In einer Situation, in der von Politik wie Medien auf Kriegswirtschaft hingearbeitet wird, ist es wichtiger denn je, ein Ziel vor Augen zu haben, das geeignet ist, Menschen zu gewinnen und dem destruktiven Treiben ein Ende zu bereiten.
Von Gerhard Mersmann
Was machen Menschen und Organisationen, die andere davon überzeugen wollen, sich ihnen anzuschließen? Sie zeigen, was sie können, sie versuchen ihre Leistungen positiv darzustellen und sie stellen sich geduldig den Fragen derer, die sich für sie interessieren. Und was machen sie nicht? Sie drohen nicht, sie stellen keine Ultimaten und sie enthalten sich jeglicher Erpressungsversuche. Warum? Weil Attraktivität durch Leistung und Verhalten hergestellt wird. Attacke und Bedrohung hingegen bewirken das Gegenteil. Sie befördern die Abneigung derer, die man gewinnen will, und sie führen zur eigenen Isolation.
Das, was im sogenannten zivilen Leben als ein Allgemeinplatz gilt, ist für das Genre der westlichen Politik zu einem unlösbaren Rätsel geworden, das niemand mehr in der Lage ist zu entschlüsseln.
Die Abwendung vieler Staaten, die man für das eigene Vorgehen gewinnen will, ist das Resultat von einer Strategie, die im Volksmund bereits mit einer Redewendung beschrieben ist: “Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.”
Aggression und Schwäche
Dass diese Devise zur Generallinie der USA, ihrer NATO und der EU geworden ist, lässt sich täglich neu belegen. Die Begründung, so sie überhaupt geliefert wird, ist immer wieder exklusiv das russische und chinesische Feindbild. Dass es bei der eigenen zunehmend prekären Lage gewichtige Ursachen gibt, für die man selbst Verantwortung trägt, wird dabei geflissentlich unter den Tisch gekehrt.
Dass die eigene Leistungsfähigkeit, die bereits seit Jahrzehnten durch die Auswirkung eines Reglementierungs- und Kontrollwahns in Form einer auswuchernden Bürokratie gelitten hat, sich in manchen Bereichen nicht mehr mit dem neuen, ausgemachten Hauptkonkurrenten messen lassen kann, wird nun noch beschleunigt durch die radikale Umschichtung der staatlichen Ausgaben.
Weder wird der mentalen wie institutionellen Bildungsmüdigkeit noch der infrastrukturellen Veralterung der Kampf angesagt, sondern fleißig in militärische Drohpotenziale investiert. Massig Geld für Kanonen, nichts für Köpfe. Die einzige Attraktivität, an der gearbeitet wird, ist der Duft des Sprengstoffs. Wen das anzieht, kann man sich denken. So ist es kein Wunder, dass zunehmend die Köpfe, deren Wirken existenziell für gute Verhältnisse sind, das Weite woanders suchen.
Dem Treiben ein Ende setzen
Leider ist zu attestieren, dass das, was momentan zu beobachten ist, an Demontage der eigenen positiven Fähigkeiten und Kenntnisse nicht ausschließlich als Resultat des bösen Willens zu werten ist. Es handelt sich um eine unheilvolle Mixtur von Ahnungslosigkeit, Hörigkeit und das Klammern an ein eigenes, von dem verhängnisvollen Kurs abhängendes Auskommen.
Dass auch eine solche Form der Inkompetenz und Charakterlosigkeit aggressiv und gefährlich werden kann, sieht man in ihrem Umgang mit Kritik. Die Art der Aggression verrät aber auch die Schwäche, die aus den ständig präsenten existenziellen Ängsten resultiert. Unüberwindbar ist das indessen nicht.
Alle Versuche, sich mit den Vertretern dieser desaströsen Politik auseinanderzusetzen, führen zu nichts. Der effektivere Weg wird der sein, an der Attraktivität dessen zu arbeiten, was als eine Gesellschaft zu bezeichnen ist, die tatsächlich auf Recht und Leistung, tatsächlicher Lebensqualität sowie Freiheit und Toleranz basiert.
Wer Recht mit Regel, Leistung mit Alimentation, Lebensqualität mit Wachstumsraten, Freiheit mit Bevormundung und Toleranz mit Inquisition verwechselt, hat in einer solchen Gesellschaft nichts verloren.
In einer Situation, in der von Politik wie Medien auf Kriegswirtschaft (1) hingearbeitet wird, ist es wichtiger denn je, ein Ziel vor Augen zu haben, das geeignet ist, Menschen zu gewinnen und dem destruktiven Treiben ein Ende zu bereiten.
Quellen und Anmerkungen
(1) Kriegswirtschaft (oder auch Kriegsökonomie genannt) ist eine auf die Notwendigkeiten des Krieges ausgerichtete Wirtschaftsordnung. Dabei versucht eine Kriegspartei die eigene Volkswirtschaft und die Wirtschaft der von ihr besetzten Gebiete so umzugestalten beziehungsweise einzurichten, dass diese den Anforderungen der Kriegslage gerecht wird.