„….Eine Weltkarte, in der das Land Utopia nicht verzeichnet ist, verdient keinen Blick, denn sie lässt die Küste aus, wo die Menschheit ewig landen wird. Und wenn die Menschheit da angelangt ist, hält sie Umschau nach einem besseren Land und richtet ihre Segel dahin. Der Fortschritt ist die Verwirklichung der Utopien“.

Wir denken an diesen Text von Oscar Wilde und schämen uns nicht, zuzugeben, dass wir uns nicht nur in die Utopie verliebt haben, sondern auch in jene, die ihre Verwirklichung verfolgen, so wie wir es auch oft tun. Was ist also das Problem? Wir sind ungeduldig, weil wir im Laufe der Zeit auch sehen wollen, was wir uns vorgenommen haben. Warum? Ganz einfach, weil wir erkennen, dass wir nicht für immer hier sein werden, und dass es gut wäre, die Veränderung dessen, was uns beunruhigt und was wir verändert sehen wollen, auch sehen zu können. Wir tendieren im Allgemeinen dazu, die Tatsache zu ignorieren, dass die Menschheit ihren eigenen Rhythmus hat. Manchmal erfordern die Probleme, gegenüber denen wir heute machtlos zu sein scheinen, einen nur einfachen „Klick“ auf unser Bewusstsein, um den Übergang zu einer anderen Situation zu schaffen. Dies wurde auch von Professor Einstein als Voraussetzung für die Lösung eines Problems vorgeschlagen.

Drei wichtige Themen wurden am 7. Juni in der Universität von New York diskutiert: das bedingungslose Grundeinkommen, die Rolle der Frauenbewegungen auf der ganzen Welt und das internationale Verbot von Atomwaffen.

Grundeinkommen

Reto Thumiger beschrieb einen Pilotversuch, der in Deutschland durchgeführt wird. Seiner Meinung nach entspricht dies nicht dem Grundeinkommen, wie wir es gerne hätten, aber es zeigt die Tendenz, solche Pilotversuche zu unterstützen, die sich in diese Richtung bewegen. Auf eine offene Ausschreibung zur Auswahl von drei Personen, die das Grundeinkommen für zwei Jahre erhalten sollen, haben sich 1.000.000 Menschen beworben!

Juana Pérez erklärte, warum die globale Bewegung des Grundeinkommens mehr denn je relevant ist. Sie berichtete, dass sie bei einer langen Reise durch Lateinamerika und Europa, wo sie an Debatten nach der Vorführung eines Dokumentarfilms über das Grundeinkommen teilnahm, festgestellt hat, dass diejenigen, die mit geringem Lebensunterhalt am nächsten an der Armutsgrenze leben, vor den größten Schwierigkeiten stehen, und dass das Grundeinkommen eine Lebensgarantie für sie sein könnte.

James Felton Keith ist Kandidat für den Kongress der Vereinigten Staaten, Harvard-Absolvent und einer der wenigen Politiker, der an das Grundeinkommen glaubt, und das er auch als Priorität auf seine Agenda gesetzt hat. Er erklärte, dass das Grundeinkommen etwas ist, das wir der Menschheit schulden, uns allen, die wir schon so lange daran arbeiten, diesen Reichtum aufzubauen. Laut Keith sollte das Geld nicht durch die Besteuerung von Reichen kommen, sondern von einem Treuhandfonds von Technologieunternehmen. Zu dieser Frage gab es eine lebhafte Diskussion. Die Teilnehmer waren sich einig, dass das Grundeinkommen ein Instrument für soziale Gerechtigkeit ist, das durch eine mutige Politik gewährleistet werden muss.

#MeToo ohne Grenzen

Pía Figueroa koordinierte das Gremium zu Frauenbewegungen, das die Gleichberechtigung und Achtung von Frauen forderte, und an dem zwei sehr aktive und dynamische Frauen teilnahmen.

Maria Luisa Mendonca, Direktorin für soziale Rechte für ein brasilianisches Netzwerk, sprach über die drei großen Probleme, mit denen sich Brasilien heute konfrontiert sieht. „Es ist unmöglich, die derzeitige Regierung als demokratisch zu betrachten. Wir bezeichnen sie als faschistisch, weil sie uns Dutzende von Gründen gibt, dies zu tun. Es ist sehr wichtig, einen unabhängigen Journalismus zu haben, weil alle unsere Probleme, Forderungen usw. in den heutigen Mainstream-Medien kein Gehör finden. Die alternativen Medien berichten über die Mobilisierungen, die im Land stattfinden, weil die großen brasilianischen Leitmedien schweigen. Und wir haben im Moment zwei weitere Feinde: die unglaubliche Bandbreite an falschen Nachrichtenkampagnen und die konservative Rolle der Evangelikalen.“

Staceyann Chin, Dichterin jamaikanischer Herkunft, präsentierte ihre besondere Art, Geschichten zu erzählen: „Es gibt keinen besseren Weg zu erklären, was passiert ist, als persönliche Geschichten zu erzählen. Ich möchte zum Beispiel die Geschichten Brasiliens aufgreifen und dafür sorgen, dass ihre Poesie auf Fox News veröffentlicht werden“. Sie las ein Gedicht vor und es folgte eine lebhafte Diskussion darüber, wie Bewegungen jetzt Veränderungen bewirken können: Mit Feuer? Mit Wasser? Besonders interessant ist der Moment, in dem sich alle Parteien auf den Einsatz von Gewalt zur Selbstverteidigung geeinigt haben und so viel Raum für Diskussionen darüber lassen, ob Gewalt bei der Vorbereitung von Veränderungen und Umstürzen einen Platz hat.

Atomwaffenverbot

Tony Robinson koordinierte das letzte der drei Gremien. Der Co-Produzent des Dokumentarfilms The beginning of the end of nuclear weapons (Der Anfang vom Ender der nuklearen Waffen) begrüßte seine beiden Gäste.

Anthony Donovan, Direktor des Dokumentarfilms Good Thinking, sagte uns: „Occupy Wall Street hat mich inspiriert, und ich habe die Bankenpolitik in den Vereinigten Staaten und insbesondere in New York untersucht. So konnte ich eine kleine Anzahl von Banken finden, die eine spezifische Politik des Ausschlusses von Investitionen in die Produktion oder Instandhaltung von Atomwaffen verfolgen. Ebenso habe ich eine Liste von Banken zusammengestellt, die solche Investitionen unterstützen. Es war relativ einfach, die Initiative zu ergreifen und die Verbraucher aufzufordern, Banken, die in Atomwaffen investieren, nicht mehr zu unterstützen.

Jan Weinberg, Aktivist und Initiator von Show up! America. Er ging auf folgende Themen ein und machte die Öffentlichkeit darauf aufmerksam: Maßnahmen der Bewegung gegen die Korruption und Anklage des militärisch-industriellen Komplexes; Verurteilung unethischer Investitionen; die Lobby und ihren Einfluss auf Politiker sowie die Unmoral des Systems; KMU, die zwar Informationen liefern, aber nicht reagieren können. Was die Frage betrifft, was wir als unabhängige Medien tun sollen, sagte er uns: „Durchleuchtet jeden Politiker, egal welchen Ranges. Spricht er über Entmilitarisierung? Stellt er Fragen zum Frieden und wie man den ungezügelten Atomwettlauf in der öffentlichen Debatte beenden kann? Sanders zum Beispiel hat diese Probleme 2016 leider nicht erwähnt, aber wir fangen gerade erst an, ihn zu drängen. Wir müssen Druck machen und öffentlich über die Probleme der Militarisierung sprechen“.

Auf Tony Robinsons letzte Frage, was es für die amerikanische Gesellschaft braucht, um zu reagieren und die aktuelle Situation in der Atomfrage zu verändern, schlug er vor, Mut und Empathie zu kultivieren, und nicht zu den Bemühungen des Systems um eine Ausweitung der sozialen Polarisierung beizutragen.

Die Veranstaltung wurde mit einem Teil aus einem Workshop für Kinder von ICAN-Mitglied Kathleen Sullivan fortgesetzt. Dieses didaktische Spiel soll helfen, durch Klang zu verstehen, in welchem Umfang wir heute im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg über nukleare und chemische Waffen auf dem Planeten verfügen. Es folgte eine Live-Show von Mark Lesseraux, der vor etwa 9 Jahren eines der zentralen Lieder zur Begleitung des ersten Weltmarsch für Frieden und Gewaltlosigkeit komponiert hat.

Übersetzung aus dem Französischen von Evelyn Rottengatter