Anlässlich des heutigen „Internationalen Tages gegen Atomtests“ hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine umfassende Untersuchung der Folgen von Atomversuchen und eine Entschädigung der Opfer gefordert. Auch müssten die früheren Kernwaffenversuchszentren mit ihren gigantischen Atommülldeponien besser gesichert werden, um ein Austreten von Radioaktivität zu verhindern.
„Indigene Völker im Pazifik und in Nordafrika sowie Uiguren im Nordwesten Chinas leiden auch 19 Jahre nach den letzten Atomtests im Südpazifik noch immer unter deren massiven Folgen. Ein Austritt von Radioaktivität aus den ehemaligen Atomtestgeländen hätte katastrophale Folgen für Millionen Menschen“, erklärte die GfbV am Donnerstag in Göttingen.
Erst im Juli 2015 hatten Bewohner der Marshall-Inseln im Pazifik die Befürchtung geäußert, schwere Stürme könnten die Sicherheit von Atommülldeponien gefährden, die von US-Militärs nach Atomtests angelegt worden waren. Denn nach dem Wirbelsturms Nangka waren auf der Insel Runit Risse in einer Atommülldeponie gefunden worden. Allein auf diesem früheren Atomtestgelände der US-Militärs liegen 85.000 Kubikmeter radioaktiv verstrahlten Mülls, unter anderem Plutonium 239, von dem noch in 24.000 Jahren starke radioaktive Strahlung ausgehen wird. Für die vom Fischfang lebenden Ureinwohner im Pazifik sind diese schlecht oder gar nicht gesicherten riesigen Atommülldeponien eine enorme Gefahr. Denn die Menschen leben vom Fischfang und hoffen darauf, dass Radioaktivität nicht in die Nahrungsmittelkette gelangt.
Auf Tahiti und seinen Nachbarinseln sowie in der Sahara, wo Frankreich seine Kernwaffen testete, warten indigene Völker noch immer auf eine umfassende und transparente Untersuchung der ökologischen, medizinischen und sozialen Folgen der Atomversuche. Zwar verspricht Frankreich Atomtestopfern finanzielle Entschädigung, doch davon profitierten bislang ehemalige französische Soldaten, aber nicht Tuareg oder Maohi-Ureinwohner.
Besonders schlecht steht es um die Aufklärung der Folgen der 46 chinesischen Atomtests in Ostturkestan / Xinjiang. Das Atomtestgelände in Lop Nor umfasst rund 100.000 Quadratkilometer. Uigurische Ärzte berichten über eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Missbildungen bei Geburten in angrenzenden Regionen. Doch eine umfassende Untersuchung des Ausmaßes der Schäden ist nicht möglich, da die Folgen tabuisiert werden und in der Unruheprovinz höchste Geheimhaltung gilt.
Mit dem „Internationalen Tag gegen Atomtests“ erinnern die Vereinten Nationen an die Folgen von fast 2.000 Kernwaffenversuchen, die seit 70 Jahren durchgeführt wurden.