In einer Welt, die von Konflikten und Spannungen geprägt ist, gibt es Menschen, die fest entschlossen sind, zum Frieden beizutragen und Veränderungen herbeizuführen. Isabella ist ein solcher Mensch. Mit ihrem inspirierenden Projekt „Wandern für den Frieden“ strebt sie danach, durch die Kraft des Wanderns und des gemeinsamen Engagements eine Botschaft der Hoffnung und des Miteinanders zu verbreiten. In diesem Interview spricht Isabella über die Ursprünge ihres Projekts, seine Ziele und die Herausforderungen, denen sie auf dem Weg begegnet ist. Sie teilt auch ihre Vision für eine friedlichere Welt und ermutigt Menschen, sich ihrem Projekt anzuschließen und gemeinsam für den Frieden einzutreten.
Interview von Sabine Schmitz
Was hat dich dazu inspiriert das Projekt „Wandern für den Frieden“ ins Leben zur rufen?
Weitwandern ist eine große Leidenschaft von mir. Weitwandern mache ich jedes Jahr für 2 Wochen. Vor einiger Zeit kam mir die Idee, das Wandern zu einem Symbol des Friedens zu machen. Und durch Friedensmärsche einen Beitrag zum Weltfrieden zu bewirken. Vor zweieinhalb Jahren habe ich mir eingestanden, dass ein großer Friedensmarsch nicht über Nacht entsteht. Man muss klein anfangen. Auf Malta habe ich meine erste Friedenswanderung geplant. Ich bastelte ein Schild mit der Aufschrift „Wandern für den Frieden“. Der Name hat sich gleich aus der ganzen Geschichte ergeben.
Wir sind derzeit ca. 15 Leute im Organisationsteam.
Was ist das Konzept bzw. das Ziel dieses Projekts?
Unser Ziel war es, eine aktive Bewegung auf den Straßen zu sein, und deshalb wählten wir das Medium des Wanderns. Unser Konzept sieht vor, dass sich auf den Straßen verschiedene Wandergruppen in verschiedenen Ländern bilden, die zu größeren Friedensmärschen und -demonstrationen führen. Dies soll zu einem globalen Umdenken führen.
Es wurde deutlich, dass unser Anliegen stark von Mitgefühl für Menschen und unseren Planeten geprägt ist. Im Laufe der Zeit haben wir das Umweltthema integriert und setzen uns dafür ein, dass finanzielle Mittel nicht länger in Waffen, sondern in Umweltschutz und soziale Leistungen fließen sollen. Unsere Bemühungen zielen auch darauf ab, die weltweite Armut zu bekämpfen und ein globales Umdenken herbeizuführen. Wir sehen, dass unsere Gesellschaft in die falsche Richtung geht und drängen darauf, dass Kriege beendet werden sollen.
Anstelle von Aufrüstung und der Produktion von Waffen sowie der Investition von Geldern in Kriege, sollte die Priorität der Politiker:innen und Verantwortlichen darin liegen, sich verstärkt um die Bedürfnisse der Menschen weltweit und das Problem der Klimakrise zu kümmern. Unser Ansatz ist von allgemeiner Natur. Wir verwickeln uns nicht in die Diskussion darüber, welche Kriegspartei im Recht oder Unrecht ist. Vielmehr streben wir die Rückkehr an den Verhandlungstisch und einen sofortigen Waffenstillstand an. Wir bemühen uns darum, eine neutrale Position einzunehmen und appellieren an alle Konfliktparteien, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir plädieren dafür, das Konzept des Krieges einfach aufzugeben. Unser Ziel ist ein umgehender Waffenstillstand sowie Weltfrieden und die Neuausrichtung der Ressourcen für eine bessere Zukunft für unsere Kinder und alle Menschen.
Welchen Einfluss hat das Wandern für den Frieden bisher auf die Menschen gehabt, die daran teilgenommen haben?
Wir haben Menschen angesprochen, die normalerweise nicht an Demonstrationen teilnehmen, sondern lieber in der Natur wandern und eine friedliche Einstellung haben, die den Frieden wollen – die breite Bevölkerung also. Das Wandern an sich hat auch den Einfluss, dass man sich in der Natur befindet und eine angenehme, positive und friedvolle Stimmung erlebt. Wir sind eine positive Bewegung, die nicht nur auf das hinweist, was falsch läuft, sondern den Blick nach vorne richtet. Wir sind aktiv und engagiert, und das empfinden nicht nur wir selbst als schön, sondern auch die Teilnehmer:innen. Die Natur selbst trägt auch dazu bei, eine friedlichere Haltung zu fördern. Wenn man in der Natur ist, umgeben von Tieren, in Ruhe und Stille, kann man lange darüber philosophieren, wie dies zu einer friedvolleren Einstellung führt.
Welche Herausforderungen musstest du bei der Umsetzung dieses Projekts bisher bewältigen?
Ich begann alleine, was bereits die erste Herausforderung war, da mein damaliger Partner sich geweigert hatte, mitzumachen. Also beschloss ich, alleine anzufangen. Als ich anderen davon erzählte, erntete ich zunächst Unverständnis. Damals, bevor der Ukraine-Krieg begann, schien es, als könnten die Menschen nicht wirklich etwas mit dem Thema Frieden anfangen. Die Reaktionen waren eher skeptisch. Diejenigen, die sich bereits in der Friedensbewegung engagierten, wurden als Spinner abgetan, und es herrschte Unklarheit darüber, was genau ich erreichen wollte.
Es war eine schwierige Zeit. Doch mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges änderte sich plötzlich das Bewusstsein. Menschen wurden sich bewusst, dass Kriege auch in Europa wieder Realität werden können. Plötzlich erhielt meine Initiative eine positivere Resonanz.
In der praktischen Umsetzung erleben wir in unserem Organisationsteam ein ständiges Kommen und Gehen, da jeder ehrenamtlich tätig ist. Es fehlt einfach an finanziellen Ressourcen, was eine Herausforderung darstellt. Plötzlich können persönliche Umstände auftreten, die selbst die engagiertesten Personen dazu veranlassen, zu sagen: „Ich kann gerade nicht weitermachen, weil mein Kind an Krebs erkrankt ist“ oder aus anderen persönlichen Gründen.
Grundsätzlich herrscht bei uns eine entspannte und offene Atmosphäre. Jeder ist willkommen, teilzunehmen, zu gehen und sich jederzeit wieder anzuschließen. Wir schätzen es sehr, wenn Menschen da sind, die helfen möchten.
Wie können Menschen, die sich für den Frieden engagieren möchten, an deinem Projekt teilnehmen oder es unterstützen?
Die Teilnahme ist unkompliziert. Wir sind auf verschiedenen sozialen Medien (wie Facebook und unserer Webseite) präsent. Auf unserer Webseite finden sich alle relevanten Informationen, und Interessierte können einfach vorbeischauen. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Durch die Registrierung für einen Newsletter wird man über alle Neuigkeiten informiert. Wenn man uns unterstützen möchte, genügt eine kurze E-Mail. Es gibt immer etwas zu tun, und wir freuen uns über jede Form der Unterstützung.
Welche Rolle spielt interkultureller Austausch in eurem Projekt ?
Der Austausch ist von grundlegender Bedeutung, da er die Toleranz fördert. Bei uns sind alle Teilnehmer:innen herzlich willkommen. Neuerdings haben wir unser Projekt um den interreligiösen Aspekt erweitert, insbesondere seit dem Peace Festival. Bei unserer nächsten Wanderung wird die Vorsitzende der jungen Musliminnen dabei sein, worüber wir uns außerordentlich freuen.
Wir haben viele Organisationen eingeladen, an unseren Wanderungen teilzunehmen, und sind nun besonders glücklich darüber, dass auch Vertreter:innen verschiedener Religionen Interesse zeigen. Sie unterstützen unsere Initiative und ermutigen die Jugend, an den Veranstaltungen teilzunehmen, um einen interreligiösen und interkulturellen Austausch zu fördern. Unser Projekt richtet sich an alle Gesellschaftsschichten, Randgruppen und Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Bei uns ist jede und jeder herzlich willkommen.
Bei unseren Wanderungen gibt es stets ein Picknick mit selbstgebackenem Kuchen. Finanziell verursacht dies keinen Aufwand, da wir lediglich freiwillige Spenden sammeln. Jeder ist herzlich eingeladen, etwas zu geben, aber es besteht keinerlei Verpflichtung dazu. Unsere Atmosphäre ist äußerst entspannt, und wir freuen uns über jeden, der teilnimmt. Der Zugang zu unseren Veranstaltungen ist so offen wie möglich gestaltet – ohne Anmeldung und ohne finanzielle Belastung. Es erwartet die Teilnehmer:innen ein geselliges Miteinander.
Glaubst du, dass Friedensaktivitäten, wie das Wandern für den Frieden einen langfristigen Einfluss auf die Gesellschaft haben können, und wenn ja wie?
Unser Ziel ist es, dass Menschen weltweit auf die Straße gehen und von den Verantwortlichen Frieden fordern, und unser Ansatz besteht darin, dies über Friedenswandergruppen zu erreichen. Derzeit gibt es 12 solcher Gruppen in Europa, vor allem in Ländern wie Österreich, Frankreich, Island, Schweden und Deutschland. Unser Wunsch ist es, dass es weltweit Friedenswandergruppen gibt, und wir bieten einen niederschwelligen Zugang dazu. Man kann sich auch mit Friedensorganisationen vor Ort zusammenschließen. In Österreich haben wir beispielsweise eine Kooperation mit WILPF. Ich glaube, es geht darum, sich gegenseitig in den Friedensorganisationen zu unterstützen und eine starke gemeinsame Bewegung zu bilden, ähnlich wie bei Fridays for Future, die sich ebenfalls zusammengeschlossen haben. Auch bei uns besteht die Hoffnung, dass wir durch regelmäßige öffentliche Präsenz und die Sichtbarkeit der Menschen auf den Straßen unser Ziel erreichen können.
Wie siehst du die zukünftige Entwicklung von „Wandern für den Frieden“? Gibt es Pläne für die Erweiterung des Projekts oder die Integration neuer Elemente, um noch mehr Menschen zu erreichen und den Frieden weiter zu fördern?
Wir haben bereits mit dem Peacefestival am 1.4.2024 begonnen. Es war eine Botschaft gegen Rassismus, aber auch für Toleranz, Umweltschutz und Weltfrieden. Wir haben versucht, dies durch die Religionen zu fördern, indem religiöse Vertreter vor ihren Glaubensstätten Lichtermeere entzündeten. Als weiterführende Aktion finden nun jeden ersten Samstagabend des Monats diese Lichterzeremonien vor verschiedenen Glaubensstätten statt. Zusätzlich haben Einzelpersonen die Möglichkeit, ein Licht ins Fenster zu stellen.
Wir verfolgen diese Initiative seit zwei Monaten und haben bereits Rückmeldungen erhalten. Besonders ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind und das Haus nicht verlassen können, freuen sich, dass sie auf diese Weise ein Zeichen setzen können. Indem sie ein Licht ins Fenster stellen, zeigen sie ihre Haltung und ihre Forderung nach mehr Toleranz, Umweltschutz und Weltfrieden.
Wir sind davon überzeugt, dass 99 % der Menschen Frieden wünschen und sich auch für den Schutz unseres Planeten einsetzen möchten. Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir dies umsetzen können, und sind zu dem Schluss gekommen, dass Wanderungen und diese Lichteraktion einen guten Weg darstellen. Wir hoffen, dass diese Initiative weltweit umgesetzt wird.