Am 24. Dezember ist eine Karawane von 8.000 bis 10.000 Migrant*innen vom südmexikanischen Bundesstaat Chiapas aus zu Fuß Richtung Norden aufgebrochen. Damit wollen sie erreichen, dass ihnen die mexikanischen Migrationsbehörden Bewegungsfreiheit gewähren, damit sie sich frei durch Mexiko bewegen und so in die USA gelangen können. Bereits Ende Oktober war eine Karawane ebenfalls aus Tapachula mit dem selben Ziel aufgebrochen.
Luis García Villagrán, Menschenrechtsaktivist und einer der Organisator*innen der Karawane, erklärte in einem Interview mit dem mexikanischen Portal Animal Político, der Marsch habe zum Ziel, die Behörden und die öffentliche Meinung auf sie aufmerksam zu machen, damit diese auf die Forderungen der Migrant*innen eingehen. „Wenn ich unsere Menschenmenge sehe, ist das für mich keine Karawane, sondern ein Exodus aus der Armut, ein Exodus der Bedürftigen und der Allerärmsten, denn diese Region ist zu einem Migrationsknast geworden“, so García.
Mehrheit der Teilnehmenden aus Honduras, Kuba und Haiti
Nach Angaben des Aktivisten stammen 60 Prozent der Teilnehmenden aus Honduras, Kuba und Haiti. Insgesamt nehmen Menschen aus 24 Ländern an der Karawane teil; sie stammen aus Guatemala, El Salvador, Venezuela, Nicaragua, Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Ecuador, Peru und Brasilien, aber auch aus afrikanischen und asiatischen Staaten. Laut García Villagrán sind unter den Teilnehmenden etwa 1.300 Schwangere, Alte, Kinder sowie Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen.
Seinen Angaben zufolge weigert sich die Nationale Migrationsbehörde INM seit September, den in Tapachula verweilenden Ausländer*innen Durchreisegenehmigungen durch Mexiko auszustellen. Tapachula ist eine Grenzstadt im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas nahe Guatemala, durch die tausende Migrant*innen nach Mexiko einreisen. „Vielleicht war es eine Anordnung der USA, wir wissen es nicht. Aber es gibt einen einen menschlichen Knoten, der sich in dieser Menschenmenge zeigt, die wir heute anführen“, so García Villagrán.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP startete die Karawane zwei Tage, nachdem der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador ein Übereinkommen mit Washington angekündigt hatte, um den Migrationsfluss in Mexiko besser eindämmen zu können.
USA und Mexiko wollen Migration eindämmen
Am 27. Dezember reiste eine hochrangige US-Delegation nach Mexiko-Stadt, um die „außergewöhnliche“ Migrationssituation in Mexiko zu besprechen. Bei dem Treffen mit der US-Delegation werde es „im Wesentlichen“ darum gehen, Bemühungen zu verstärken, um die Migration in Südmexiko besser eindämmen zu können, so López Obrador.
Der US-Delegation gehörten neben Außenminister Anthony Blinken zudem Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas und Sicherheitsberaterin Liz Sherwood-Randall an. Beide Seiten sprachen anschließend von Fortschritten in der Migrationspolitik. Man wolle enger zusammenarbeiten, um die Zahl der Grenzübertritte in die USA zu reduzieren. Die Vertreter*innen beider Regierungen einigten sich zunächst auf die Einrichtung einer bilateralen Arbeitsgruppe.
Die US-Grenzpolizei hatte in den vergangenen Wochen täglich etwa 10.000 Grenzübertritte aus Mexiko gemeldet, ein deutlich höherer Wert als zuvor. Die Karawane der Migrant*innen wird um den Jahreswechsel im südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca erwartet.