Es wird erwartet, dass Frankreich und die USA mit einer dreigleisigen Politik dagegen halten.
Der 28. November war ein historischer Tag in der afrikanischen Geopolitik, indem Tschad die Ausweisung französischer Truppen verkündete, während Senegal bekannt gab, dasselbe in der nahen Zukunft zu planen. Dies sind Frankreichs letzte militärische Posten im Sahel, nachdem es bereits aus Burkina Faso, Mali und Niger vertrieben worden war. Letztere Staaten formen mittlerweile die Sahel-Allianz, welche sich im weiteren zu einer Konföderation verbinden. Die unmittelbare Folge ist, dass Russlands Einfluss wahrscheinlich zunehmen wird, während davon ausgegangen wird, dass Frankreich die Elfenbeinküste zu seinem Hauptstützpunkt in der Region machen wird.
Diese Tendenz steht im Einklang mit dem allgemeinen Trend, in dem Afrika zu einem Schauplatz im neuen Kalten Krieg wird. Der Westen will an seiner schrumpfenden unipolaren Hegemonie festhalten, während Russland und China die Bewegung der nicht-westlichen Staaten anführen, die multipolaren Prozesse in diesen Ländern beschleunigen wollen. Ersteres manifestiert sich durch Putschversuchen, Farbrevolutionen und Aufstände (allgemein als hybride Kriegsführung bekannt), während letzteres in der Form, dass Russland seinen Partnern hilft, diese Bedrohungen abzuwehren, und China wirtschaftliche Unterstützung leistet, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Die jüngsten Entwicklungen bestätigen, dass das afrikanische Hinterland die Bastion der Multipolarität des Kontinents ist, während die Küstengebiete als sowohl Einstiegspunkt wie Bollwerk für Unipolarität dienen, was die Dynamik in Eurasien widerspiegelt. Dies wiederum schenkt der Theorie von Professor Alexander Dugin über die historische Rivalität zwischen Land- und Seemächten mehr Glaubwürdigkeit. Im afrikanischen Kontext helfen Eurasiens Landmächte ihren verbrüderten Hinterlands-Partnern, sich vom Einfluss der Seemächte Eurasiens zu befreien.
Genau diese Seemächte, in diesem Fall Frankreich (welches historisch eine duale See-Land-Identität hat) und die USA ziehen sich jetzt in die mit dem Meer verbundene Elfenbeinküste zurück, nachdem sie aus der Sahelzone vertrieben wurden. Dies wird den Druck auf Nigeria erhöhen, welches als afrikanische Landmacht eine lange Geschichte enger Beziehungen zu westlichen Seemächten wie dem Vereinigten Königreich und den USA hat. Diese wurde während des vom Westen unterstützten Debakels im Sommer 2023 deutlich, nachdem es ohne Erfolg auf Niger Druck ausübte, seinen gestürzter Präsident wieder einzusetzen und mit Invasion drohte.
Das Versäumnis, aus dieser unnötigerweise aggressiven Politik sichtbare Dividenden zu ernten, führte zu einem großen strategischen Umdenken, das darin endete, dass Nigeria nach dem Oktober-Gipfel ein offizieller BRICS-Partner wurde. Dies war ein positiver Schritt, jedoch ist noch nichts unternommen worden, um der infamen Korruption des Landes Einhalt zu gewähren und die scheinbar unlösbaren lang anhaltenden ethnisch/religiösen-regionalen Konflikte zu lösen. Wobei beides vom Westen verschärft werden kann, indem er entweder Einfluss auf deren Außenpolitik nimmt oder sie bestraft, sollte der Ansatz fehlschlagen.
Es ist eine Sache, wenn der Westen seine geostrategische Position im Sahel verliert, eine Region, die einige der ärmsten Länder einschließt (Senegal steht klar über dem Rest, hat dennoch noch viel Armut), und eine komplett andere Sache Nigeria zu verlieren, ein Land, das riesige Energiereserven besitzt und Afrikas dichtest besiedeltes Land ist. Dass sich Frankreich und die USA nach den Ereignissen in der Sahelzone in der Elfenbeinküste etablieren, ist nur insofern hilfreich, als dass es eine Basis schafft, von der aus sich die Sahel-Allianz/Konföderation destabilisieren lässt, aber es ist nutzlos gegenüber Nigeria.
Beobachter können entsprechend erwarten, dass der Westen (angeführt von den USA und Frankreich) eine dreigleisige Politik verfolgen, um den jüngsten multipolaren Errungenschaften entgegenzuwirken: 1) mehr Hybrid-Krieg gegen die Sahel- Allianz/Konföderation; 2) mehr Einsätze in Nigeria; 3) Hybridkrieg dort ebenfalls im Falle von Scheitern. Die Elfenbeinküste wird eine zentrale Rolle spielen unter dem ersten Aspekt; zweiteres wird diplomatische und wirtschaftliche Formen erfordern; während letzteres durch verdeckte Unterstützung (inklusive militärischer) bestehender bewaffneter Gruppen zum Ausdruck kommen kann.
Es gibt keine Vorhersagen über den Erfolg dieser angekündigten Politik, nur die Wahrscheinlichkeit, dass sich die gesamte Kette aufgrund der Reibung zwischen westlichen/nicht-westlichen und unipolaren/multipolaren Interessen in Afrika entfalten wird, was sich nach Frankreichs militärischer Schlag im Sahel nochmals verschärft hat. Frankreich und die USA brauchen noch Zeit, um einen Plan zu schmieden, wie sie am effektivsten reagieren können. Jedoch sollte niemand zweifeln, dass sie etwas unternehmen werden, und was auch immer es sein wird, es wird dazu dienen ihre verlorene Hegemonie wiederherzustellen.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ursula Nollenberger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!