Die täglichen Nachrichten von Terror und Gewalt sind bedrückend. Gesprochen wird von Freund und Feind, von Abschreckung und Vergeltung. Das Denken in Richtung militärischer Lösungen beeinflusst wieder die Politik. Aufrüstung lautet die Parole. Die Rüstungsindustrie verdient. Tod und Vertreibung, Flucht und Elend sind der Preis – den bis jetzt die Anderen bezahlen.
Daher wird im Rahmen des Kirchentages in Pankow über aktive Gewaltlosigkeit, christlichen Pazifismus und über politische Alternativen zu Militär und Kriegseinsätzen diskutiert.
Im Gemeindehaus und in der Alten Pfarrkirche Pankow setzen 16 Initiativen in 25 Veranstaltungen der Nachrichtenlage ihre ermutigenden und hoffnungsvollen Erfahrungen und Konzepte entgegen. Sie berichten von Menschen, die sich der militärischen Logik verweigern. Von Menschen, die sich zwischen die Fronten stellen. Von Menschen, die Feindbilder überwinden. Von gelebter Erfahrung, dass Gewaltfreiheit und Versöhnung kraftvolle Alternativen zu Bomben und Terror sein können.
Die Kirchengemeinde Alt-Pankow mit ihrem seit 35 Jahren aktiven Friedenskreis und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, ein Dachverband von 32 Friedensorganisationen, der im nächsten Jahr auf 50 Jahre Friedensarbeit zurückblickt, laden vom 25. bis 27. Mai zur Friedenswerkstatt Pankow zum Kirchentag 2017 ein.
In den Veranstaltungen – von Podiumsdiskussion, Filmvorführung bis Workshop – werden unter anderem die folgenden Themen aufgegriffen:
- Im Südsudan und in Kenia beschützen internationale Friedensorganisationen Flüchtlinge und Menschenrechtsaktivisten – ohne Waffen. Eine Palästinenserin informiert aus Bethlehem von Leidensdruck und von Verständigung. Unterstützer*innen von Flüchtlingen auf Lesbos berichten von ihren Erfahrungen.
- Aus Weißrussland lernen wir, wie Zivilgesellschaft unter diktatorischen Bedingungen widerständig sein kann. Diskutiert wird, ob sich eine Terror-Organisation wie der IS gewaltfrei zurückdrängen lässt. Ermutigend ist eine internationale Studie, die über 100 Jahre nachweist, dass gewaltlose Bewegungen auch unter schwierigsten Bedingungen erfolgreicher sind als militärische Aufstände.
- In mehreren Veranstaltungen steht der Konflikt um Einwanderung und Asyl im Fokus: Wie kann das ‚Schwarz-Weiß-Denken‘ durchbrochen und wie können Flüchtlinge gestärkt werden? Was kann Stadtteil-Mediation zu einer Klärung von Konflikten beitragen?
- Die Frage nach politischen und ökonomischen Alternativen wird unter dem Motto ‚Unsere Empörung – unsere Hoffnung‘ diskutiert. Was können wir gegen Aufrüstung tun und wie stoppen wir den florierenden Waffenhandel? Was sind Alternativen zur gegenwärtigen Wirtschaftsordnung hin zu mehr Gerechtigkeit?
- Mit einem ‚Zivilsteuergesetz‘ wird ein Weg aufgezeigt, dass sich niemand gegen seine Überzeugung und sein Gewissen an der Finanzierung von Militär beteiligen muss. Diskutiert wird über die Kampagne der Friedensbewegung gegen deutsche Beteiligung an Militär-Einsätzen gegen den Islamischen Staat. Das ‚Bürgerbündnis 2017‘ schlägt vor, unsere Forderungen zur Bundestagswahl in diesem Jahr zu bündeln und gemeinsam zu vertreten.
- Neben aktuellen Themen der Friedensinitiativen gibt es auch Gelegenheit, Werkzeuge der Zivilen Konfliktbearbeitung praktisch kennenzulernen – ein Workshop dazu richtet sich an Jugendliche.
- Und nicht zuletzt: Wie kann die Friedensbotschaft der Kirchen deutlich und kraftvoll werden? Die Landeskirche Baden erarbeitet ein konsequent an Gewaltfreiheit ausgerichtetes Programm. Die evangelische Theologin Antje Vollmer und der katholische Jesuitenpater Klaus Mertes diskutieren über die Ökumene der christlichen Kirchen als Fundament, um in ‚Zeiten des Terrors‘ entschieden und gemeinsam handeln zu können.
- In verschiedenen Veranstaltungen wird christlich-pazifistischen Traditionen nachgegangen: ‚Die Klage des Friedens‘ von 1517 des Erasmus von Rotterdam, Tolstoi und christlicher Anarchismus, Walter Wink und seine Theologie der Gewaltfreiheit. Bausoldaten, die in der DDR den Dienst mit der Waffe verweigerten, beeinflussten mit ihrer pazifistischen Motivation die Bürgerrechtsbewegung.
Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. Informationen finden sich hier.