Der jüngste Oxfam-Bericht vom 28.10.2024 deckt auf, dass fünfzig der weltweit reichsten Menschen im Durchschnitt durch ihre Investitionen, Privatjets und Jachten in nur etwas mehr als 1,5 Stunden eine höhere CO2 Emission verursachen, als eine durchschnittliche Person während ihres gesamten Lebens.

Von OXFAM International

„Carbon Inequality kills“ (Kohlenstoff-Ungleichheit tötet), die erste Studie ihrer Art, belegt die Emissionen von Privatjets, Jachten und umweltschädlichen Investitionen und zeigt im Detail, wie die Superreichen weltweit Ungleichheit, Hunger und Tod verursachen.

Der Bericht erscheint vor der UN-Klimakonferenz (COP29) in Baku, Aserbaidschan, inmitten wachsender Befürchtungen, dass sich der vornehmlich durch die Emissionen der Superreichen befeuerte Klimakollaps beschleunigt.

Bleiben die weltweiten Emissionen auf dem aktuellen Niveau, dann ist das CO2-Budget, also die Menge, die der Atmosphäre noch zugeführt werden kann, ohne dass die globale Erwärmung auf mehr als 1,5 Grad steigt, in etwa vier Jahren aufgebraucht.

Würde jedoch jede:r Emissionen wie das reichste ein Prozent der Bevölkerung verursachen, dann wäre das Budget in weniger als fünf Monaten verbraucht.

Und würden alle anfangen, so viel CO2 wie die Privatjets und Superjachten der durchschnittlichen Milliardäre in der Oxfam-Studie auszustoßen, wäre es bereits in zwei Tagen geleert.

„Die Superreichen behandeln unseren Planeten wie ihren persönlichen Spielplatz und setzen ihn für ihr Vergnügen und ihren Profit in Flammen. Ihre dreckigen Investitionen und Luxusspielzeuge, die Privatjets und Jachten, sind nicht einfach nur Symbole für den Exzess, sondern stellen eine direkte Bedrohung für die Menschheit und den Planeten dar“, so Amitabh Behar, Geschäftsführer von Oxfam International.

„Die Untersuchungen von Oxfam machen schmerzlich bewusst: die extremen Emissionen der Reichsten, angefangen von ihrem luxuriösen Lebenswandel und mehr noch durch ihre umweltschädlichen Investitionen, befeuern Ungleichheit und Hunger und – lassen wir uns nicht täuschen – bedrohen Leben. Es ist nicht nur einfach unfair, dass ihre rücksichtslose Umweltverschmutzung und zügellose Gier die Krise befeuern, die unsere gemeinsame Zukunft bedroht – nein, es ist tödlich“, sagte Behar.

Der Bericht, der die erste Studie ist, die sowohl die Luxustransportmittel als auch die umweltschädlichen Investitionen der Milliardäre betrachtet, führt detaillierte neue Beweise an, wie deren überdimensionalen Emissionen den Klimakollaps vorantreiben und Wirtschaft und Leben zerstören.

Die ärmsten Länder und Gemeinden der Welt haben am wenigsten zur Klimakrise beigetragen und müssen doch deren schlimmsten Folgen tragen.

Oxfam ermittelte, dass 50 der reichsten Menschen durchschnittlich 184 Flüge im Jahr unternahmen, dabei 425 Stunden unterwegs waren und so viel CO2-Ausstoß verursachten, wie eine durchschnittliche Person in 300 Jahren. Im gleichen Zeitraum stießen ihre Jachten so viel CO2 aus, wie eine durchschnittliche Person in 860 Jahren.

  • Die beiden Privatjets von Jeff Bezos verbrachten im Laufe eines Jahres fast 25 Tage in der Luft und verursachten so viel CO2-Emissionen, wie ein durchschnittlicher Amazon-Angestellter in 207 Jahren. Carlos Slim unternahm 92 Reisen in seinem Privatjet, was einer fünfmaligen Erdumrundung entspricht.
  • Die Walton-Familie, Erben der Einzelhandelskette Walmart, besitzen drei Superjachten, die in einem Jahr so viel CO2-Emissionen verursachen, wie etwa 1714 Walmart-Mitarbeiter.

Die durch den Lebenswandel der Milliardäre verursachten Emissionen lassen die von gewöhnlichen Menschen winzig erscheinen. Und doch sind die Emissionen, die durch ihre Investitionen entstehen, noch viel dramatischer: im Durchschnitt betragen die durch Investitionen verursachten Emissionen der 50 reichsten Menschen in etwa das 340-fache der Emissionen ihrer Privatjets und Superjachten zusammengenommen.

Durch diese Investitionen haben Milliardäre einen immensen Einfluss auf einige der weltgrößten Unternehmen und führen uns damit in den Abgrund der Klimakatastrophe.

Die Analysen von Oxfam zeigen, dass fast 40 Prozent der Investitionen von Milliardären in den extrem umweltschädlichen Industrien liegen: Öl, Bergbau, Transport und Zement.

Im Durchschnitt ist das Investment-Portfolio eines Milliardärs fast doppelt so umweltschädlich wie eine Investition im S&P 500. Lägen stattdessen ihre Investitionen in einem kohlenstoffarmen Investmentfond, wären deren Emissionen um das 13-fache niedriger.

Der Oxfam-Bericht beschreibt detailliert drei kritische Bereiche, in denen die Emissionen der reichsten ein Prozent der Welt seit 1990 bereits verheerende Folgen haben – und voraussichtlich haben werden – und schlüsselt sie nach Ländern und Regionen auf:

  • Globale Ungleichheit. Die Emissionen der reichsten 1 Prozent haben seit 1990 zu einem Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 2,9 Billionen Dollar geführt. Die größten Auswirkungen werden in den Ländern zu spüren sein, die am wenigsten für den Klimakollaps verantwortlich sind. Länder mit geringem und niedrigem mittlerem Einkommen werden zwischen 1990 und 2050 etwa 2,5 Prozent ihres kumulierten BIP verlieren. Südasien, Südostasien und Afrika südlich der Sahara werden jeweils 3 Prozent, 2,4 Prozent und auch 2,4 Prozent verlieren. Länder mit hohem Einkommen hingegen werden wirtschaftliche Gewinne erzielen.
  • Hunger. Die Emissionen des reichsten 1% haben Ernteausfälle verursacht, ohne die von 1990 bis 2023 genug Nahrung für 14,5 Millionen Menschen pro Jahr verfügbar gewesen wäre. Die Zahl der Menschen, die unter diesen Ernteausfällen leiden werden, wird zwischen 2023 bis 2050 auf 46 Millionen steigen, wobei Lateinamerika und die Karibik mit 9 Millionen jährlich bis 2050 besonders betroffen sein werden.
  • Tod. Bis 2120 wird in Ländern mit geringem oder niedrigen mittleren Einkommen die Übersterblichkeitsrate durch Hitze 78% betragen.

„Es ist so ermüdend geworden, widerstandsfähig zu sein. Ich habe mir das nicht ausgesucht – es war nötig, um zu überleben. Ein Kind sollte nicht stark sein müssen. Ich wollte nur sicher sein, im Sand spielen – doch ich musste immer fliehen, wenn die Stürme kamen. Tote nach einem Taifun zu zählen, sollte keinem Kind zugemutet werden. Ob wir überleben oder nicht, ist den reichen Umweltverschmutzern doch egal“, sagte Marinel Sumook Ubaldo, ein junger Klimaaktivist von den Philippinen.

Die reichen Länder haben ihr Versprechen, 100 Milliarden Dollar Ausgleichszahlungen zu leisten, nicht gehalten und mit der bald beginnenden COP29 gibt es keine Anzeichen für ein neues Finanzierungsziel, mit dem den Kosten der Länder des globalen Südens zum Umgang mit den Klimaschäden angemessen entsprochen werden kann.

Oxfam warnt, dass die Kosten aufgrund der globalen Erwärmung weiter steigen werden, wenn die Reichsten ihre Emissionen nicht drastisch senken.

Mit Blick auf die COP29, fordert Oxfam die folgenden Maßnahmen von Seiten der Regierungen:

  • Reduzierung der Emissionen der Reichsten. Die Regierungen müssen die wohlhabendsten ein Prozent dauerhaft mit einer Reichensteuer belegen; beginnend mit Privatjets und Luxusjachten den CO2-intensiven Luxuskonsum verbieten oder dafür Strafsteuern erheben, sowie Unternehmen und Investoren so regulieren, dass deren Emissionen drastisch gesenkt werden.
  • Reiche Umweltsünder zur Kasse bitten. Der Finanzierungsbedarf zum Ausgleich von Klimaschäden ist erheblich und weiter steigend – besonders in den Ländern des globalen Südens, die den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt sind. Eine Reichensteuer für die Millionäre und Milliardäre dieser Welt würde mindestens 1,7 Billionen Dollar pro Jahr, und eine Reichensteuer auf Investitionen in umweltschädliche Aktivitäten würde weitere 100 Milliarden Dollar erbringen.
  • Unsere Wirtschaft neu denken. Das gegenwärtige Wirtschaftssystem ist darauf ausgerichtet, durch unerbittlichen Abbau und Konsum Wohlstand für die ohnehin schon Reichen zu schaffen und hat damit schon seit langem eine wahrhaft nachhaltige und gleichberechtigte Zukunft für alle untergraben. Die Regierungen müssen sich dazu bekennen sicherzustellen, dass sowohl global wie auch auf nationaler Ebene die Einkommen der reichsten 10 Prozent nicht höher sind als das der unteren 40 Prozent.

Laden Sie hier den Oxfam Bericht “CO2 Ungleichheit tötet” sowie die Hinweise zur Methodik herunter.

Oxfams Untersuchungen zeigen, dass die reichsten 1 Prozent, zu denen 77 Millionen Menschen gehören, darunter Milliardäre, Millionäre und diejenigen, die 310.000 Dollar (140.000 Dollar Kaufkraftparität) oder mehr im Jahr verdienen, für 16 Prozent aller CO2-Emissionen im Jahr 2019 verantwortlich sind.

Im Durchschnitt sind die Investitionen eines Milliardärs in umweltverschmutzende Industrien wie fossile Brennstoffe und Zement doppelt so hoch wie der Durchschnitt der im Standard & Poor 500 geführten Unternehmen.

Die Oxfam-Analyse berechnet die Veränderungen in der Wirtschaftsleistung (BIP), die Veränderungen in den Erträgen der wichtigsten Nutzpflanzen (Mais, Weizen und Soja, die zu den weltweit am häufigsten angebauten Pflanzen gehören) und die zusätzlichen Todesfälle aufgrund von Temperaturveränderungen, die auf die Emissionen der reichsten Menschen zurückgeführt werden können.

Der wirtschaftliche Schaden wird in internationalen Dollars ($) ausgedrückt, die um die Kaufkraftparität (KKP) bereinigt sind.

Auf der Grundlage von Schätzungen der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien hat Oxfam errechnet, dass das Vermögen von Milliardären, wenn es bis 2030 in erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen investiert wird, die gesamte Finanzierungslücke zwischen den Zusagen der Regierungen und dem, was nötig ist, um die Erderwärmung unter 1,5°C zu halten, schließen könnte.

Die reichen Länder widersetzen sich weiterhin den Forderungen nach Klimareparationen. Klimaaktivisten fordern, dass der globale Norden dem globalen Süden jährlich mindestens 5 Billionen Dollar an öffentlichen Geldern zur Verfügung stellt, „als Anzahlung auf ihre Klimaschulden“ gegenüber den Ländern, Menschen und Gemeinschaften des globalen Südens, die am wenigsten für den Klimazusammenbruch verantwortlich, aber am stärksten betroffen sind.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!

Der Originalartikel kann hier besucht werden