Unter dem Motto „Die Völker für ein plurinationales Amerika vereinen“ fand in der Casa Nuestros Hijos, la Vida y la Esperanza de Madres de Plaza de Mayo – Línea Fundadora (früher ESMA – Escuela Superior de Mecánica, in den späten 70ern und frühen 80er ein Folterzentrum, seit 2007 eine Gedenkstätte) ein neues RUNASUR-Treffen statt.

RUNASUR versteht sich als indigenes Pendant zum multilateralen Staatenbündnis UNASUR (Unión de Naciones Suramericanas – Union südamerikanischer Nationen) (Anm.d.Ü.).

Die Veranstaltung begann mit einer Zeremonie von Indigenen der Anden, die die Geister und Gottheiten um Schutz und fruchtbare Entwicklung des Treffens baten.

Nach einer kurzen Einführung durch den RUNASUR-Koordinator Fernando Huanacuni, ehemaliger Außenminister unter Evo Morales, ergriff der Generalsekretär der autonomen CTA (Central de Trabajadores de Argentina Autónoma[1] – autonomer Gewerkschaftsbund Argentiniens), Hugo „Cachorro“ Godoy, das Wort und betonte die Notwendigkeit, Lateinamerika und die Karibik weiterhin als Territorium des Friedens zu schützen, „ein unverzichtbarer Bestandteil in einer Zeit, in der das Imperium in seiner Dekadenz Kriege sät“.

Der Gewerkschafter wies darauf hin, dass die zentralen Ziele des Treffens seien, darin Übereinstimmung zu finden, dass RUNASUR zur Diskussion und zu Aktivitäten zugunsten der Menschenrechte beiträgt, sowie die Veröffentlichung von Belegen ihrer Verletzung zu ermöglichen, und zu versuchen, übereinstimmende Ansichten von sozialen, indigenen, afro-stämmigen und gewerkschaftlichen Organisationen darüber herauszubilden, wie man einer imperialen Politik begegnen kann, die augenscheinlich den Willen des Volkes verletzt, um die Region zu dominieren.

Dann ergriff der Hauptorganisator des Treffens, der erste indigene Präsident Boliviens, Evo Morales Ayma, das Wort, der zusätzlich dazu, die Einheit in der Vielfalt hochleben zu lassen, auch den antiimperialistischen und antikapitalistischen Charakter von RUNASUR hervorhob.

Der bolivianische Staatschef beschrieb, dokumentarisch belegt, die zahlreichen Anspielungen der USA auf Lateinamerika und der Karibik als ihren „Hinterhof“ und das illegitime Interesse derselben an der Aneignung natürlicher Ressourcen, insbesondere aktuell von Lithium.

„200 Jahre nach der Erklärung der Monroe-Doktrin ist es weder zulässig noch akzeptabel, dass wir weiterhin so betrachtet werden“, betonte Morales. Staatsstreiche gegen vom Volk gewählte Regierungen, fügte er hinzu, richten sich nicht nur gegen die Einführung eines wirtschaftlichen Konzeptes von Aufteilung und Selbstbestimmung, sondern zielt auch darauf ab, uns an der Wertschöpfung unserer Rohstoffe zu hindern, wie die in Bolivien gemachte Erfahrung zeigt.

Daher sei „eine antikapitalistische und antiimperialistische Haltung unerlässlich, um soziale Probleme zu lösen“, fuhr er fort.

Eine der zentralen Fragen, die von den sozialen Bewegungen diskutiert werden muss, ist, wie dem Interventionismus und der Plünderung der natürlichen Ressourcen ein Ende gesetzt werden kann, wofür es Einheit braucht.

Schließlich kündigte der ehemalige Präsident an, dass es im Dezember ein großes RUNASUR-Treffen geben würde, das mit dem Datum des 200. Jahrestages der Ankündigung der Monroe-Doktrin zusammenfallen würde.

Der Besuch von Nora Cortiñas, Mitgründerin von Madres de Plaza de Mayo – Línea Fundadora, die anlässlich ihres 93. Geburtstages vom Publikum herzlich begrüßt wurde, wurde groß gefeiert.

Herausragend bei diesem Eröffnungspodium waren auch die Einlassungen von Héctor Béjar, dem ehemaligen Außenminister des unrechtmäßig abgesetzten und inhaftierten Präsidenten Perus, Pedro Castillo Terrones.

Er wies darauf hin, dass „die legitime Basis der regionalen Integration die indigenen Völker sein müssen“, und unterstrich damit die Bedeutung von RUNASUR als Ausdruck dafür, in dieser Richtung voranzuschreiten. Die Organisationen zur Integration von Staaten sind abhängig vom Auf und Ab der Politik, während die Völker immer da sind. Daher „muss die permanente stabile Basis von CELAC (Comunidad de Estados Latinoamericanos y Caribeños[2] – Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten), UNASUR oder CAN (Comunidad Andina de Naciones – Andenpakt) RUNASUR sein“, erklärte er.

Der peruanische Intellektuelle beschrieb detailliert die Besonderheiten des Staatsstreichs in seinem Land und seiner Akteure, dem Anschein nach Zivilisten, aber in Wahrheit angeführt von ehemaligen Militäroffizieren, „von denen einer ein Kriegsverbrecher ist“.

Béjar bat um internationale Solidarität, durch die Anprangerung des Krieges, der derzeit von der illegitimen Regierung gegen die sich aus Protest auflehnende Bevölkerung geführt wird -„mit klarer und starker Stimme“ in allen öffentlichen Bereichen.

Bezugnehmend auf die zahlreich geführten Beratungen zur Lösung der Situation betonte er, dass „es keine Lösung innerhalb der Gesetzmäßigkeit des gegenwärtigen Staates gibt“. Die Lösung besteht in einer Verfassungsgebende Versammlung – die heute von mehr als 60% des peruanischen Volkes gefordert wird – aber nicht in einer manipulierten Verfassungsgebende Versammlung, wie es sie früher gab.

Schließlich erläuterte er die Arten und Weisen der Widerstandsaktionen der Anden- und Amazonasgemeinschaften und der Bauernpatrouillen, die aufgrund ihrer gemeinschaftlichen und nicht individuellen Besonderheiten nicht nur dazu bestimmt sind, damit fortzufahren, sondern schließlich zu triumphieren.

Andere gesellschaftliche Führer ergriffen ebenfalls das Wort, wie Omar Ramírez Mina von der bolivianischen CSUTCB (Confederación Sindical Única de Trabajadores Campesinos de Bolivia[3] – Vereinigter Gewerkschaftsbund der Landarbeiter Boliviens), Humberto Correa von der kolumbianischen CGT (Confederación General del Trabajo[4] – Allgemeiner Gewerkschaftsbund), Silvia Almazán von CTERA/CTA (Confederación de Trabajadores de la Educación de la República Argentina/Central de Trabajadores[5] – Konföderation der Arbeiter im Erziehungswesen der Argentinischen Republik/Arbeiterbund) – die die Notwendigkeit einer feministischen Nation hervorhob – und Alejandro Rusconi, Vertreter der Evita-Bewegung.

Das Veranstaltung endete mit einer Vielzahl von Botschaften von Delegierten des Mapuche-Volkes, von peruanischen Menschenrechtsorganisationen und anderen Basisbewegungen, woraufhin abschließend die Teilnehmer lebhafte Gesänge des Kampfes und der Solidarität anstimmten.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ulrich Karthaus vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


[1] https://www.cta.org.ar/
[2] https://celacinternational.org/
[3] http://www.csutcb.org/
[4] https://cgtcolombia.org/
[5] https://ctera.org.ar/