Wähler, die auf das Jahr 2020 schauen, werden mit Soundbites von den über zwanzig demokratischen Kandidaten bombardiert. Dass Joe Biden laut Meinungsumfragen scheinbar an der Spitze steht, sollte keine Überraschung sein, denn er steht für nichts anderes, als der Favorit des Establishments zu sein, der unermüdlich daran arbeiten wird, den Status quo zu unterstützen.
Die interessanteste Kandidatin ist zweifellos Tulsi Gabbard, eine Kongressabgeordnete aus Hawaii. Sie ist die einzige, die näher Bescheid weiß um die nationale Sicherheit, nachdem sie daran beteiligt war und mitgearbeitet hat – durch den Dienst als Offizierin der hawaiianischen Nationalgarde bei einem Kampfeinsatz im Irak. Obwohl sie Vollzeit als Kongressabgeordnete tätig ist, erfüllt sie immer noch ihre Pflichten bei der Garde.
Ungeachtet Tulsis eigener militärischer Erfahrung lässt jeder Hinweis darauf schließen, dass sie ehrlich gegen den Krieg ist. In der Rede, in der sie ihre Kandidatur ankündigte, versprach sie, „sich auf die Frage von Krieg und Frieden zu konzentrieren“, „die Regime-Change-Kriege zu beenden, die viel zu viele Leben genommen und unsere Sicherheit untergraben haben, indem sie terroristische Gruppen wie die Al-Qaida stärken“. Sie verwies auf die Gefahr, die sich aus einem möglichen Atomkrieg ergibt, und zeigte sich bestürzt über das, was ein Wiederaufleben des Kalten Krieges zu sein scheint.
In einem kürzlich erfolgten Interview mit Tucker Carlson von Fox News legte Gabbard bei ihren Anti-Kriegs-Zeugnissen nach und sagte dem Gastgeber, dass ein Krieg mit dem Iran „verheerend“ wäre, und fügte hinzu: „Ich weiß, wohin dieser Weg uns führt, und ich bin besorgt, weil das amerikanische Volk nicht darauf vorbereitet zu sein scheint, wie verheerend und teuer ein solcher Krieg wäre … Wir haben es also im Wesentlichen mit einem Krieg zu tun, der keine Frontlinien hat, wo das totale Chaos, das die ganze Region verschlingt, sich nicht auf den Iran oder den Irak beschränkt, sondern sich auf Syrien und den Libanon sowie Israel in der gesamten Region erstreckt und uns in eine Situation bringt, in der wir im Irak über 4.000 meiner Brüder und Schwestern in Uniform verloren haben. Ein Krieg mit dem Iran würde weitaus mehr amerikanische Leben kosten, er würde mehr Menschenleben in der gesamten Region kosten … ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er Billionen von Steuerzahler-Dollars kosten würde, die aus unseren Taschen kommen, um für diesen endlosen Krieg zu bezahlen, und der die Frage aufwirft, wofür wir als Soldat kämpfen? Wie sieht der Sieg aus? Was ist der Auftrag?“
Gabbard und auch Carlson zögerten nicht, Namen von Kriegstreibern zu nennen, von denen einer mit B-O-L-T-O-N beginnt. Dann fragte sie: „Wie dient ein Krieg mit dem Iran dem besten Interesse des Volkes der Vereinigten Staaten von Amerika? Tatsache ist, dass er das nicht tut“, sagte Gabbard. „Es dient besser dem Interesse von Leuten wie [dem israelischen Premierminister Benjamin] Bibi Netanyahu und Saudi-Arabien, die versuchen, uns in diesen Krieg mit dem Iran zu zwingen.“
Eindeutig nicht ängstlich, die gesamte Politik des Establishments in Frage zu stellen, hatte Tulsi Gabbard zuvor ein Ende des „illegalen Krieges zum Sturz der syrischen Regierung“ gefordert und bemerkte auch, dass „der Krieg zum Sturz Assads kontraproduktiv ist, weil er in Wirklichkeit ISIS und anderen islamischen Extremisten hilft, ihr Ziel zu erreichen, die syrische Regierung von Assad zu stürzen und die Kontrolle über ganz Syrien zu übernehmen – was einfach das menschliche Leid in der Region vergrößern, die Flüchtlingskrise verschärfen und eine größere Bedrohung für die Welt darstellen wird“. Sie untermauerte ihre Worte mit Taten, indem sie im Jahr 2017 heimlich eine persönliche Reise nach Damaskus organisierte, um sich mit Präsident Bashar al-Assad zu treffen, und sagte, es sei wichtig, sich mit Gegnern zu treffen, „wenn man es ernst meint, den Frieden zu suchen“. Sie nahm eine eigene Einschätzung der Situation in Syrien vor und befürwortet nun den Abzug der US-Truppen aus dem Land sowie die Beendigung der amerikanischen Interventionen für „Regimewechsel“ in der Region.
Im Jahr 2015 unterstützte Gabbard das Atomabkommen von Präsident Barack Obama mit dem Iran, und 2016 unterstützte sie die Antikriegskandidatur von Bernie Sanders. In jüngster Zeit hat sie den Rückzug von Präsident Donald Trump aus dem iranischen Atomabkommen kritisiert. Im vergangenen Mai kritisierte sie Israel, weil es „unbewaffnete Demonstranten“ in Gaza erschossen hat, ein sehr mutiger Schritt angesichts der Macht der Israel-Lobby.
Tulsi Gabbard könnte durchaus die einzige echte Antikriegskandidatin sein, die in den letzten fünfzig Jahren wirklich wählbar gewesen sein könnte, und deshalb ist die Kriegspartei bestrebt, sie zu schnappen. Vor zwei Wochen brachte The Daily Beast eine Schlagzeile: „Tulsi Gabbards Kampagne wird von Putin-Apologeten unterstützt.“ Der Artikel hatte auch einen Untertitel: „Die hawaiianische Kongressabgeordnete wird schnell zur Spitzenkandidatin für Demokraten, die meinen, dass der russische Führer missverstanden wird.“
Der offensichtliche Anpatzversuch wurde von ABCs George Stephanopoulos, dem bekanntesten Hillary Clinton-Klon des Fernsehens, ausgewählt, der ihn kurz darauf in einem Interview mit Gabbard erwähnte. Er fragte, ob Gabbard Putin gegenüber „weicher“ sei als einige der anderen Kandidaten. Gabbard antwortete: „Es ist schade, dass du diesen Artikel zitierst, George, weil es eine ganze Menge gefälschter Nachrichten sind.“ Politico berichtete über den Wortwechsel und schrieb: „‚Fake News‘ ist ein Lieblingssatz von Präsident Donald Trump …“, was den Ball wieder in Tulsi’s Feld bringt, anstatt Stephanopoulos’s sinnlose Frage zu kritisieren. Bald darauf produzierte CNN eine eigene Version von Tulsi der Russophilen und beobachtete, dass Gabbard einen Trump-Ausdruck benutzte, um „die Glaubwürdigkeit negativer Berichterstattung anzugreifen“.
Tulsi antwortete: „Stephanopoulos deutete schamlos an, dass ich keine loyale Amerikanerin, sondern eine Putin-Marionette bin, weil ich mich dem Krieg mit Russland widersetze. Es zeigt nur, welche absurden Wege Kriegshetzer in den Medien gehen werden, um zu versuchen, den Ruf von jedem zu zerstören, der es wagt, sich ihrer Kriegshetze zu widersetzen.“
Tulsi Gabbard hatte vor dem Angriff von Stephanopoulos andere Feinde angezogen. Glenn Greenwald von The Intercept beschrieb, wie NBC News am 1. Februar eine weit verbreitete Geschichte veröffentlichte, in der behauptet wurde, dass „Experten, die Websites und Social Media in Verbindung mit Russland verfolgen, Hinweise auf eine mögliche Kampagne zur Unterstützung der hawaiianischen Demokratin Tulsi Gabbard gefunden haben“.
Aber der von NBC zitierte Experte erwies sich als die Firma New Knowledge, die von niemand geringerem als der New York Times aufgedeckt wurde, weil sie russische Trollkonten für die Demokratische Partei im Senatsrennen von Alabama gefälscht hatte, um anzudeuten, dass sich der Kreml in diese Wahl einmischte. Laut Greenwald ist die Gruppe, die letztendlich hinter diesem Angriff auf Gabbard steckt, die Alliance for Securing Democracy (ASD), die ein Tool namens Hamilton 68 sponsert, einen „Nachrichten-Netzwerk-Checker“, der behauptet, die russischen Bemühungen zur Verbreitung von Desinformationen zu verfolgen. Die ASD-Website weist darauf hin, dass „die Sicherung der Demokratie eine globale Notwendigkeit ist“.
Die ASD wurde 2017 vom üblichen neokonservativen Haufen mit Mitteln des atlantischen und antirussischen German Marshall Fund gegründet. Zu ihr gehören eine Reihe von Zionisten und Interventionisten/Globalisten, darunter Michael Chertoff, Michael McFaul, Michael Morell, Kori Schake und Bill Kristol. Sie behauptet ganz unschuldig, eine überparteiliche transatlantische Interessengruppe für die nationale Sicherheit zu sein, die darauf abzielt, die Bemühungen Russlands zur Untergrabung der Demokratien in den Vereinigten Staaten und Europa zu identifizieren und ihnen entgegenzuwirken, ist selbst aber in Wirklichkeit eine wichtige Quelle von Desinformation.
Zweifellos sind Geschichten mit der Überschrift „Tulsi Gabbard kommunistische Handlangerin“ irgendwo in den Mainstream-Medien in Arbeit. Die Politiker des Establishments und ihre Medienkomponente haben Schwierigkeiten zu verstehen, wie sehr sie verachtet werden aufgrund ihrer Verlogenheit und mangelnden Bereitschaft, Politiken zu unterstützen, die wirklich dem amerikanischen Volk zugute kommen würden, aber sie sind gut in der Lage, die Berichterstattung in der Presse zu dominieren. Angesichts der Flut von künstlicher Negativität gegenüber ihrer Kampagne ist nicht klar, ob Tulsi Gabbard jemals in der Lage sein wird, ihre Botschaft zu vermitteln. Aber im Moment scheint sie die „Echte“ zu sein, eine echte Antikriegskandidatin, die entschlossen ist, auf dieser Plattform zu laufen. Das könnte Anklang finden bei der Mehrheit der Amerikaner, die es satt haben, dass die ewige Kriegsführung zur „Verbreitung der Demokratie“ und andere damit zusammenhängende Betrügereien von der Gruppe der Oligarchen und Verräter begangen werden, die die Vereinigten Staaten von Amerika regieren.
Der Beitrag von Philip Giraldi wurde am 06.06.2019 auf Englisch unter dem Titel „Tulsi Gabbard Pushes No War Agenda – and the Media Is out to Kill Her Chances“ von der Strategic Culture Foundation veröffentlicht. Die deutsche Version erschien auf www.antikrieg.com und wurde von unserem Medienpartner CO-OP News übernommen.