Die Nachricht, dass Israel und die Hamas einem Waffenstillstandsabkommen zugestimmt haben, ist ein Hoffnungsschimmer für die Überlebenden des Genozids in Gaza und die Angehörigen der israelischen Geiseln. Jetzt braucht es sofortigen Zugang für humanitäre Hilfe nach Gaza und ein Ende der Blockade.
«Die Nachricht, dass ein längst überfälliges Waffenstillstandsabkommen erreicht wurde, wird der palästinensischen Bevölkerung, die Opfer des israelischen Völkermords sind, eine Atempause verschaffen», sagte Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International. «Doch für die Menschen in Gaza, die mehr als 15 Monate lang verheerende und unerbittliche Bombardierungen erdulden mussten, wiederholt aus ihren Häusern vertrieben wurden und in provisorischen Zelten ohne Nahrung, Wasser und Grundversorgung ums Überleben kämpfen, wird der Alptraum auch dann nicht zu Ende sein, wenn die Bomben nicht mehr fallen.»
«Für die Palästinenser*innen in Gaza, die zahllose Angehörige verloren haben, deren Familien in vielen Fällen ausgelöscht oder deren Häuser in Schutt und Asche gelegt wurden, bedeutet das Ende der Kämpfe nicht, dass ihr zerbrochenes Leben wiederhergestellt oder ihr Trauma geheilt wird. Die Freilassung der israelischen Geiseln und der palästinensischen Gefangenen wird den Familien in Israel und im gesamten besetzten palästinensischen Gebiet Erleichterung bringen, aber sie wird die Qualen, die sie in Gefangenschaft erlitten haben, nicht ungeschehen machen», sagt Agnès Callamard.
«Wir dürfen keine Zeit verlieren. Israels Verweigerung und Behinderung humanitärer Hilfe für Gaza hat dazu geführt, dass die Zivilbevölkerung Hunger leidet und Kinder verhungern. Die internationale Gemeinschaft muss sicherstellen, dass Israel unverzüglich Hilfslieferungen in den Gazastreifen zulässt. Dazu gehört auch, die Einfuhr lebenswichtiger medizinischer Hilfsgüter für die Behandlung von Verwundeten und Kranken zu gewährleisten und dringende Reparaturen an medizinischen Einrichtungen und anderer lebenswichtiger Infrastruktur zu ermöglichen. Wenn die illegale Blockade des Gazastreifens durch Israel nicht unverzüglich aufgehoben wird, wird das Leid der Menschen noch weiter zunehmen.»
«Ausserdem muss Israel dringend unabhängigen Menschenrechtsbeobachter*innen Zugang zum Gazastreifen gewähren, damit diese Beweise sichern und das Ausmass der Verstösse aufdecken können. Für die Palästinenser*innen, die so viel verloren haben, gibt es wenig zu feiern, solange es keine Garantie gibt, dass sie Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die schrecklichen Verbrechen erhalten, die sie erlitten haben.»
«Solange die Ursachen des Konflikts nicht angegangen werden, können Palästinenser*innen und Israelis nicht auf eine bessere Zukunft hoffen, die auf Rechten, Gleichheit und Gerechtigkeit beruht. Israel muss das brutale Apartheidsystem aufgeben, das es zur Beherrschung und Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung errichtet hat, und die illegale Besetzung der besetzten palästinensischen Gebiete ein für alle Mal beenden. Drittstaaten kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, die Straflosigkeit Israels zu beenden und das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen.»