Zum Welttierschutztag am 4. Oktober rückt der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche eine urtümliche Tierart in den Fokus, die unter dem Menschen leidet. Pfeilschwanzkrebse werden zu Hunderttausenden aus dem Meer gefangen, um mit ihrem Blut bestimmte Arzneimittel zu testen. Dabei lassen sich fierberauslösende Substanzen längst mit synthetischen Mitteln aufspüren. Der Ärzteverein fordert, dass der sogenannte LAL-Test, der auf dem Blut von Pfeilschwanzkrebsen basiert, aus den gesetzlichen Vorschriften gestrichen wird. Bürger können dies per Online-Petition unterstützen.

Pfeilschwanzkrebse werden als lebende Fossilien bezeichnet, da es sie seit über 400 Millionen Jahren gibt, viele Millionen Jahre länger als etwa Dinosaurier lebten. Doch eine Eigenschaft ihres blauen Blutes wird ihnen zum Verhängnis. Ihre Blutzellen, die Amöbozyten, enthalten ein Eiweiß, das verklumpt, wenn es mit fieberauslösenden Substanzen (Pyrogene) zusammengebracht wird. Im Europäischen Arzneibuch ist vorgeschrieben, dass Impfstoffe, Infusionslösungen und andere injizierbare Arzneimittel auf das Vorhandensein von Pyrogenen getestet werden müssen.

Für diesen Limulus-Amöbozyten-Test (LAL-Test) werden an der Ostküste der USA jedes Jahr mindestens 550.000 Pfeilschwanzkrebse aus dem Meer gefischt, um ein Drittel ihres Blutes abzuzapfen. Dazu werden sie in ein Gestell eingespannt und es wird ihnen eine dicke Nadel ins Herz gestochen. Viele der Tiere sterben dabei, die Überlebenden werden ins Meer zurückgeworfen.

Stoppt das Leid der Pfeilschwanzkrebse

„Diese urtümlichen Tiere müssen leiden und sterben, obwohl es bereits seit über 25 Jahren eine synthetische, tierfreie Methode zur Pyrogenitätstestung gibt“, beklagt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. Die Aussagekraft der synthetischen Tests für die Sicherheitsbewertung ist sogar besser als der LAL-Test. „Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit der Nutzer und vor allem finanzielle Interessen der LAL-Test-Industrie verhindern bislang eine flächendeckende Anwendung des rFC-Tests“, weiß Gericke. Dieser bildet das in den Amöbozyten vorkommende Protein synthetisch nach.

Ärzte gegen Tierversuche hat eine Kampagne gestartet, um auf das Leid der Pfeilschwanzkrebse aufmerksam zu machen und um eine Streichung des LAL-Tests aus dem Europäischen Arzneibuch zu erzielen. „Der tierfreie rFC-Test ist zwar in den europäischen und inzwischen auch in US-amerikanischen Regularien anerkannt, aber solange der LAL-Test erlaubt ist, wird er auch weiterhin im großen Stil durchgeführt werden“, erklärt Tierärztin Gericke. „Nur eine Streichung des Tests kann diese besonderen Tiere vor Fang, Leid und Tod bewahren.“ Der Verein sammelt in einer Online-Petition Unterschriften dafür.

Der Welttierschutztag ist ein internationaler Aktionstag für den Tierschutz. Er wurde bereits vor 99 Jahren ins Leben gerufen. Als Datum wurde der Todestag des Heiligen Franz von Assisi im Jahr 1226 gewählt, der alle Geschöpfe als seine Brüder und Schwestern ansah und als Schutzpatron der Tiere gilt.