Eröffnet wurde das diesjährige Berliner Kurzfilmfestival ALBA, welches im Ibero-Amerikanischen Institut stattfand, vom Botschafter der Bolivarischen Republik Venezuela, Herrn Ramón Orlando Maniglia Ferreira mit einer kurzen und herzlichen Ansprache.
Darin betonte er den revolutionären Geist, welcher der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerika (ALBA) zugrunde liegt und der sich in den fünf Kurzfilmen aus fünf verschiedenen ALBA-Länder widerspiegelt. Ein Projekt, welches weit über die Mitgliedsländer und Lateinamerika hinausgeht und deshalb seien, gemäß den Worten des Botschafters, auch die Deutschen ein Teil von ALBA. Zu vermuten ist, dass er sich damit wohl eher auf das deutsche Volk als auf die Regierung Deutschlands bezogen hat.
Das Filmfestival war dem 1. Mai und den Rechten der Arbeiter_innen gewidmet, so handelten die meisten Kurzfilme über die harte Arbeitssituation der armen Bevölkerungsschichten und dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel, den die Menschen oft in der Orientierungslosigkeit zurück lässt.
So handelt der Kurzfilm „Die eingefrorene Zeit“ von Baltazar Ushka, der auf über 5000m Höhe Eisblöcke aus dem ewigen Eis heraus hackt, um sie unten im Tal in der Stadt für 5 Dollar zu verkaufen. Es zeigt sein beschwerliches und kärgliches Leben in der Einöde, dass er seit 30 Jahren als einer der letzten Eismänner der Anden führt. Er geht einer Tätigkeit nach, die früher eine ganze indigene Gemeinde unterhalten hat. Dieser Film der ecuadorianischen Kineasten Igor und José Antonio Guayasamín aus dem Jahr 20008 wurde zweifach mit Applaus gewürdigt.
Oder weiter der Beitrag mit dem Titel „Eisernes Vermächtnis“, der einen Mann portraitiert, der in einer kleinen und stickigen Schmiede in Bolivien tagtäglich seiner Arbeit nachgeht und dafür mit seiner Gesundheit bezahlt. Dennoch liebt er seine Arbeit und versteht die Welt um sich herum nicht mehr, wo die neuen Generationen kein Interesse an dieser Tätigkeit finden können oder ihnen das Durchhaltevermögen für diesen Beruf fehlt. Sein Lebenszyklus bleibt unabgeschlossen, sollte er nicht dennoch einen Lehrling finden.
Der Kurzfilm „Die Rückkehr“ aus Kuba, in dem sich eine ganze Gemeinde auf die Herstellung von Backsteinen spezialisiert hat. Wie eine große Familie erzeugen sie unter enormen physischen Anstrengungen Tausende von Backsteinen. Der Gewinn reicht gerade, um nicht hungern zu müssen und obwohl sie jeden Abend erschöpft in den Schlaf fallen, wollen sie keiner anderen Arbeit nachgehen. Für sie hat diese Tätigkeit einen tieferen Sinn, verhelfen sie doch vielen Menschen mit dem billigen Baumaterial zu einem Dach über dem Kopf.
Das Motto des Festivals „Rechte der Arbeiter_innen“ beinhaltet auch das Recht auf Arbeit. Allerdings zeigen doch gerade diese Filmbeiträge, dass es um ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben geht, um das Recht auf Unterkunft, Bildung und Gesundheitswesen. In einer Welt, wo immer mehr Produkte und Dienstleistungen mit immer weniger Arbeitskraft erzeugt werden und ein menschenwürdiges Leben für alle möglich ist, unabhängig, ob erwerbstätig oder nicht, sollte die Forderung anders lauten. Eine komplette Reorganisation der Gesellschaft mit dem Menschen als zentraler Wert und nicht die Wirtschaft mit ihren Produktionsfaktoren im Mittelpunkt. Das Recht auf ein menschenwürdiges Leben muss von der Forderung nach Beschäftigung entkoppelt werden. Dies entspricht auch eher dem gesellschaftlichen Projekt von ALBA nämlich eine Gesellschaft zu errichten, die auf materielle, soziale und spirituelle Zufriedenheit aller Mitglieder der Gemeinschaft ausgerichtet ist, nicht jedoch auf Kosten anderer Mitglieder und nicht auf Kosten der natürlichen Lebensgrundlagen.