Gottvater Zeus ließ Prometheus an Felsen des Kaukasus anschmieden, als Strafe dafür, dass er das Feuer des Himmels stahl und den Menschen brachte. Schmerzvoll ertrug er sein Schicksal, in der Hoffnung, mit Zeus zu einer Verständigung zu erlangen. (Aischilos, Inselverlag Leipzig 1975).
Feuer hat bekanntlich gegensätzliche Eigenschaften. Seine Beherrschung kann den Menschen in vielfacher Weise nützlich sein. Es macht Erze schmiedbar, kann Maschinen antreiben, macht Nahrung genießbarer, schützt vor Kälte. Anderseits kann Feuer verheerende Katastrophen verursachen. Nicht nur im Amazonasgebiet.
Wirtschaftswachstum ist ebenfalls ambivalent. Mithilfe der Arbeit kann es Segen bringen. Etwa ausreichend Nahrung, Wohnstätten, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Kulturerlebnisse. Immer dann, wenn es der Mensch und die humane Gesellschaft ohne Gruppenegoismus planmäßig anstreben.
Im Sog des Wachstums entstehen Arbeitsplätze. Gewerbebetriebe können sich entwickeln. Die Wissenschaft und die Kultur erhalten mit dem Wachstum Wirkungsfelder. Wertschöpfungsketten schaffen Einnahmen und Steuergelder. Die Staatsverwaltung kann seine Städte und Gemeinden mit Finanzen ausstatten. Wachstum als Quelle des Steuertopfes bringt das allgemeine Leben in allen Facetten voran.
Wachstum ist immer sinnvoll, wenn es die Umstellung der Naturressourcen und Energie-verschlingende Prozesse ermöglicht. Wind- und Sonnenenergie statt Braunkohle. Schiffs- oder Eisenbahntransport statt LKW, weniger Naturverbrauch sind aktuelle Zukunftsthemen. Es wird gebraucht, um die verschlissene Infrastruktur, Produktionsanlagen, Wohnungen etc. zu ersetzen. Die steigende Zahl der Bevölkerung benötigt Wachstum, wie auch die Entwicklungsländer Anrechte auf eine bessere Ausstattung ihres Lebens haben. Die Rechte der Menschen sind universell. Allseitig über Wachstum nachzudenken, gehört zu den aktuellen Aufgaben der Politiker, Wissenschaftler, Parlamentarier und Unternehmer.
Die Lebensgesetze der Menschheit bedingen wohl, dass ein Grundwachstum kein Ende haben wird. Es ist mit der Evolution verbunden. Naturschädliche Auswüchse im Wachstum aber müssen ohne weiteren Zeitverzug beseitigt werden. Die Regierung und die Wirtschaft stehen in der Verantwortung.
Wachstum besitzt gleichzeitig negative Wirkungen, besonders dort, wo es unkontrolliert verläuft und eng mit der Profitlogik, der reinen Geldwachstum verbunden ist. Surplusgewinne und die mit der Werbung verbundene Konsumverführung sind seit langen Jahren an erster Stelle als schädliche Wachstumstreiber auszumachen.
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, erstens dass der unkontrollierte Verbrauch natürlicher Rohstoffe, der Energieerzeugung, die Vermüllung der Umwelt und der zu hohe Einsatz von Insektiziden und Herbiziden die Gesetze der Natur beeinflussen. Sie wehrt sich mit Gesetzen der Physik, Chemie, Biologie mit Katastrophen. Die zweite bedenkliche Folge des Wachstums der Industrieländer sind Ursachen für weltweite Disproportionen (world inequity report, Th. Piquetty). Die staatlich ungeplante Entwicklung schafft Gewinner und Verlierer. Globale Spannungen wachsen und führen zu Flüchtlingsströmen. Eine dritte negative Folge entsteht in der Gesellschaft durch ein Auseinanderklaffen der Einkommensverhältnisse. Wachstum generiert das Geldvermögen wesentlich stärker als das Vermögen aus Gehalts- oder Lohnverhältnisse. Wachstum hat die Arbeitslosenrate zu keinem Zeitpunkt auf Null geführt.
Die Natur braucht zur Einhaltung ihrer Gesetzmäßigkeiten praktische Lösungen. Denkanstöße in Richtung Wachstumsstrategien wären: Der militärische Bereich hat seit dem 2. Weltkrieg endgültig seinen historischen Sinn verloren. Der ständige Unterhalt des Militärapparats verschlingt täglich Unmengen an Energie, Antriebsmittel für Fahrzeuge, Fluggerät. Er verbraucht materielle Naturressourcen aller Art, blockiert für sich wissenschaftliche Kapazitäten. Kommt das Militär zum Einsatz werden geschaffene Werte zerstört und Menschen getötet. Der Chef der Unionsfraktion Brinkhaus ignoriert die Folgen des Militärbereiches für die Ökologie (Berliner Zeitung, 12.9.2019). Weiterhin werden unsinnige Dinge produziert. Zuviel wird in den Industrieländern weggeworfen. Die Werbung verführt zum steigenden Verbrauch, die Autoindustrie produziert Fahrzeuge, die die Luft verschmutzen und auf 200 Stundenkilometer Geschwindigkeit ausgelegt sind, obwohl im Schnitt der Städte nur 60 km/h erlaubt sind. Beispiele lassen sich fortsetzen.
Im September 2015 hat die UNO aus humanitären Bewegründen allen Ländern Millenniumsziele bis 2030 empfohlen. Der Beschluss strebt 17 Entwicklungsziele an. Nr. 7 sieht vor, eine ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen und der kommenden Generation Gerechtigkeit zukommen zu lassen (www.un-kampagne.de/index-11305.php). Das Pariser Umweltabkommen beschreibt und empfiehlt dazu die Wegstrecken. Dass die USA ausgestiegen sind ist verantwortungslos.
Die Grundfrage, warum Wachstum erforderlich ist schlüssig beantwortet. Um noch mehr Kapital, in Händen weniger zu generieren? Wohl nicht. Auch nicht, um mehr E-Roller auf die Straße zu bringen oder das 20. Paar Schuhe im Schrank zu haben.
Die Menschheit braucht Wachstum, um Werte zu erhalten und um die Lebensumstände von Millionen Menschen in den Entwicklungsländern zu verbessern, um Flüchtlingsströme zu vermeiden.
Vor allem aber um langfristig der Spezies Mensch die Natur zu bewahren.
Die Menschheit stellt sich große Entwicklungsziele. Unter anderem den Mars zu besuchen. Wissenschaftler arbeiten bereits an Varianten, das technologisch hochkomplizierte Projekt zu verwirklichen. Um wieviel unkomplizierter (?) wäre ein Vorhaben der Vernunft und des guten Willens, zum 75 Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte im Jahr 2023 eine weltweite Verpflichtung einzugehen, die Militärhaushalte jährlich um 5 Prozent zugunsten ziviler Umweltprojekte umzuwidmen und für die Folgeabwehr von Naturkatastrophen einzusetzen?
Laut SIPRI Bericht vom 28.4.2019 beliefen sich die weltweiten Militärausgaben auf 1800 Milliarden USD.
Es bleibt zu fürchten, dass die Beschlüsse des Klimakabinetts der Regierung am 20.9.2019 marktkonform, also wie bisher ausfallen werden.