Madagaskar ist bekannt für seine zauberhafte Landschaft und seine exotischen Tiere; es sieht aus wie ein wahres Paradies auf Erden, aber wie viele andere afrikanische Länder ist es von anhaltender politischer Instabilität geplagt. Das war nicht immer so: es gab eine Zeit, in der diese Insel ihr Schicksal in ihrer Hand hatte, bevor sie dem Kolonialismus unterworfen wurde. Außer den natürlichen Reichtümern hat Madagaskar viel über die wichtige Rolle der Frauen auf allen politischen und sozialen Machtebenen vor dem Eintreffen ausländischer Mächte zu enthüllen.
Ein bestechendes Beispiel ist Ranavalona III, die letzte Königin von Madagaskar: sie regierte von 1883 bis 1895, als sie von den Franzosen abgesetzt wurde, die die Insel im Jahr 1896 offiziell zu ihrer Kolonie erklärten.
Im Jahr 1861 in Amaribe, dem traditionellen Namen der Hauptstadt Antananarivo, geboren, wurde sie von protestantischen Missionaren erzogen und bestieg nach dem Tod von Königin Ranavalona II in einem sehr schwierigen Umfeld den Thron, da die Westmächte – Holland, Frankreich, England – sich wegen der strategischen Lage um die Insel stritten.
Ranavalona versuchte, der Kolonisierung entgegenzuwirken, indem sie die diplomatischen Beziehungen mit den Vereinigten Staaten ausbaute, aber Frankreich gelang es, die Bevölkerung der Insel zu spalten und griff im Jahre 1895 die Hafenstädte an der Küste und den Königspalast an, besetzte ihn und beendete eine vier Jahrhunderte dauernde Monarchie und Unabhängigkeit der Insel.
Zunächst durften die Königin und ihr Hofstaat als Symbolfiguren bleiben, aber 1897 veranlasste der Ausbruch eines Volksaufstandes die Franzosen, sie ins Exil auf die Insel Reunion zu schicken, und später nach Algier, wo sie 1917 starb.
Die Geschichte von Ranavaona war damit noch nicht zu Ende: nach langen Verhandlungen mit Frankreich brachte ein Flugzeug die Krone der Königin am 5. November 2020 zurück nach Madagaskar, wo sie nun im prächtigen Königspalast Rova di Antananarivo (auf Madagassisch Rovan’i Manjakamiadana) ruht.
Die letzte Blume Madagaskars ist für immer in die Erinnerung des Kontinents zurückgekehrt.
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Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!