Etwas mehr als einen Monat nach dem Abschluss der Italien-Tour, die uns von der Veranstaltung BookCity in Mailand bis zum Festival der Menschenrechte in Neapel führte und bei der wir Eszter Koranyi und Rana Salman, die Co-Direktorinnen der israelisch-palästinensischen Bewegung „Combatants for Peace“, kennenlernen durften, möchten wir diese schöne Neujahrsbotschaft mit euch teilen. Sie richtet sich an alle, die uns bisher begleitet haben, und an jene, die sich dazu inspiriert fühlen, diese beeindruckende Bewegung der gemeinsamen Widerständigkeit im Streben nach Frieden zu unterstützen – trotz des Krieges, der wütender denn je tobt.

Die Botschaft beschränkt sich nicht nur auf Neujahrswünsche, sondern dokumentiert ausführlich die letzte gemeinsame Aktion in einem Gebiet des Westjordanlands, das unter Wasserknappheit leidet, weil Siedler die Leitungen zerstört haben! Auf Bitten der lokalen Gemeinschaften intervenierten die „Combatants for Peace“. Gemeinsam mit Eszter, Rana und weiteren Mitgliedern des Vorstandes waren beeindruckende 73 junge Menschen dabei, die aus verschiedenen Teilen Palästinas (Nablus, Tulkarem, Hebron, Ramallah, Jericho) und Israels (Tel Aviv, Jerusalem, Haifa) kamen. Sie hatten eines gemeinsam: Für viele von ihnen war es die erste Begegnung mit der sogenannten „feindlichen“ Gemeinschaft.

Hier ist der Bericht über diese Erfahrung, wie er uns in der Botschaft übermittelt wurde:

Liebe Freundinnen und Freunde,

Für unser letztes Wochenende des israelisch-palästinensischen Aktivismus in diesem Jahr sind wir ins Jordantal gereist, um Wasserleitungen zu reparieren, die beschädigt wurden. Diese Leitungen sind lebenswichtig für die palästinensischen Hirtenfamilien, die in ländlichen Gebieten ohne Zugang zu Wasserversorgungsanlagen leben. Diese Gemeinschaften sind den ständigen Angriffen von Siedlern ausgesetzt, unterstützt von der israelischen Armee, mit dem Ziel, sie von ihrem Land zu vertreiben und Platz für rein jüdisch-israelische Siedlungen zu schaffen (…). Wir wurden herzlich empfangen. Während wir alle zusammen saßen und ihr traditionelles Essen genossen, waren wir uns des Bandes bewusst, das uns verband – allein durch den gemeinsamen Wert, den wir dem Leben beimessen.

Nach dem ersten Arbeitstag vor Ort durchquerten viele von uns das Jordantal bis nach Aran al-Rashayida, um die Nacht in einer Wüstenregion nahe Bethlehem zu verbringen. Unglaublich, aber wahr: Israelis und Palästinenser schliefen nebeneinander in Höhlen – trotz der Kälte, trotz der Tatsache, dass sie sich vorher nie begegnet waren – nur um gemeinsam den Sonnenaufgang zu genießen und einen weiteren Arbeitstag zu beginnen. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung für uns alle.

Was uns beide betrifft: Unsere Aufgabe war es, Workshops zu leiten, die speziell darauf ausgerichtet waren, die Themen anzugehen, die uns am meisten trennen, mit dem Ziel, die Distanz zwischen unseren Konfliktgemeinschaften zumindest ein Stück weit zu überbrücken. Es war keine leichte Auseinandersetzung: Einige Teilnehmer:innen mussten den Kreis hin und wieder verlassen, um durchzuatmen. Für viele war es die erste Begegnung mit „der anderen Seite“.

Ein bemerkenswertes Engagement dieser jungen Menschen, deren Bereitschaft und – sagen wir – Mut wir bewundern.

Das ist es, was wir Co-Resistenz nennen: Gegen die Unterdrückung durch die israelische Besatzung, durch konkrete Unterstützung der palästinensischen Gemeinschaften, damit sie auf ihrem Land bleiben können. Gegen die Gewalt der Siedler, durch die Förderung von Begegnungen zwischen jungen Palästinenser:innen und Israelis, um die ersten Schritte aufeinander zuzugehen.

Eine Co-Resistenz, die für uns ein tägliches Engagement ist: Für das Ende des Krieges, für die Rückkehr der Geiseln, für eine politische Lösung, die die Besatzung Palästinas ein für alle Mal beendet. Wir arbeiten für die Schaffung einer Zukunft in diesem Land, in dem wir weder geboren wurden, um Feinde zu sein, noch erzogen wurden, um zu töten. Uns ist bewusst, wie schwer es ist, die Situation zu verändern, aber das, was wir an jenem Arbeitswochenende erlebt haben, beweist, dass es einen Weg gibt, uns zu vereinen: Wir sind der lebende Beweis dafür, dass Palästinenser:innen und Israelis Verbündete und Freunde sein können.

Noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle, die uns mit Spenden unterstützen möchten, auch mit kleinen Beträgen:

https://www.paypal.com/donate/?hosted_button_id=UGT9TLV24PANL&source=url

In diesen Jahren voller Anstrengungen haben wir gemeinsam geweint, gemeinsam gelitten und uns oft hoffnungslos gefühlt. Doch am Ende dieses so schwierigen Jahres sind wir entschlossener und zuversichtlicher denn je, den notwendigen Wandel voranzutreiben. Wir hoffen, dass ihr auch im neuen Jahr eure Regierungen weiterhin auffordert, sich für Frieden und Gerechtigkeit für alle einzusetzen, und dass ihr uns weiterhin unterstützt, auf jede erdenkliche Weise, denn wir brauchen euch.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten, ein gesegnetes Chanukka und ein gutes neues Jahr für alle – auf dass der Tag kommen möge, an dem wir alle frei sind, von Fluss bis Meer.

In Frieden und Solidarität,
Eszter Koranyi und Rana Salman
Kodirektorinnen von Combatants for Peace

https://cfpeace.org/
https://www.facebook.com/c4peace

Übersetzung aus dem Italienischen von Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!