Anfang September gründete sich im westfälischen Münster die Bewegung „Humanists for Future“. hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg sprach mit Julian Hindriks, dem Mitgründer und Sprecher der Bewegung.
hpd: Herr Hindriks, in einem Grundsatztext Ihrer Bewegung heißt es: „Humanists for Futuresind Humanist*innen, die sich mit der ‚Fridays for Future‘–Bewegung solidarisieren.“ Warum ist es Ihnen und Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern so wichtig, sich explizit als Humanistinnen und Humanisten mit Fridays for Future zu solidarisieren?
Julian Hindriks: Implizit haben sich nach meiner Erfahrung bei Fridays for Future viele Menschen, die eine humanistische Weltanschauung auf Basis der rationalen Erkenntnis besitzen, schon mit der Bewegung solidarisiert. Man könnte gar sagen: die Klimastreikbewegung wird von der Wissenschaft getragen. Dass dies nun auch explizit geschieht, halte ich für wichtig, da dadurch auch weitere Verbindungen in die und innerhalb der humanistischen Szene geknüpft und verstärkt werden können.
In Ihrem Grundsatztext ist außerdem zu lesen, dass Sie es angesichts der Tatsache, dass der Klimawandel vielen Menschen Hunger und Tod bringen wird, „als Humanisti*innen (…) für unverantwortlich halten nicht zu handeln“. Höre ich da ein kleines bisschen Kritik an humanistischen Organisationen heraus, die sich bisher nicht eindeutig zur Klimastreikbewegung positioniert haben?
In erster Linie ist dies ein Appell, den manch einer vielleicht auch als (konstruktive) Kritik ansehen wird. Und da es durchaus schon positive Stimmen aus den humanistischen Organisationen gab, bin ich guter Dinge, dass dem auch mehr Nachdruck verliehen wird in naher Zukunft.
Nun ist ja mitunter – auch aus Humanisten-Kreisen – zu hören, dass die Fridays for Future-Bewegung alarmistisch sei, Panik schüre und sogar Züge einer Weltuntergangssekte habe. Was sagen Sie zu solchen Vorwürfen?
Die Welt geht nicht unter. Sie wird nur früher oder später unbewohnbar für den Menschen. Da es momentan danach aussieht, dass dies immer früher der Fall sein wird, kann ich die Angst innerhalb der Bewegung voll nachvollziehen. Und ich kann nur wiederholen, dass wir uns auf die wissenschaftlichen Prognosen berufen. Im Gegensatz zu einer Sekte, die beispielsweise ein Weltuntergangsdatum aufstellt.
Sie sehen also keinen Widerspruch in der Vernunftorientierung des modernen Humanismus und der Unterstützung der Klimastreikbewegung?
Im Gegenteil: Die Unterstützung der Bewegung folgt für mich aus der Vernunft.
Stehen die Humanists for Future irgendeiner bereits bestehenden säkularen Vereinigung oder einer politischen Partei nahe?
Nein. Genauso wie Fridays for Future sind wir überparteilich und unabhängig. Aber wir sind natürlich immer offen für gemeinsame Aktionen mit den Organisationen.
Wen wollen Sie mit Humanists for Future ansprechen und was hoffen Sie, mit Ihrer Bewegung zu erreichen?
Speziell natürlich Menschen, die bereits dem Humanismus nahe stehen, aber gar nichts davon wissen. Den Irrglauben von „Religion oder Nichts“ aufzubrechen halte ich weiterhin für wichtig für die Gesellschaft. Aber auch innerhalb der humanistischen Szene ist es uns wichtig, weiter Verknüpfungen zu schaffen.
Wie sehen aktuell die konkreten Pläne für Ihre ja noch sehr junge Bewegung aus?
Wir schauen erstmal von Freitag zu Freitag. Denn speziell an diesem Freitag steht eine weltweite Großdemonstration an. Dort und danach werden wir uns dann weiter für eine effektive Klimaschutzpolitik einbringen, die den Planeten Erde auch in ferner Zukunft noch bewohnbar macht für Tier und Mensch.