Am gestrigen Freitag gingen in Berlin junge Menschen aus dem Tschad und ein paar weitere Unterstützer_innen auf die Strasse, um für die junge Frau Zouhoura zu demonstrieren, die im Tschad Opfer einer brutalen Vergewaltigung wurde, deren Täter allerdings wahrscheinlich ohne Strafe davon kommen werden. Dies ist nur ein weiteres Beispiel des nicht funktionierenden Justizsystemes im Tschad.

Die Photographers in Solidarity berichten: „Etwa hundert Menschen demonstrierten in Berlin gegen Gewalt gegen Frauen im Tschad und weltweit, sowie gegen das diktatorische Regime im Tschad. Hintergrund des Protestes unter dem Motto „Wir sind alle Zouhoura! Nein zur Gewalt an Frauen!“ war die Vergewaltigung der 16jährigen Schülerin Zouhoura durch sechs Männer. Diese sollen Angehörige der Elite des diktatorischen Regimes im Tschad sein, so die Demonstranten. Die Protestierenden fordern eine Aufklärung des Verbrechens und die Bestrafung der Täter. Auf der Auftaktkundgebung am Checkpoint Charlie sprach auch ein Imam zu den Anwesenden.“

Die Organisator_innen der Demonstration schreiben in ihrem Aufruf: „Zouhoura wurde von fünf oder sechs Männern vergewaltigt, die ihr Verbrechen filmten, um es im Internet zu veröffentlichen. Unser Mitgefühl ist mit ihr und ihrer Familie. Die Täter sind alle Söhne ranghoher Autoritäten, so wie Generälen oder dem Außenminister, was bedeutet, dass das „Gerichtsverfahren“ hinter geschlossenen Türen stattfinden wird und sie höchstwahrscheinlich keine Konsequenzen tragen müssen.“

Auch im Tschad gingen die Menschen auf die Strasse, was brutale Polizeieinsätze zur Folge hatte, so die Demonstranten. Sie berichten auch, dass Zouhoura gezwungen worden sei, vor der Kamera auszusagen, es sei alles in Ordnung und es gehe ihr gut. Über ihr privates Netzwerk aber berichtete sie die Wahrheit über die Tat.

Dieses Ereignis ist nur ein erneutes Beispiel für straflos ausgehende, einflussreiche Straftäter im Tschad, die im zunehmenden Maße Wut in der Bevölkerung über die Ungerechtigkeit in der Justiz hervorruft.

Auch im Bericht des Jahres 2015 von Amnesty International über den Tschad heisst es: “Nach wie vor wurden gravierende Menschenrechtsverletzungen bei nahezu völliger Straffreiheit begangen. Die Rechte auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung wurden häufig verletzt. Menschenrechtsverteidiger, Journalisten und Gewerkschafter waren Schikanen, Einschüchterung, willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen ausgesetzt. Angehörige der Sicherheitskräfte töteten mehrere Menschen unter anderem bei Protestaktionen.“

Die Demonstration der jungen Menschen aus dem Tschad in Berlin erregte nur wenig Aufmerksamkeit und keinerlei Interesse in den Medien, trotz der Kölner Attacken und dem hier sichtbaren Engagement Afrikanischer Menschen gegen sexuelle Gewalt.

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Foto: Oliver Feldhaus, all rights reserved