Die Menschen leben heute länger als früher, jedenfalls in den europäischen Ländern des Westens. Und die Lebenserwartung steigt. Viele Ältere bleiben aufgrund von Lust oder Not länger im Erwerbsleben. Viele übernehmen nach der Verrentung neue Aufgaben, die zum Teil mit ihrer früheren Erwerbstätigkeit nichts zu tun haben. Und sehr viele engagieren sich in sehr unterschiedlichen Arten des Ehrenamts. Ganz zu schweigen von dem familiären Engagement, mit dem Ältere ihre Kinder und Enkel unterstützen.

Als diese Entwicklung sich abzeichnete, war das Wort „alt“, waren die Begriffe „Alte“ und „alte Menschen“ negativ konnotiert. Altsein, das hieß vor allem für Frauen: nicht mehr attraktiv zu sein. Für alle Geschlechter bedeutete es: Abbau der Leistungsfähigkeit, Zunahme körperlicher Beschwerden, und letztlich: steigende Nähe zum Tod. Da wollte keine/r alt sein. Um diese Ängste zu verschleiern, griff man zu der Bezeichnung „Senior“, „Seniorin“. Diese änderte nichts daran, dass die Menschen, um die es ging, alt waren. Die Verschleierung brachte vielleicht für einige Zeit die Verlängerung des Bewusstseins „ich bin nicht alt“, aber irgendwann musste jeder Senior, jede Seniorin erkennen, dass das Alter eben eine Tatsache war.

Die Phase, in der die Menschen alt waren, wurde immer länger, und schließlich entwickelten sie ein gewisses Selbstbewusstsein in der berechtigten Hoffnung, dass sie vermutlich noch Jahrzehnte mehr oder weniger aktiv sein können. So meldeten sie sich auch politisch zu Worte. Bei der Klimabewegung gibt es eine Gruppe Oldies for Future. Die OMAs GEGEN RECHTS fahren zur Zeit ständig Preise für ihr Engagement ein. Viele Alte haben Zeit und Energie genug, sich für die drängenden Probleme der Zeit, in Parteien oder Nicht-Regierungsorganisationen, zu engagieren.

Die Zukunft der Gesellschaft hängt an gegenwärtigen Entwicklungen. Die Gesellschaft hat aber nur eine Zukunft, wenn die nachwachsende Generation befähigt wird, sie zu gestalten. Es ist an der Zeit, eine Bewegung in Gang zu setzen, die die Folgen der gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen für die Kinder und Jugendlichen reflektiert. Wenn Kinder keine guten Bedingungen zum Aufwachsen haben, werden sie nicht imstande sein, die Zukunft zu gestalten. Ihre Entwicklungsmöglichkeiten müssen deshalb im Fokus politischer Aufmerksamkeit stehen. Das ist jedoch zur Zeit nicht der Fall.

Kinder brauchen Zukunft

Es gibt viele Themen, die für die Entwicklung von Kindern relevant sind. Da ist zum einen die familiäre Situation. Die kindliche Entwicklung ist gefährdet, wenn die Eltern oder alleinerziehenden Elternteile nicht ausreichend Geld zu Verfügung haben, um ein sorgenloses Leben für Kinder zu gewährleisten. Das Aufwachsen gerät ins Stolpern, wenn Eltern nicht zusammenarbeiten bei der Erziehung und/oder wenn sie unangemessene Erziehungsmethoden oder gar Gewalt anwenden. Hier muss die Jugendhilfe gestärkt werden, um ihrem Unterstützungs- und Bildungsauftrag gerecht zu werden.

Erziehung und Bildung in der Kita kommen an ihre Grenzen, wenn die Eltern den Bildungsprozess der Kinder nicht teilnehmend unterstützen. Dann ist auch der familiäre Bildungshintergrund von großer Bedeutung für die Entwicklung der Kinder. Das Interesse der Eltern an der Bildung ist die Voraussetzung für einen gelingenden Bildungsprozess. Ein Kind arbeitet nicht gegen seine Eltern, es ist immer loyal. Für die für uns so wichtigen Einwandererfamilien bedeutet das, dass wir sie fördern müssen, wo immer es geht.

Der teilweise katastrophale Zustand von Schulgebäuden, der Personalnotstand in Kitas und Grundschulen, sowie die fehlende Unterstützung von bildungsfernen, zu allermeist armen Eltern, führt zu unbefriedigenden Ergebnissen bei den Schulleistungen. Das bedeutet konkret, dass Kinder immer wieder enttäuschende Schulerlebnisse haben. Es wird ihnen gespiegelt, dass sie unfähig sind auf diesen oder jenen Gebieten. Wenn es keinen Ausgleich gibt, verlieren sie die Freude an der Schule und glauben nicht mehr an einen persönlichen Erfolg. Mit dem traurigen Resultat, dass 50.000 Jugendliche pro Jahr in Deutschland die Schule ohne Abschluss verlassen. Dass diese Katastrophe so stillschweigend zur Kenntnis genommen wird, ist nachlässig. Die Bildungskatastrophe in Deutschland wird Auswirkungen auf den Standort Deutschland haben.

Die Kinder in Deutschland werden auch konfrontiert sein mit den Auswirkungen von Hunger und Krieg in anderen Teilen der Welt. Der Krieg in Gaza, im Sudan, der Hunger in diesen Kriegsgebieten und anderswo verhindern eine gesunde Entwicklung von Kindern. Die Traumatisierungen durch Kriege, aber auch die physiologischen Auswirkungen durch zu wenige Nährstoffe werden Generationen von Menschen heranziehen, die den Anforderungen ihrer Gesellschaft nicht gewachsen sind. Das, was bei uns sozusagen im Kleinen geschieht, passiert dort in furchterregendem Ausmaß. Wir sind keine Insel, und deshalb werden wir mit den Folgen in den betroffenen Ländern zu tun haben.

Über all diesen Problemen steht der Klimawandel, der unser aller, aber vor allem das Leben der nachwachsenden Generationen an vielen Stellen einschränken wird.

Was wir tun können

Diesen teilweise hausgemachten, teilweise globalen Aspekten für kindliche Entwicklung stehen wir gegenüber. Was kann eine Altenbewegung tun, um die Situation für Kinder zu verbessern?

Wir sollten uns zunächst klar darüber sein, dass viele Probleme von Kindern durch Geld zu lösen sind: Mehr Geld für Arme, mehr und bessere Integrationsprogramme für Migrant:innen, für das Personal und die Ausstattung von Kitas und Schulen. Das Geld sei nicht vorhanden, sagen die Regierungen von Bund, Ländern und Kommunen. Das ist nicht wahr. Denn in Deutschland gibt es viel Geld, nur an den falschen Stellen. Der Verein „Finanzwende“ hat zusammengestellt, wo überall in dieser Gesellschaft Geld verzockt, verschenkt und betrügerisch zur Seite geschafft wird.

Es geht zunächst darum, solche Fakten zu sammeln. Die Oldies müssen sich informieren, damit sie diskutieren können. In jeder Diskussion, in jedem Flugblatt kann man Diskutant:innen besser überzeugen, wenn man harte Fakten mit Zahlen bei der Hand hat. Damit können wir auf die Skandale hinweisen, die die Entwicklung von Kindern gefährden.

Wir können Vereine wie die Kindernothilfe oder den Kinderschutzbund unterstützen mit anderen Methoden als die etablierten Organisationen. Wir können helfen, das Bewusstsein für das Unrecht zu schärfen, das darin liegt, dass Menschen ab der Kindheit ungleiche Lebens- und in anderen Ländern auch: ungleiche Überlebenschancen haben.

Wir können dies erreichen durch Videos in den sozialen Netzwerken, durch Mahnwachen vor Ministerien oder Botschaften, Briefe an zuständige Stellen Ein wesentlicher Teil ist die Pressearbeit. Dafür ist eine Website Voraussetzung.

Im Rahmen von Online-Konferenzen können wir diese Zielsetzungen diskutieren und konkretisieren. Alle engagierten Oldies können ihre Vorstellungen und ihre Kompetenzen einbringen, je nach verfügbarer Kraft und Zeit. Mehr kostet die Bewegung vorerst nicht.

Warum wir Alten?

So lange wir fit genug sind, etwas für die Gesellschaft zu tun, sollten wir es tun. Wir sind zunächst den jungen Menschen verpflichtet, die unsere Renten und Pensionen hier und heute verdienen und durch ihre Steuern mit dafür sorgen, dass viele von uns gut leben können. Die Zeiten, in denen Rentner:innen ihre Renten durch frühere Erwerbstätigkeit allein finanzierten, sind längst vorbei. Darüber hinaus strahlt ein Engagement für die Belange und Sorgen Anderer auch auf diejenigen zurück, die sich nicht nur für die eigenen Nöte interessieren.

Es gibt noch einen anderen Aspekt, den wir in den Blick nehmen sollten. Wir haben über Jahrzehnte in Frieden und Freiheit gelebt. Aber es ist unser Lebensstandard, der die Klimakrise mit verursacht hat, und damit extreme Gefahren für das Leben der künftigen Generationen. Ist es nicht an uns, die Verantwortung für den Ist-Zustand der Welt mit zu übernehmen und unsere Stimme zu erheben für die Interessen, das Wohlbefinden, das Glück der heutigen Kinder und Jugendlichen?

Ich hoffe, ich kann andere mit meiner Idee anstecken. Vor 35 Jahren ist mir dies gelungen mit der Idee für den Großelterndienst für alleinerziehende Mütter und ihre Kinder. Dieses Projekt hat sich in Deutschland ausgebreitet und stiftet unzählige Beziehungen zwischen Alten, Müttern und Kindern. Vielleicht gelingt eine solche Ansteckung auch für eine Altenbewegung mit politischen Zielen für die Kinder.

Ich bin zu erreichen, über oldies-for-kids(at)posteo.de.

Der Originalartikel kann hier besucht werden