Schwedische Fernsehsendung Kalla fakta (Kalte Fakten) vom Sender TV4 enthüllt: Jungfräulichkeitstests werden in schwedischen Kliniken durchgeführt. Der Jungfräulichkeitstest ist eine Verletzung der Würde der Frauen.
Für Milliarden von Menschen weltweit ist es absolut wichtig, dass eine Frau als Jungfrau in die Ehe geht. In Schweden erforschen die Journalisten von TV4 das Phänomen im Lande. Der Journalist berichtet vorab von einem christlichen Mädchen, das er Sara nennt und deren zukünftige Schwiegereltern vor der Ehe mit dem Sohn einen Jungfräulichkeitstest forderten.
Tests dieser Art verstoßen gegen die Frauenrechte. Daher verfolgen die Vereinten Nationen auch das Ziel, sie abzuschaffen. Eine Untersuchung der weiblichen Genitalien gegen den Willen der Frau stellt einen schweren Verstoß gegen die Selbstbestimmung und die persönlichen Rechte der Frau dar, so die interviewte schwedische Gynäkologin. Es folgt das Beispiel von Arezoo, die vor der Ehe steht und von der ein Jungfräulichkeitstest verlangt wird, um heiraten zu dürfen. Das Problem ist, dass das Jungfernhäutchen einfach ein Mythos ist und es eine solche Membran gar nicht gibt. RFSU, der schwedische Verband für Sexualaufklärung, bekämpft diesen Mythos seit Jahren in seinen Kampagnen. Die vaginale Öffnung ist offen, so die interviewte Hebamme, da es sich wie beim Anus um eine Öffnung handelt. Es gibt hier keine Membran. Die Hebamme Asa Enervik berichtet von Frauen, die einfach Angst davor haben, dass ihr Häutchen durch Reiten oder anderen Sportarten zerstört sein könnte. Nun folgt der Bericht von Sara, der wahrheitsgetreu von einer Schauspielerin nachgespielt wird. Auch der Name des Mädchens wurde geändert, um ihre Anonymität zu bewahren. Als Sara, die aus einer strengen, christlichen Familie stammt, 13 Jahre alt war, wurde sie ihrem Cousin versprochen. Sie wurde von der Familie kontrolliert und auch geschlagen, um ihre Jungfräulichkeit unbedingt zu bewahren. Als sie 15 war, geschah etwas Unerwartetes bei einem Besuch bei einer Freundin. Sie wurde auf ein Bett gelegt und aufgefordert, sich frei zu machen. Man berührte sie und zwang sie zu einem Jungfräulichkeitstest. Es schmerzte und es war eklig, von jemandem so überprüft zu werden, so Sara. Sie duschte nach diesem Test 5-6 Mal täglich, um den Scham wegzuwaschen.
Nun überprüft TV4 mit Hilfe einer verdeckten Ermittlerin ein Gesundheitszentrum in Malmö, von dem bekannt ist, dass heimliche Jungfräulichkeitstests durchgeführt werden. Hier sollte das sogenannten „Jungfräulichkeitszertifikat“ erhältlich sein. Der Dolmetscher und die Tante berichten der Ärztin, dass das Mädchen für die Ehe eine solche Bescheinigung braucht. Die Ärztin ist bereit, das Mädchen zu testen. Es ist dabei unwichtig, ob sich das Mädchen einverstanden erklärt oder sich dem Test widersetzt. Es soll ein neuer Termin vereinbart werden, um den Jungfräulichkeitstest durchzuführen. Er ist kostenpflichtig. Eine Bescheinigung wird gegen entsprechenden Aufpreis auch erlassen.
Zurück zu Sara und der Bewachung durch ihre Familie über ihre Jungfräulichkeit und die dauernden Zweifel, sie hätte vielleicht Sex gehabt, weil ihr schlecht war oder sie mal erkrankt war. Es ging sogar so weit, dass die Mutter ihrem Vater sagte, er sollte sie töten, weil sie Sex gehabt hatte und somit eine Schlampe war. Aber Sara war unschuldig. Sie hatte nichts verbrochen. Dies versuchte sie auch ihren Eltern klarzumachen. Aber unter den irakischen Christen glaubt man an den Mythos des Häutchens. Sara sagt, dass dieser Mythos zu 100% zur Kultur ihres Volkes gehört. Der Kult der Jungfräulichkeit ist auf die Jungfräulichkeit der Heiligen Maria zurückzuführen, erklärt ein Pfarrer aus Lund TV4. Sie war rein. So ist es auch die Kirche und die Seele des wahren Christen. Der Bibel zufolge ist Jesus das Ergebnis einer jungfräulichen Geburt und somit göttlich. Es wäre somit eine Beleidigung, Marias Jungfräulichkeit in Frage zu stellen.
Bis ins 19. Jahrhundert wurde gegen schwedische Frauen, die ihre Jungfräulichkeit verloren hatten, eine Geldstrafe verhängt oder sie wurden gezwungen, eine „Schlampenmütze“ zu tragen. Auch im Wörterbuch der Schwedischen Akademie ist das Häutchen angeführt und definiert. Es heißt dort, dass dieses Häutchen einen Teil der vaginalen Öffnung zudeckt und normalerweise beim ersten Geschlechtsakt bricht. Und dieser Mythos über dieses Häutchen, das es gar nicht gibt, wird von Generation zu Generation weitertradiert.
Es geht weiter in ein Gesundheitszentrum in Göteborg mit den nächsten verdeckten Ermittlerinnen von TV4. Erneut erklären die Tante und der Dolmetscher den Fall eines persischen Mädchens und erörtern, dass die Jungfräulichkeit als ehrenhaft gilt. Erneut wird um einen Jungfräulichkeitstest gebeten. Die Ärztin bestätigt, dasselbe schon für andere Mädchen getan zu haben und ist bereit dazu, obwohl die Schauspielerin, die das Mädchen spielt, sich widersetzt und traurig aussieht. Das Mädchen wird direkt untersucht. Aber die Schauspielerin widersetzt sich laut und schreit, dass sie den Test nicht will und verlässt den Raum. Während Arezoo den Raum verlässt, bietet die Ärztin der Tante und dem Dolmetscher sogar die Option an, sie wenige Tage vor der Eheschließung zuzunähen. Dies soll 1-2 Tage vor der Eheschließung erfolgen. Arezoo ist erneut im Raum und widersetzt sich weiterhin dem Test und sagt, dass das Häutchen gar nicht existiert. Während der ersten Nacht verändert sich der Körper rein körperlich gar nicht. Aber es gibt im Internet Tipps ohne Ende, um in der ersten Nacht das Mädchen zum Bluten zu bringen. Es gibt sogar künstliche Bilder über das Häutchen vor und nach dem Akt. Dieser Mythos bedeutet für Frauen und auch für Männer Unterdrückung. 2011 wurden in Ägypten Demonstrantinnen zwangsgetestet, um sie von ihren Demos abzuhalten, so Menschenrechtlerinnen. Eine Zeugin berichtet von dieser Folter durch die Polizei. Junge Frauen in Indonesien, die Polizistinnen werden wollen, werden auch darauf untersucht. Es ist entwürdigend, so eine Zeugin. Diese Tests erfolgen weltweit: in Afrika, Europa, im Balkan, in der Türkei, in Polen. Frauen wurden in Indien sogar ermordet, weil sie den sogenannten „Zwei-Finger-Test“ nicht bestanden hatten. Human Rights Watch zufolge ist dieser Test vollkommen lächerlich.
Diese unsinnige Praxis ist weltweit verbreitet und ist mit keiner spezifischen Religion in Verbindung zu bringen. Sara vergleicht den Test mit einer Folter. Der Test ist ein Verstoß gegen die Frauenrechte, die durch das internationale Gesetz statuiert sind. Er widerspricht dem Recht der Frau, sich frei und selbstbestimmend für eine medizinische Untersuchung zu entscheiden, die ihr korrekt erklärt wird.
Viele Frauen, die diese Tests an ihrem Körper erfahren haben, vergleichen sie mit einer Vergewaltigung, weil sie eine Eindringung in die Genitalien der Frau ohne ihre Zustimmung bedeuten. Es ist ein Angriff gegen die Frauen, der unbedingt verboten werden muss.
In der Türkei trifft sich der Journalist mit Prof. Yakin Ertürk, einer Expertin für Frauenrechte. Auch sie vergleicht die Tests mit einer Vergewaltigung, weil es sich in beiden Fällen um eine Gewalt gegen Frauen zu Gunsten der Männer geht. Es handelt sich nämlich um einen Verstoß und um eine Eindringung in den Körper der Frau ohne ihre Zustimmung und mit Gewalt. Eine Vergewaltigung wie diese ist eine Folter. Und dies ist der Fall dieser Tests.
Zurück nach Stockholm begibt sich die dritte Schauspielerin nach Stockholm in ein anderes Zentrum. Auch hier wird zugesagt. Der Test wird dem Mädchen anhand von Bildern erklärt. Arezoo widersetzt sich auch hier dem Test. Sie sagt ganz klar, dass sie weder heiraten noch getestet werden möchte. Trotz allem möchte die Ärztin den Test trotzdem durchführen. Sie meint, es wäre schnell und einfach. Sie sagt, sie hätte sogar schon Kinder auf Jungfräulichkeit getestet.
Human Rights Watch berichtet, wie überraschend es ist, dass diese Tests in einem Land wie Schweden immer noch durchgeführt werden. Auch die türkische Professorin findet es äußerst sonderbar. Laut Statistik leben in Schweden 70.000 Mädchen in sogenannten „Kulturen der Ehre“, in denen die Jungfräulichkeit extrem wichtig ist. Es sieht aber so aus, als gäbe es keine nummerischen Daten über die Anzahl der in Schweden durchgeführten Tests. Das Karolinska Institut hat eine Studie zum Thema durchgeführt. Aus dieser Studie geht hervor, dass der Test in Schweden sehr üblich ist. 500 der im Land tätigen 1000 Gynäkologen haben an der Studie teilgenommen. 66% von ihnen, also 330, berichten, , schon mal eine solche Testbescheinigung erlassen zu haben. Die Vereinten Nationen haben mehrfach klargemacht, dass diese Tests einer Folter gleichkommen. Human Rights Watch zufolge sind diese Jungfräulichkeitstest gemäß dem internationalen Gesetz verboten. Aber es gibt in Schweden keine nationalen Richtlinien hierfür. Dem muss dringend entgegengewirkt werden. Denn Schweden verstößt gegen internationale Richtlinien und gegen die Frauenrechte.Frauen müssen von der schwedischen Gesetzgebung gegen solche entwürdigende Tests geschützt werden.