Anfang Dezember 2024 gab das Unternehmen, das uns ChatGPT beschert hat, seine Partnerschaft zur Herstellung von KI-Waffen mit dem in Kalifornien ansässigen Rüstungsunternehmen Anduril bekannt. Das OpenAI-Anduril-System, das Ende November in Kalifornien getestet wurde, ermöglicht den Austausch von Daten zwischen externen Parteien zur Entscheidungsfindung auf dem Schlachtfeld. Dies passt bestens zu den Plänen des US-Militärs und von OpenAI, den Einsatz von KI auf dem Schlachtfeld zu normalisieren.
Von Nuvpreet Kalra und Tim Biondo
Anduril mit Sitz in Costa Mesa stellt KI-gesteuerte Drohnen, Raketen und Radarsysteme her, darunter Überwachungstürme und Zugangskontrollsysteme, die derzeit weltweit auf Militärstützpunkten der USA, an der Grenze zwischen den USA und Mexiko sowie an der britischen Küste, hier zum Aufspüren von Migranten in Booten, eingesetzt werden. Am 3. Dezember schloss diese Firma mit dem Pentagon einen Dreijahresvertrag ab, für ein System, das Soldaten bei Angriffen KI-Lösungen zur Verfügung stellt.
Im Januar löschte OpenAI in seinen Nutzungsrichtlinien das eindeutige Verbot von „Aktivitäten, die ein hohes Risiko für körperliche Schäden bergen“, das ausdrücklich auch „Militär und Kriegsführung“ sowie „Waffenentwicklung“ mit einschloss. Nicht einmal eine Woche später kündigte das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Pentagon im Bereich Cybersicherheit an.
Auch wenn OpenAI das Verbot, Waffen herzustellen, jetzt aufgehoben, steht dieses sich Einlassen mit der Rüstungsindustrie im völligen Widerspruch zu seiner eigenen Satzung. Ihre Verlautbarung, eine „sichere und nützliche AGI [künstliche, sich selbst weiterentwickelnde Intelligenz]“ zu erzeugen, die der Menschheit nicht schadet, ist lächerlich, wenn das Unternehmen Technologie einsetzt, um zu Töten. ChatGPT könnte und wird wahrscheinlich schon bald Code für automatische Waffen schreiben, Informationen für die Durchführung von Bombenangriffen ausarbeiten, sowie Invasionen und Inbesitznahmen unterstützen.
Wir alle sollten uns vor dieser Verwendung von KI für Tod und Zerstörung fürchten. Aber es ist ja nichts Neues. Israel und die USA testen und nutzen KI in Palästina seit Jahren. Tatsächlich wurde Hebron als „Smart City“ bezeichnet, da die Besatzungsmacht ihre Tyrannei durch eine allumfassende Überwachung mittels Bewegungs- und Wärmesensoren, Gesichtserkennungstechnologien und Kamerasystemen durchsetzt. Zentraler Bestandteil dieser repressiven Überwachung ist das Blue Wolf System, ein KI-Tool, das die Gesichter von Palästinensern überprüft, wenn sie von israelischen Besatzungssoldaten fotografiert werden, und dies mit einer biometrische Datenbank abgleicht, in der Informationen über sie gespeichert sind. Ist das Foto in das System eingespeist, wird jede Person anhand einer farbcodierten Bewertung einem entsprechenden „Bedrohungsgrad“ zugeordnet, um so festzulegen, ob der Soldat sie passieren lassen oder verhaften soll. Die IOF-Soldaten, die die meisten Fotos gemacht haben, werden mit Preisen belohnt, was von ihnen laut Enthüllungen der Washington Post im Jahr 2021 als „Facebook für Palästinenser“ bezeichnet wird.
Die Kriegstechnologie von OpenAI tritt zu einem Zeitpunkt in Erscheinung an dem die Biden-Regierung darauf drängt, dass die USA eine solche Technologie zur „Erfüllung nationaler Sicherheitsziele“ einsetzen. Dies war tatsächlich Teil des Titels eines Memorandums des Weißen Hauses, das im Oktober dieses Jahres veröffentlicht wurde, und in dem eine rasche Entwicklung der künstlichen Intelligenz „insbesondere im Zusammenhang mit nationalen Sicherheitssystemen“ gefordert wurde. Auch wenn China nicht ausdrücklich genannt wird, ist klar, dass ein vermeintliches „KI-Wettrüsten“ mit China ebenfalls eine zentrale Motivation der Biden-Regierung für einen solchen Aufruf ist. Dabei geht es nicht nur um Kriegswaffen, sondern auch insgesamt um einen Wettlauf bei der Entwicklung dieser Technologie. Anfang dieses Monats haben die USA den Export von HBM-Chips, einer wichtigen Komponente von KI und High-Level-Grafikprozessoren (GPU), nach China verboten. Der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt warnte kürzlich, China sei den USA in Sachen KI zwei bis drei Jahre voraus, was eine deutliche Änderung gegenüber seiner Aussage zu Beginn dieses Jahres 2024 darstellt, die USA seien China voraus. Wenn er bei Entwicklungen in der KI von einer „Grundstruktur der Zunahme von Bedrohungen“ spricht, verrät er, dass die USA diese Technologie nur als Kriegswerkzeug und als Mittel zur Durchsetzung ihrer Hegemonie betrachten. KI ist das Neueste in der unnachgiebigen – und gefährlichen – Provokation und Panikmache der USA gegenüber China – sie können es nicht ertragen, dass China ihnen den Rang abläuft.
Als Reaktion auf das Memorandum des Weißen Hauses veröffentlichte OpenAI eine c, in der sie viele der Äußerungen des Weißen Hauses zu „demokratischen Werten“ und „nationaler Sicherheit“ bekräftigten. Aber was ist demokratisch an einem Unternehmen, das Technologien entwickelt, um Menschen besser anvisieren und bombardieren zu können? Wessen Sicherheit wird durch die Sammlung von Daten, die zur Verbesserung der Entwicklung von Kriegstechnologie dienen, gestärkt? Hier zeigt sich deutlich, dass sich das Unternehmen der Anti-China-Rhetorik und den imperialistischen Rechtfertigungen der Biden-Regierung anschließt. Es ist zutiefst beunruhigend, dass genau das Unternehmen, das AGI-Systeme gesellschaftlich zum Durchbruch verholfen hat, alle Regeln über Bord wirft und direkt mit dem Pentagon zusammenarbeitet. Es ist zwar nicht überraschend, dass Unternehmen wie Palantir oder sogar Anduril selbst KI für den Krieg einsetzen, aber von Unternehmen wie OpenAI – einer angeblich gemeinnützigen Organisation mit klarer Mission – sollten wir Besseres erwarten können.
KI wird eingesetzt, um das Töten zu optimieren – an der Grenze zwischen den USA und Mexiko, in Palästina und in den imperialen Außenposten der USA auf der ganzen Welt. KI-Systeme scheinen zwar in unser tägliches Leben völlig harmlos eingebettet zu sein, von Suchmaschinen bis hin zu Musik-Streaming-Seiten, aber wir dürfen dabei nicht übersehen, dass dieselben Unternehmen dieselbe Technologie einsetzen, um zu töten. ChatGPT mag dir vielleicht zehn Möglichkeiten des Protests nennen, aber wahrscheinlich wird es gleichzeitig gerade dazu trainiert, besser und schneller zu töten.
Für die Kriegsmaschinerie wie aber auch für den gesamten Planeten bedeutet KI in den Händen der US-Imperialisten einzig und allein mehr Profit für sie und mehr Verwüstung und Zerstörung für uns alle.
Nuvpreet Kalra ist der Digital Content Producer von CODEPINK. Nuvpreet absolvierte einen Bachelor in Politik und Soziologie an der University of Cambridge und einen MA in Internet Eequality an der University of the Arts London. Als Studentin war sie Teil von Bewegungen für Desinvestition und Dekolonisierung sowie von antirassistischen und antiimperialistischen Gruppen. Nuvpreet kam 2023 als Praktikantin zu CODEPINK und produziert nun digitale und Social-Media-Inhalte. In England engagiert sie sich in Gruppen für die Befreiung der Palästinenser, die Abschaffung der Sklaverei und den Antiimperialismus.
Tim Biondo ist der Digital Communications Manager bei CODEPINK. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in Friedensstudien von der George Washington University.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!