Auf die Wachstumshormone schwangerer Stuten haben es Schweinezüchter in Europa abgesehen: Ohne es zu wissen, isst der Verbraucher mit jedem Bissen nicht nur mit Antibiotika vollgepumptes Fleisch aus Qualhaltung in dunklen Ställen, sondern auch Hormone, die auf sogenannten Pferdeblutfarmen, meist in Südamerika, schwangeren Stuten abgezapft werden, um damit hierzulande Sauen zu behandeln, damit die Ferkelproduktion effektiver läuft.
Mit dem soeben unterzeichneten Mercosur-Abkommen mit Südamerika, durch das die größte Freihandelszone der Welt entsteht, kann nun der Handel mit dem Stutenhormon PMSG uneingeschränkt weiterlaufen. Auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hin teilte die Bundesregierung am Donnerstag laut Pressemitteilung des Deutschen Bundestags mit:
„Rund 4 Millionen Einzeldosen des Hormons „Pregnant Mare Serum Gonadotropin“ (PMSG) sind im Zeitraum vom 1. Februar 2013 bis zum 31. Januar 2016 zur Behandlung von Sauen eingesetzt worden. Für den Berichtszeitraum vom 1. Februar 2016 bis 31. Januar 2019 ist von etwa 6,4 Millionen Einzeldosen auszugehen.“
Die Tendenz ist also steigend und die Hintergründe zu dem, was da hauptsächlich Südamerika geschieht, sind so fürchterlich, dass niemand darüber sprechen will. Schwangeren Stuten solange Blut abzuzapfen, bis sie zusammenbrechen und ihr Ungeborenes verlieren, ist tatsächlich in Deutschland schwer umsetzbar. Und genau deshalb wird es auch woanders produziert:
„Nach Informationen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wird PMSG in den Niederlanden, Island, Argentinien und Uruguay produziert. Nach Kenntnis des BVL stamme der Wirkstoff der in Deutschland zugelassenen Tierarzneimittel aus diesen Ländern.“
heißt es in der Pressemitteilung des Bundestags, die sich auf die Antwort (19/11226) der Bundesregierung bezieht, und weiter:
„In Deutschland werde kein PMSG für die Herstellung von Tierarzneimitteln gewonnen. Der Bundesregierung lägen zudem keine Erkenntnisse vor, die eine tierschutzfachliche Bewertung der Produktionsbedingungen in Südamerika erlauben würden.“
Dann ist ja alles gut. Nur weil PMSG nicht hier produziert, wohl aber in gigantischen Mengen eingeführt wird, haben wir unsere Pflicht getan und waschen unsere Hände in Unschuld. So offensichtlich die Sichtweise der Bundesregierung, und natürlich auch der Agrarindustrie, die massiv davon profitiert.
Die Aussage, dass keine tierschutzfachliche Bewertung der Produktionsbedingungen in Südamerika vorlägen, ist gelinde gesagt problematisch, denn die Tierquälerei in diesem Zusammenhang ist seit Jahren bekannt und wurde auch in der Presse berichtet.
Nun ist erneut Videomaterial aus Uruguay aufgetaucht, aus dem die Tierquälerei eindeutig hervorgeht. Alles kompakt zusammengefasst im gut recherchierten Beitrag des öffentlich-rechtlichen Senders MDR:
„Wie Pferdestuten für die Schweinezucht misshandelt werden“ (mdr AKTUELL, 16.04.2019)
Was braucht die Bundesregierung noch, um zu reagieren?
Die gute Nachricht ist, dass jeder Einzelne von uns jeden Tag etwas dazu beitragen kann, um diesem Irrsinn ein Ende zu bereiten: weitgehend auf Fleisch verzichten. Ist sowieso gesünder. Für alle, auch den Planeten.