Der Zeitgeist wird von Hass und Gewalt vernebelt, wie seit langem nicht mehr. Die Zersplitterung der Gesellschaft, die Polarisierung und eine wachsende Wut, die ein Ventil sucht, zeigt sich bei jedem neuen oder erneut aufflammenden Konflikt in zunehmenden Massen. Die meisten Medien haben einen Fokus auf Gewalt und Krieg und tun das Ihre, um zusätzlich Öl ins Feuer zu giessen.
Dabei wird die gegenläufige, wachsende Sensibilität der Gewaltfreiheit übersehen und überhört. Die Stimmen und Aktionen von Yael Deckelbaum und Women Wage Peace zum Beispiel (Pressenza berichtet hier und hier). Der Aufruf von Michal Halev der israelischen Mutter, deren Sohn von den Hamas getötet wurde, auf Rache und Gewalt zu verzichten (Pressenza berichtet hier).
Und zuletzt die grossartige Geste von Yosheved Livshitz, die bei ihrer Freilassung ihren Entführern die Hand gibt und sich mit «Schalom» verabschiedet.
Die 85 Jahre alte Yosheved Livshitz wurde zusammen mit Nurit Yitzhak, 79, freigelassen. Die Freilassung fand an dem Grenzübergang Rafah statt, im Süden Gazas, nach Ägypten. Ein Krankenwagen nahm die beiden Frauen dort in Empfang. Ein Video von The Guardian dokumentierte die grossartige Geste dieser gebrechlichen und zierlichen Frau.
Ihre Entführung beschreibt sie als traumatisch und die Hölle. Ihre Geiselhaft in Gaza beschreibt sie so, „Wir waren zu fünft, jedem von uns war eine Wache zugeteilt, sie haben uns gut behandelt, sich um alles gekümmert. Es gab Frauen, die wissen, was weibliche Hygiene bedeutet.“ Sie hätten sichergestellt, dass die Geiseln alles haben. Dass die Toiletten sauber gewesen seien. „Sie haben sie sauber gemacht, nicht wir.“ Und weiter: „Sie waren sehr gütig, das muss man sagen.“ Sie hätten dasselbe Essen bekommen wie ihre Wachen: Pita-Brot, Käse, eine Gurke. Das sei das Essen für den ganzen Tag gewesen. Auf die Frage, warum sie dem Terroristen die Hand geschüttelt habe, sagt sie: „Weil sie uns gut behandelt haben.“
Die hier aufgeführten Beispiele sind die wirklich grossen Ereignisse, über die es zu berichten lohnt. Diese Frauen zeigen uns den einzigen Weg aus dieser Gewaltspirale heraus. Sich von der Rachekultur abzuwenden, auf Gewalt und Krieg als Mittel in Konflikten zu verzichten.
Es ist der einzige Weg und die Menschen auf beiden Seiten sind der Gewalt müde.