Bei den Veranstaltungen der «Quelle» geht es nicht nur um spirituelle Bewusstseinserweiterung, sondern auch um handfeste Dinge wie Permakultur, Ernährung oder das Bildungssystem. Laut Leiter Patric Pedrazzoli ist die spirituelle Dimension nämlich nicht von der materiellen Welt trennbar.
Die «Quelle» holt seit Jahren Referentinnen und Referenten aus der ganzen Welt nach Bern, die bei aller Vielfältigkeit auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind: Sie vermitteln Inhalte und Praktiken, die helfen, den Umgang mit Umwelt und Mitmenschen bewusster und friedlicher zu gestalten. Die spirituelle Ausrichtung des Zentrums ist dabei eng verbunden mit einer Reflexion über eine gerechtere Welt. «Unser Ziel ist es, einen Beitrag zum Schutz unserer Ressourcen und zu einem universellen Frieden zu leisten», sagt Patric Pedrazzoli, Leiter der «Quelle».
Zeitpunkt: Was ist der rote Faden beim Veranstaltungsprogramm der «Quelle»?
Patric Pedrazzoli: Das Ziel der «Quelle» ist, die Erde zu einem schöneren und gerechteren Ort zu machen. So ein Transformationsprozess findet aber nicht nur im Äusseren statt, sondern vor allem auch im Inneren des Menschen. Durch Bewusstseinsarbeit können wir viele Missverständnisse aus dem Weg räumen und so eine friedlichere Welt entstehen lassen. Also Frieden mit Menschen, Tieren und der Mutter Erde machen, sie nicht mehr ausbeuten.
Konkret realisieren wir diese Bewusstseinsarbeit durch Vorträge, Seminare, Workshops und Ausbildungen, für die wir Referentinnen und Referenten aus aller Welt in die Schweiz holen. Es geht zum Beispiel um Permakultur, um Ernährung, um Bewegung, ums Bildungssystem. Um die Frage, wie Kinder mit Freude und Begeisterung lernen können, wie sich das Wirtschafts- und das Gesundheitssystem verändern muss, damit die Ressourcen wieder allen gehören – denn eigentlich könnten wir auf der Erde wie in einem Paradies leben. Das Problem liegt im menschlichen Ego mit seiner Gier, Eifersucht und Wut.
Inwiefern ist es für die Lösung dieser Probleme wichtig, auch die spirituelle Dimension in unser Leben zu integrieren?
Als Kinder sind wir voller Lebensfreude und Energie und Glückseligkeit, doch im Laufe der Zeit beginnen wir, einen Weg einzuschlagen, bei dem die Frage im Zentrum steht, wie wir «jemand werden können». Viele Menschen sind dadurch von Angst, Sorgen und Zweifel geprägt, und dementsprechend sieht die Welt des 21. Jahrhunderts auch aus: Kriege, Ausbeutung und Gier, wohin man blickt. Wenn man jedoch einen Schritt zurücktreten kann aus der Realität des Alltags, in anderen Worten, wenn man sein Bewusstsein öffnet, erkennt man, dass viele Probleme durch unsere Interpretation der Welt zu Stande kommen. Schliesslich ist unser Denken geprägt von der Art und Weise, wie unser Hirn unsere Sinneseindrücke verarbeitet. Doch diese materielle Dimension des Lebens stellt eben nur einen Teil der Realität dar.
Doch die spirituelle Welt und die materielle Welt sind nicht zwei voneinander getrennte Dimensionen, sondern hängen eng zusammen. Wenn wir das verstehen, können wir sie in Einklang bringen und die friedliche Transformation auch auf das Geld- und Wirtschaftssystem oder auf andere Bereiche anwenden.
Wie schafft man es, dass diese Bewusstseinsarbeit die Menschen dazu bringt, ihre eigenen Energien zu stärken, und nicht blindlings einem Guru zu folgen?
Es kommt darauf an, was man unter einem Guru versteht. Wörtlich übersetzt sind Gurus Weisheitslehrerinnen und -lehrer, die einem von der Dunkelheit ins Licht führen. Die bekanntesten sind Buddha und Jesus – und in diesen Fällen wird in der Regel nicht gross hinterfragt, dass man ihnen blindlings folgt. Im Gegenteil: Ihr Licht und ihre Liebe strahlt bis heute. In der Bibel steht: Erkenne die Wahrheit, und die Wahrheit macht dich frei.
Gibt es nur eine einzige Wahrheit?
Wir haben acht Milliarden Menschen auf der Welt, also acht Milliarden verschiedene Wahrheiten. Doch diese orientieren sich an der Realität, an der individuellen Wahrnehmung der Welt, deshalb sind sie relativ. Die essentielle Wahrheit dagegen ist absolut, doch sie ist mit Worten nicht erklär- oder beschreibbar.