Totaler Zusammenbruch des Stromnetzes. Dunkelheit, kein Google, keine Freund*innen mehr bei Facebook, kein fließendes Wasser, keine Lebensmittelkühlung, keine Sprinkleranlagen und Futteranlagen, keine Zapfsäulen, keine Lieferungen, keine Nachrichten mehr.

Auch Atomkraftwerke brauchen Netzversorgung von außen zur Kühlung, etwa für zwei Wochen gibt es in der Regel Treibstoff für die Notaggregate, danach droht der Supergau. Wie viele Atomkraftwerke gibt es in Europa?

Viele Spezialist*innen halten einen Blackout für möglich bis wahrscheinlich, da die Netze immer komplexer werden und immer abhängiger voneinander – international.

Auslöser für einen Blackout könnten Netzschwankungen durch die gleichzeitige Abschaltung von mehreren Kraftwerken oder auch Angriffe oder schlicht Fehler in Internet-Verbundenen Endgeräten oder Zählern sein. Besonders erneuerbare Energien tragen zur Instabilität der Netze bei. Gleichzeitig werden immer mehr Bereiche des Lebens an den Strom und das Internet angeschlossen, der Energiebedarf steigt stetig.

Die momentane tiefgreifende Automatisierung und Virtualisierung ist immer auf Strom und sensible Netzwerke angewiesen. Wir verlernen dabei die einfachsten Dinge zur Befriedigung unserer Grundbedürfnisse: Essen herstellen, Wege ohne Maschinen zurück zu legen und auch soziale Beziehungen zu führen ohne Geräte.

Wir eignen uns unglaublich viele Fähigkeiten nicht mehr an, die ein Leben ohne große Konzerne, ohne Fabriken, aber mit großer Autonomie ermöglichen. Es geht um den Aspekt der Abhängigkeit, die uns entmündigt. Wir sind so sehr gewohnt, dass alles für uns geregelt wird, dass wir im Falle eines Blackouts dastehen wie einjährige Kinder, die sich nicht um sich selbst kümmern können.

Die Frage, welche Chancen oder Gefahren ein Zusammenbruch durch einen Blackout mit sich bringen würde, ist hier vorerst außen vor gelassen. Erst einmal geht es darum, sich bewusst zu werden, wie abhängig und verwundbar uns der Überfluss der Dinge werden lassen.

In Herrschaftssystemen sind Abhängigkeiten jedoch gewollt, denn sie binden einen an die Strukturen, sie vermitteln die Alternativlosigkeit. Doch jede*r muss für sich selbst Entscheidungen treffen, wenn man nicht nur ein Teil einer Maschine sein will. Sich darüber Gedanken machen, wie erneuerbare Energien funktionieren könnten, ist ja erst einmal nicht schlecht. Wenn wir aber endlos viele technische Geräte benutzen wollen, wird ein riesiges Energievorhaben unmöglich, es geht einfach nicht alles auf einmal.

Wie können wir also Abhängigkeiten reduzieren? Wie erst einmal bewusst werden darüber? Braucht es erst ein paar Aussetzer, um die eigentliche Verwundbarkeit aufzuzeigen?


Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag “Totaler Blackout” wurde von einem anonymen Autor verfasst. Er erschien erstmals in SHITSTORM – Anarchistische Zeitung Berlin (Januar 2019 – #3), wurde von der Anarchistischen Bibliothek archiviert und von Neue Debatte übernommen, um eine kritische Diskussion über Energie- und Technikabhängigkeit zu ermöglichen. Einzelne Abschnitte wurde zur besseren Lesbarkeit im Netz hervorgehoben.

Der Originalartikel kann hier besucht werden