Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) spricht sich entschieden gegen den vorliegenden Referentenentwurf zur CO₂-Speicherung im Meeresuntergrund der Nordsee aus. Dieser Vorschlag sieht die großflächige Nutzung von CCS (Carbon Capture and Storage) als zentrale Maßnahme zur Emissionsreduktion vor.
„Wir betrachten diesen Ansatz als risikobehaftet und ineffizient und lehnen jegliche industrielle Nutzung und potenziell umweltschädliche Eingriffe in den Lebensraum Nordsee ab,“ stellt Kapitän und Seelotse Ulrich Birstein als zweiter SDN-Vorsitzender klar.
Mit Hinweis auf den Klimawandel haben Regierung und Industrie bisher CCS als Möglichkeit zur Treibhausgas-Neutralität beworben. Insbesondere für schwer vermeidbare Emissionen in der Zement- und Kalkindustrie. In einigen Ländern bereits bestehende CCS-Projekte auf Hoher See werden dabei gerne als erfolgreiche Beispiele zur Sicherheit dieser Technologie benannt. Dabei wird allerdings konsequent ignoriert, das es in deutschen Gewässern schon jetzt erhebliche Konflikte um Nutzungen und Ökologie gibt.
Riskante Technologie statt Emmissionsreduzierung
Stattdessen soll – statt einer effizienten Vermeidung sowie Reduzierung von Emissionen – eher eine unnötige Technologisierung gepuscht werden. Damit einher gehende Risiken wie CO₂-Leckagen mit Versauerungen von Meeres-Lebensräumen sind dabei keine erstgenommenen Probleme. Ganz so wie ein Verschieben dieser Risiko-Last auf die nächsten Generationen. Und europäische wie nationale Umweltgesetze werden damit dann auch gleich ausgehebelt und langfristig unterlaufen.
Die SDN lehnt die CO₂-Speicherung unter der Nordsee entschieden ab. Die Nordsee als Lebensraum sei zu wertvoll. Sie dürfe nicht zur Mülldeponie für CO₂ und andere schädliche Abfälle der Industrie werden. „Die Schutzgemeinschaft fordert eine Klimapolitik, die auf nachhaltige Emissionsminderungen setzt,“ so Birstein. Der Fokus müsse auf wirksame, zukunftsfähige und ökologisch tragfähige Lösungen gerichtet sein.
Die Forderungen der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste:
- Verzicht auf CCS in deutschen Gewässern
- Einsatz von CCU (Nutzung von CO₂) statt CCS (Einlagerung von CO₂)
- Schutz des marinen Lebensraums
- Natürliche CO₂-Speicherung als nachhaltige Alternative
Der Referentenentwurf sieht eine Änderung des Hohe-See-Einbringungsgesetzes (HoheSeeEinbrG) vor, um die Verpressung von CO2 im Meeresgrund zu ermöglichen. In seiner aktuellen Form verbietet das Hohe-See-Eimbringungsgesetz das „Einbringen von Abfällen und sonstigen Stoffen und Gegenständen in die Hohe See“. Ausgenommen von diesem Verbot sind jetzt schon Baggergut, Urnen zur Seebestattung und „Stoffe und Gegenstände, die im Rahmen von Maßnahmen des marinen Geo-Engineerings eingebracht werden“.
Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und parteiübergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder.
Weitere Infos: www.sdn-web.de