Wir veröffentlichen hier die von Antonio Carvallo in seiner Eigenschaft als Mitglied des Leitungskreises vorgetragenen einleitenden Worte zum virtuellen Treffen des humanistischen Weltforums am 7. Dezember:
„Liebe Freunde. Wie wir wissen, fand 1993 in Moskau das erste Humanistische Forum statt, um die Ideen des Neuen Universellen Humanismus zu vermitteln, die auf den 1969 in Argentinien von Silo geäußerten Gedanken fussen.
Es war das Ende des Reformprozesses, der der Einheitspartei ein Ende setzte und in der Auflösung der UdSSR gipfelte. Die Russische Akademie der Wissenschaften war offen für neue Ideen aus anderen Teilen der Welt und arbeitete mit der internationalen Gemeinschaft der Humanisten zusammen, um das Weltforum zu organisieren.
Ziel war es, die Hauptprobleme der Welt aus neuen, anderen Perspektiven zu bestimmen und zu analysieren, als es zum damaligen Zeitpunkt üblich war.
An den Sitzungen nahmen Wissenschaftler aus vielen Teilen Russlands aus den Bereichen der Sozial- und Naturwissenschaften sowie Geisteswissenschaftler aus den verschiedensten Regionen der Welt teil.
Silo schlug für das Forum folgende Zielsetzungen vor:
„Es hat den Anspruch, ein Instrument der Information, des Austauschs und der Diskussion zwischen Menschen und Institutionen aus den unterschiedlichsten Kulturen der Welt zu werden.
Es wird zu einer ständigen Einrichtung, so dass alle relevanten Informationen sofort unter den Mitgliedern zirkulieren können. Ziel des Humanistischen Forums ist es, die globalen Probleme der heutigen Welt zu untersuchen und einen Standpunkt dazu herauszuarbeiten, indem es die Themengebiete von Wissenschaft, Politik, Kunst und Religion strukturell miteinander verknüpft.
Gewissensfreiheit und das Fehlen von Vorurteilen sind unabdingbare Voraussetzungen für ein tiefgehendes Verständnis der komplexen Phänomene der heutigen Welt.“
Das Forum schließt kategorisch jede Form von Gewaltanwendung und Diskriminierung aus.
In den letzten dreißig Jahren ist die Welt „kleiner“ geworden, Wissenschaft und Technologie haben sich sprunghaft weiterentwickelt und so die Vernetzung, das geistige Tempo und damit den Rhythmus der Geschichte, der menschlichen Interaktionen, beschleunigt.
Damals waren es 5,3 Milliarden Menschen, heute sind es 8,3 Milliarden, und bei gleicher Wachstumsrate wären wir in der Mitte des Jahrhunderts mehr als 12 Milliarden. Unsere Informationsquellen sind zahlreich, in Echtzeit aus allen Regionen der Welt. Wir stehen mit mehr Menschen in Beziehungen als je zuvor in unserem Leben und müssen in jedem Moment mehr Reize in unserem Bewusstsein verarbeiten, als es vor 30 Jahren überhaupt möglich gewesen wäre. Wir leben in der Zukunft… vom Tag der Gründung des Forums aus gesehen.
Die Welt ist heute viel komplizierter und dennoch ist die Geisteshaltung der Menschen nach wie vor unentschlossen und unkonzentriert. Diejenigen, die an der Macht sind und die dafür verantwortlich sind ihre Gesellschaften anzuleiten, damit diese sich der gegenwärtigen und zukünftigen Welt anpassen, darin überleben und sich weiterentwickeln, sind völlig inkompetent.
Es ist dringend notwendig, die Art und Weise des Denkens, der Bildung, der Information und des Verständnisses der gegenwärtigen und zukünftigen Welt zu ändern. Es ist wichtig, strukturell denken zu lernen. Wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen
Das Weltforum des Universellen Humanismus kann Bedeutsames zur Bewältigung dieser Aufgaben beitragen, indem es die großen Probleme unserer Zeit und ihre möglichen Lösungen untersucht, dies ausformuliert und mit der ganzen Menschheit teilt. Anstatt diese grundlegende Aufgabe einer verantwortungslosen und lügnerischen Medienmeute zu überlassen, die die Realität nur verschleiert oder verzerrt.
Heute sind die Kräfte des alles beherrschen wollenden Antihumanismus bereits im Rückzug. Das wird zu mehr Gleichheit und Gerechtigkeit führen. Kriege und Atomwaffen werden schrittweise abgeschafft. Konflikte werden durch Diplomatie und Verhandlungen gelöst, wobei die Vereinbarkeit aller Positionen angestrebt wird. Es wird einen Fortschritt bei der Überwindung der Gewalt in uns und in der Gesellschaft geben. Die Vereinten Nationen werden reformiert werden und ihre eigentlichen Aufgaben der Konfliktverhütung und des Schutzes der Rechte aller dann erfüllen können.
Die Gesellschaft wird sich entschlossen auf diesen neuen Moment in der Geschichte der Menschheit zubewegen. Wir sind eine einzigartige Rasse, die sich ihrer Bedeutung und Bestimmung bewusst ist. Wir sind die universelle menschliche Gesellschaft.
Es ist nicht naiv, zu erwarten, dass dies in den kommenden Jahren geschehen wird, denn es drückt aus, was die meisten Menschen fühlen. Wir müssen handeln, aber mit klarem Ziel und Beständigkeit, um es Wirklichkeit werden zu lassen.“