Unerträglich ist das über sie hereingebrochene Leid. Doch in der Kälte und in den Trümmern, neben verschütteten Leichen und ohne Proviant müssen die Erdbebenopfer in Syrien dieses unermessliche Leid ertragen, neben schon vorhandenen Kriegswunden, und vor ihrem Schmerz, ihrer Trauer, ihrer Ohnmacht fühlen wir uns hilflos. Weil in Syrien ein Krieg ohne Unterlass tobt, dessen Anfänge und Ursachen in der Dunkelheit der Zeit immer undeutlicher werden. (Dabei übersehe ich nicht, dass die türkische Bevölkerung ebenso ein großes Leid erfährt, nein; aber darum geht es mir hier nicht.)
In einem Interview in der AZ vom 10.02.2023 über die von seinem Verein geleistete Hilfe in Syrien, erzählt der Münchner Kabarettist Christian Springer Folgendes: „Heute früh habe ich noch einen Syrer gefragt, was sie brauchen. Er hat gelacht und gesagt: Frieden! Dann wären die Grenzen offen für humanitäre Hilfe.“
Krieg und Erdbeben: zu viel des Leids
„Dann wären die Grenzen offen für humanitäre Hilfe“. Dieser Satz tut weh. Weil er am deutlichsten die gnadenlose Sinnlosigkeit eines sich ins Unendliche ziehenden Krieges illustriert: Wegen der andauernden Kämpfe kommt man an die Opfer nur durch ein Nadelöhr. Der Krieg macht alles nur noch schlimmer.
Dann noch dieser Satz von Springer: „ Auf einem türkischen Flughafen hat man gesehen, wie ein israelisches und ein iranisches Flugzeug nebeneinander stehen, um Hilfe zu leisten. Das braucht diese Welt! Ich empfinde das als ein wahnsinniges Symbol.“
Und wie! Das meinte auch gestern eine seit Jahre emsig für den Frieden arbeitende Frau der IFFF (Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit), die ich schon lange kenne: „Jetzt die Waffen fallen lassen, um zusammen Hilfe zu leisten, das ist das, was wir brauchen!“
In wie vielen Ländern der Welt vereinen sich Naturkatastrophen mit den Wunden des Krieges, um das Leben jeder Kreatur unmöglich zu machen? Von Überleben kann man unter diesen mehr als prekären Bedingungen kaum noch sprechen. Man könnte dieses Erdbeben also als eine Ermahnung zum Frieden interpretieren. Doch bei den Mächtigen dieser Welt stößt dies weiterhin auf taube Ohren.