Am 29. Juni hat das Komitee zur Freilassung Milagro Salas eine neue Initiative gestartet: einen Brief an den Präsidenten der italienischen Republik Sergio Mattarella, der von Persönlichkeiten aus Kultur, Bildung, Politik und von verschiedenen Vereinen unterzeichnet wurde, mit der Bitte, sich bei der argentinischen Regierung dafür einzusetzen, die ungerechte und willkürliche Inhaftierung der Leiterin von Tupac Amaru zu beenden. Der italienische Staatspräsident wird ab dem 7. Juli Argentinien besuchen.
Wir geben hier den gesamten Text des Briefes sowie die Liste der Unterzeichnenden wieder.
An Sergio Mattarella, Präsident der italienischen Republik
Sehr geehrter Herr Präsident,
am 7. Juli werden Sie anlässlich der Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag der Unabhängigkeit des Landes Argentinien besuchen. Italien und Argentinien sind geschichtlich eng miteinander verbunden: über die Hälfte der argentinischen Bevölkerung hat italienische Wurzeln. Wir wenden uns an Sie angesichts der schweren Krise, die das Land zur Zeit erlebt. Seit Amtsübernahme der neuen Regierung, die von Mauricio Macri angeführt wird, ist Argentinien in den Fängen einer drastischen neoliberalen Wende. Die Auswirkungen dieser Politik sind bereits auf dramatische Weise zu spüren: einerseits ist die Anzahl der Arbeitslosen und Notleidenden in die Höhe geschnellt, andererseits hat eine stark inflationäre Spirale den unkontrollierten Anstieg der Lebenshaltungskosten verursacht. Die neue Regierung scheint zudem eine tiefgreifende Revision der Politik im Bezug auf Menschenrechte durchzuführen, die es Argentinien in den letzten Jahren erlaubt hatte, Strafen für diejenigen wieder einzuführen, die sich im Laufe der letzten Militärdiktatur der Verbrechen an der Menschheit schuldig gemacht hatten. Und schließlich ist die neue neoliberale Politik von repressiver und autoritärer Art gekennzeichnet. Ein Beispiel dafür ist der Fall von Milagro Sala, rechtmäßig gewählte Abgeordnete des Parlasur und Leiterin der sozialen Bürgerbewegung Tupac Amaru, die nach einer Reihe von Protesten seitens sozialer Bürgerbewegungen in der Provinz Jujuy am 16. Januar diesen Jahres in Haft genommen wurde. Die Inhaftierung von Milagro Sala stellt eine offenkundige Verletzung konstitutioneller Rechte dar und ist politisch motiviert, da sie auf eine Entscheidung von Gerardo Morales zurückgeht, der ein Verbündeter der konservativen Koalition von Mauricio Macri ist. Der Forderung nach sofortiger Freilassung Milagro Salas haben sich führende Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International angeschlossen, während in Italien vor kurzem das Komitee für ihre Freilassung gebildet wurde, das aus Organisationen, Parteien, Vereinigungen und einzelnen Bürgern besteht.
Wir bitten Sie daher, beim Präsidenten Mauricio Macri vorzusprechen, um die Freilassung Milagro Salas und ihrer ebenfalls inhaftierten Kollegen zu fordern und ihn daran zu erinnern, dass die internationale Gemeinschaft diese Angelegenheit aufmerksam verfolgt, einem Beispiel an inakzeptablem Autoritarismus und illegaler Praktik. Milagro Sala muss sich als freie Bürgerin verteidigen können, so wie es in allen demokratischen Ländern der Fall ist.
Die Freilassung Milagro Salas ist die einzige Möglichkeit, die „politisch motivierte Inhaftierung“ in einen juristisch korrekten Gerichtsprozess umzuwandeln, der allen freien Nationen zu eigen ist.
Hochachtungsvoll,
Weitere Infos: comitatoliberazionemilagrosala.wordpress.com
Vittorio Agnoletto, Arzt, ehemaliger Europaabgeordneter
Angelo Baracca, Autor und Universitätsprofessor
Daniele Barbieri, Journalist
Magalí Buj, Regisseurin
Diana Caggiano, Argentinos en Italia por la Memoria, la Verdad y la Justicia
Enrico Calamai, ehemaliger italienischer Konsul in Argentinien
Sol Capasso, Associazione Argentini Cremona
Giulietto Chiesa, ehemaliger Europaabgeordneter und Leiter von pandoratv.it
Fabrizio Cracolici, Präsident von ANPI Nova Milanese
Paolo d’Arpini, Koordinator Rete Bioregionale
David Lifodi, Journalist
Maria I. Macioti, Professorin und Koordinatorin Sezione di Sociologia della Religione, AIS
Alessandro Marescotti, Präsident PeaceLink
Giovanna Martelli, Abgeordnete
Federico Mento, Autoconvocados en Roma
Marco Miccoli, Abgeordneter
Antonio Mazzeo, Journalist
Alfonso Navarra, Autor, Lega Obiettori di Coscienza
Erasmo Palazzotto, Abgeordneter
Federico Palumbo, Regisseur
Gianni Palumbo, Pressesprecher Forum del Terzo settore del Lazio
Claudio Tognonato, Universitätsprofessor
Olivier Turquet, Koordinator Redaktion Pressenza Italia
Laura Tussi, Autorin
Übersetzung aus dem Italienischen von Evelyn Rottengatter