Es ist etwas länger her, aber es wird berichtet, dass beim Öffnen des Buchs mit den ‚Sieben Siegeln‘ vier Reiter erscheinen, die auf die Menschheit losgelassen werden. Legen Sie mich jetzt bitte nicht auf Einzelheitern fest, aber mir ist bekannt, dass Johannes der Täufer Verfasser des Offenen Briefes ist, den in sieben Sendschreiben sieben Gemeinden in Kleinasien erhielten. In der Offenbarung des Johannes (Offb 9,13-19) heißt es unter anderem, dass da die vier Engel losgebunden wurden, „die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten.“ Weiß Gott, zierlich heftig! Denn nun sind – getreu der Offenbarung? – die vier Apokalyptischen Reiter ausgebrochen: Gewalt und Krieg, Furcht, Krankheit, Niedergang, Tod, Hunger, Seuchen.
Die Waffen von gestern, vorgestern und morgen, Drohnen und Raketen oder Panzer, Bomber, die Kampfflugzeuge mit den „intelligenten Bomben“, ja die Soldaten selbst, die zu kleinen Tötungsmaschinen gemacht wurden: Sind das die Abbilder aus dem Buch der Offenbarung?
Die Gelehrten von heute können morgen erklären, wie ist es möglich war, dass wir ein derartiges Ausmaß an Zerstörung erreicht haben. Wir alle haben dabei zugesehen, sind auch diesmal wieder und immer noch Zeitzeugen, die wegschauen, weil wir die Phänomene nicht verstehen, die diesen Krieg begleiten: Den Einmarsch der Hamas-Terroristen in Israel, das wahllose Töten von Zivilisten, die Entführung von Menschen, Kindern, älteren Menschen und Militärangehörigen, die Fake News, die gezielte Verdrehung von Tatsachen und die Manipulation religiöser Überzeugungen, so der brasilianische Philosoph und Theologe Leonardo Boff. „Es ist wichtig, die vielen Jahre der harten israelischen Herrschaft über die Gaza-Region und die Palästinenser im Allgemeinen nicht zu vergessen. Dies hat zu Ressentiments und viel Hass geführt, was die Ursache für die anhaltenden Konflikte in der Region ist. Doch all dies lässt die Frage nicht verstummen: Wie sind wir Menschen zu einer solchen Barbarei fähig?“
„Wir wollen zuerst nach Jerusalem, mit Millionen von Märtyrern“, rief schon 2007 der Führer der Hamas, Ismail Hanija. Den Ruf der Verzweiflung, den Ruf von Hass und Vergeltung hören wir heute auf den Kundgebungen. Der Angriff der Hamas auf Israel sei „Anfang einer Abwärtsspirale“, sagte Salman Rushdie, der „trotzdem“ für Meinungsfreiheit, gegen Fanatismus, Hass und Gewalt kämpft. Andere Meinungen zuzulassen sei „schwierig, aber notwendig“, so Rushdie.
Ich weiß wenig, aber doch soviel: Krieg war nie ein Mittel, um Probleme zu lösen. Wir bleiben Hoffende – und auch deshalb auf der Straße.
Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.
Hier mehr zum Thema Menschenrechte
Veranstaltungshinweis für Stuttgart:
- Mein Name ist Mensch: Ausstellung Theaterhaus, 5.11., 11:30 h
- Die Namen der Toten: 9.11., 16 h, Mahnmal Stauffenbergplatz
- FriedensGala 10.12. Theaterhaus