Dieser Artikel könnte ausschließlich den Einflüssen der Farben im antiken Afrika gewidmet sein, aber ich möchte mich auf eine Farbe besonders konzentrieren, da sie in den traditionellen Gesellschaften einen bedeutenden Platz einnimmt: Weiß. Diese Farbe widerlegt auch viele abendländischen Geschichten, die uns glauben machen wollen, dass sie bis zur Ankunft der Kolonisatoren unbekannt war. Afrika dagegen kannte und ehrte vielerlei Farben und brachte jede in ihrer Bedeutung mit einer Gottheit in Verbindung. In vielen Studien und verschiedenen Spiritualitäten stellten Schwarz und Weiß das vollkommene Gleichgewicht dar: in den ägyptischen Tempeln beispielsweise wurde Ausar (Osiris) mit kohlschwarzer Haut, Symbol seiner Herkunft und mit weißer Kleidung, Symbol der unsichtbaren Welt dargestellt.
Ich habe mich gefragt, wieso die Verwendung von weißer Kreide derart verbreitet war, von den Bwiti Ritualen von Gabun und Kamerun bis zu den Abakuà, einer geheimen Initiationsgesellschaft ausschließlich für Männer, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Kuba gegründet wurde, und fand heraus, dass dies für viele Afrikaner eine Art spirituelle Signatur war, denn in den verschiedenen Ritualen ermöglichte sie dem Einzelnen, in der unsichtbaren Welt erkannt zu werden. Alle afrikanischen Sprachen haben ihre eigene Bezeichnung für Kreide.
Das in Gabun und Kamerun verbreitete Bwiti ist ein vielschichtiges Initiationsritual, das auf Animismus, der Verehrung von Waldgeistern und dem Totenkult beruht, der in jüngster Zeit mit Elementen der christlichen Liturgie verbunden wurde. Während der Zeremonien – Heilungspraktiken, Übergangsriten oder speziellen Kulten – werden die Priesterinnen mit weißen Kreidezeichnungen bedeckt. Der am meisten geschminkte Teil ist das Gesicht, aber auch die Beine, die Arme und der Hals können Symbole zeigen, die nur Eingeweihte verstehen und kennen.
Viele afrikanische Gründungsmythen sprachen von mit Kreide bedeckten Vorfahren, die zurückkommen würden, um die Welt der Lebenden zu besuchen. Als sie auf die hellhäutigen Portugiesen trafen, glaubten die Bakongo, dass dieser Zeitpunkt endlich gekommen sei; als sie erkannten, dass es sich nicht um die heiß ersehnten Vorfahren handelte, war es zu spät.
Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!