Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt! / Und er hat sein helles Licht bei der Nacht / Und er hat sein helles Licht bei der Nacht / schon angezündt‘, schon angezündt‘ …
Da geh’n meiner Omi Glimbzsch aus Zittau jedes Mal die Augen über, wenn ’se nich sofort losheult oder im Bett aufsteht in Ehrfurcht vor dem Steiger, der kommt. „Denn die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht“, heißt es in der heimlichen Nationalhymne jenseits von Eden – und sind angeschmiert bei Tag und Nacht – das Silber und das Gold kriegen sie nicht, aber den Abraum.
Kain (der mit dem Abel) aber ging „hinweg von dem Angesicht des Herrn und wohnte im Lande Nod, jenseits von Eden, gegen Osten“. Vom Westen und Süden und Norden ist kaum die Rede, wenn’s um Antifa-Strategien gegen die Goldgräber geht: Ratlos in der Zirkuskuppel bleiben fast alle Wissenschaft und Kunst, Politik und Gesellschaft. Aber es gilt:
Wir müssen Schmiere stehn beim Tag und der Nacht gegen die Mafia der Wirklichkeitsverweigerer.
Es braucht dies Jahr nicht nur die Wacht am Damm in Verden an der Aller mit Einauge Scholz, es heißt auch aufpassen an der Saale, an Havel und Spree, es braucht auch die Wacht am Rhein und an Neckar, Elbe, oder? Glückauf also fürs Blaue Wunder 2024.
Vor knapp 80 Jahren verhinderten mutige Antifaschisten in Dresden die Sprengung der Loschwitzer Brücke, während sich dieses Jahr ratlose Antifaschisten fragen, wann man denn tun müsste, damit Dresden nicht kippt. Mit Dresden und kippen, klar doch, ist nicht nur der Osten gemeint, sondern alles Uferlose unter dem Himmel des Herrn – die Sorge also, was zu tun und was zu lassen wäre, um den Durchmarsch von Arglosigkeit, Dummheit und deutschem Dünkel zu verhindern. Vielleicht taugt ja die Idee etwas, dass es zur Rettung der Republik eine Aktion für Demokratie braucht, Brandmauern statt Strohfeuer, Sprünge über die eigenen Schatten, Gespräche mit anderen Worten, Kontroversen jenseits der Arroganz nicht nur von Besserwessis. Und vielleicht muss man viel mehr als gestern die kritischen Medien unterstützen, verbreiten und auszeichnen, stellvertretend für alle, die gegen Gewalt, Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz anschreiben und anstinken, stellvertretend für alle, die für die Einhaltung der Menschenrechte streiten, für alle, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität einsetzen. Meine Omi Glimbzsch kann Euch Namen nennen …
Wat mut, dat mut oder „Was sein muss, muss sein, sagte der Bursch und küsste der Sau den Arsch. Glückauf dabei.
Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.