Laut einer Untersuchung der Nachrichtenplattformen Salud con Lupa und Mongabay werden in Peru eine Reihe von Pestiziden des Konzerns Syngenta nicht regelmäßig auf ihre Risiken für Gesundheit und Umwelt überprüft. Es geht um insgesamt 42 Pestizide, die in der Europäischen Union und der Schweiz verboten sind. Darüber hinaus sind fünf Substanzen in China verboten, dem Sitz des weltweit größten Agrochemie- und Saatgutkonzerns. Syngenta erzielt seine Hauptgewinne aus dem Verkauf von 120 agrochemischen Wirkstoffen, von denen 42 vom Pesticide Action Network (PAN) als hochgefährlich eingestuft werden. In Peru verfügt Syngenta über Zulassungen für den Handel und die unbefristete Verwendung, im Gegensatz zu anderen Ländern wie Chile, Costa Rica oder der Europäischen Union, wo die Zulassungen alle zehn Jahre erneuert werden und einer neuen Überprüfung unterzogen werden müssen.

Einer der emblematischen Fälle ist der Verkauf von Paraquat, dem meistverkauften Produkt von Syngenta, das 28-mal giftiger ist als Glyphosat. Peru verwendete es bis in die 1990er Jahre und stellte den Verkauf trotz seiner schädlichen Auswirkungen erst 2021 ein.

Unzulänglichkeiten im Bewertungssystem

Um eine Agrochemikalie im Peru zu verkaufen, benötigt man die Genehmigung des Nationalen Gesundheitsdienstes für die Landwirtschaft (Senasa), der die Anbauverhältnisse für Lebensmittel überwacht. Die Senasa entscheidet auf der Grundlage ihres Berichts, der Umweltbewertung der Direktion für landwirtschaftliches Umweltmanagement (DGAA) des Landwirtschaftsministeriums (Midagri) und der Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen durch die Generaldirektion für Umwelt und Gesundheit (Digesa). Die Bewertungen dieser Behörden stützen sich hauptsächlich auf Berichte und Studien, die der Hersteller des Pestizids dem Antrag beifügt.

Syngenta verfügt nach wie vor über die Zulassung von 46 in der EU verbotenen Pestiziden, von denen 42 auch in der Schweiz und in China verboten sind, wie z.B. Mancozeb, Diquat, Atrazin und Chlorthalonil. Zwischen 2019 und 2023 importierte Syngenta mehr als 569.000 Kilo und 3,6 Millionen Liter Pestizide nach Peru. Sein Hauptprodukt ist Diquat. Dieses Herbizid ersetzt Paraquat, das seit 2021 verboten ist. Syngenta versorgt das Land auch mit Glyphosat, das bei Mandarinen, Mangos, Avocados, Weinreben und Mais eingesetzt wird.

Paraquat

Im Juli 2020 hat die Senasa die Verwendung von Paraquat in Peru verboten. In Erwartung dieses Szenarios importierte Syngenta allein zwischen 2019 und 2020 mehr als 651.000 Liter Paraquat. Mit dieser Menge können 434.366 Hektar Kakao-, Kaffee-, Ölpalmen-, Mandarinen-, Bananen- oder Orangenkulturen besprüht werden. Bislang ist der Vorrat an Paraquat in Peru noch nicht aufgebraucht, da große Mengen über Ecuador geschmuggelt werden, wo das Mittel nach Angaben der Nationalen Zollbehörde Sunat noch erlaubt ist.

Diquat

Zwei Monate nach dem Verbot von Paraquat brachte Syngenta das 2015 registrierte Diquat auf den Markt. Im selben Jahr, in dem die peruanischen Zulassungsbehörden grünes Licht für dieses Pestizid gaben, wurden die hohen Risiken einer Hormonstörung beim Menschen bekannt.

Atrazin

Atrazin ist ein starkes Pestizid, das weltweit in 44 Ländern verboten ist, weil es ein hohes Risiko der Verunreinigung von Oberflächen- und Grundwasser birgt. Das Verbot gilt auch in der Schweiz, wo Syngenta seinen Verwaltungssitz hat. Die Europäische Union strich Atrazin 2004 von ihrer Liste der zugelassenen Pestizide. Peru hält jedoch an seiner Zulassung fest. Nach Schätzungen beliefen sich die Einfuhren allein zwischen 2019 und 2023 auf 55.558 Kilogramm und 6.440 Liter. Atrazin wird zur Schädlingsbekämpfung in Mais- und Zuckerrohrkulturen an der Küste und im Amazonasgebiet eingesetzt.

Mancozeb

Obwohl es bereits wissenschaftliche Belege dafür gab, dass die Besorgnis über diese Substanz aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf das Hormonsystem berechtigt ist, wurde sie bei der letzten Überprüfung im Jahr 2016 wieder zugelassen. Die DGAA empfahl für dieses Pestizid, bei der Ausbringung einem Abstand von 10 Metern zu Wasserquellen einzuhalten, um deren Verunreinigung zu vermeiden, und warnte vor den Umweltrisiken für Wasserorganismen.

Glyphosat

Glyphosat wird in Peru nicht als gefährliches Pestizid eingestuft, obwohl die Internationale Agentur für Krebsforschung, die zur Weltgesundheitsorganisation gehört, es 2015 auf die Liste der wahrscheinlich krebserregenden Substanzen gesetzt hat. Darüber hinaus hat die Senasa mehr als 140 Pestizide, die Glyphosat enthalten, für die Vermarktung im Land zugelassen. Syngenta erhielt sogar eine zweite Zulassung für seine Glyphosat-Produktlinie im Jahr 2023.

Den vollständigen Bericht findet man hier.

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