Diese aus der Geschichte hergeleitete Betrachtung befasst sich mit den von Menschen wissentlich betriebenen Entwicklungen in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld durch alle Epochen hindurch. Wirtschaftliche Evolutionsprozesse unterscheiden sich von den Evolutionsvorgängen der Natur, von biologischen Entwicklungsprozessen, die von Darwin wissenschaftlich beschrieben wurden.

Sie stimmen dennoch in der Frage überein: Alles was sich als nützlich und sinnvoll in der Entwicklung erwiesen hat, setzt sich durch und bleibt für längere Zeiten erhalten. Marx hat die Erkenntnis von Darwin hochgeschätzt und seine Analysen der wirtschaftlichen erweiterten Reproduktion entsprechend angelegt.

Der Wirtschaft kommt in allen Gesellschaftsordnungen die grundsätzliche Aufgabe zu, die materiellen Lebensgrundlagen für die Bevölkerung zu schaffen. Nahrung, Wohnung, Kleidung, Wärme, Mobilität, für ein Bildungs- und Gesundheitswesen. Sie sorgt für ein kulturelles und würdiges Leben für alle Mitglieder des Landes.

Wirtschaftliche Abläufe werden von menschlichen Interessen beeinflusst und geprägt. Wirtschaftliche Evolutionsprozesse sind wissenschaftlich nachweisbar, angefangen von den ursprünglichen Gesellschaften vergangener Zeiten, über Ordnungen des Feudalismus, des Kapitalismus bis hin zum Sozialismus des 20. und 21. Jahrhundert. Jede Gesellschaftsordnung hat ihre prägenden Elemente, die die Entwicklungen vorantreiben. Hauptziel der Evolution in der Wirtschaft ist die wachsenden Menschenzahlen mit würdigen Bedingungen am Leben zu erhalten. Unzureichende Anpassungen an die sich ändernden Bedingungen im Verlauf der Zeiten kann zum Fortschrittsproblem für die Menschheit werden. Immer dann, wenn Reformen oder Transformationen sich als unzureichend erweisen – nicht gründlich oder tief genug gehen, um die Widersprüche zu überwinden. Das Denk- und Arbeitsvermögen der Menschen sind ihre einzigen Werkzeuge zur Entwicklung. Alles übrige holen sie sich aus der Natur (A. Einstein). Die Wissenschaft der denkenden Menschengemeinschaft wird in der globalen Welt mit der Arbeit zur Hauptproduktivkraft.

Die Wirtschaftsordnung des Feudalismus war geprägt von der absoluten Alleinherrschaft und des Alleinbesitzes an Grund und Boden des Monarchen. Den auf Lehnrecht aufgebauten Wirtschaftsverhältnissen, mit Steuer- und Dienstpflichten aller arbeitenden, mit beschränkten Grundrechten.

Prägende Merkmale des Kapitalismus ist die Dreiteilung der Macht (Parlament, Regierung und Justiz) geschmückt mit der repräsentativen Demokratie. Die Interpretationshoheit der Dinge nimmt sich die Politik, unterstützt von der Macht der Medien. Die alleinig bestimmende Entscheidungsmacht in der Wirtschaft sind die Kapitalmehrheiten in den Einrichtungen. Profit (sur plus bei Marx, Übergewinn in der Ampelregierung) und der Zuwachs an Geld sind die wesentlichen Triebmittel der Wirtschaft. Als gesellschaftliche Großprobleme erweisen sich Weigerung zur äquivalenten Aufteilung des geschaffenen Mehrwerts, die Kriege um Rohstoff und Markt, sowie als eine Option der Politik. Die Schädigung der Natur durch das Wirtschaftswachstum als Prämisse des Kapitals, wurde in den letzten Jahrzehnten zu einem systemischen Problem dieser Ordnung. Die ganze Gesellschaft wird von einer juristisch tief verwurzelten Bürokratie gelähmt, die die evolutionären Entwicklungen ausbremst.

Der Kapitalismus hat mit einer industriellen Revolution im 18. Jahrhundert und mit der Mobilisierung der Wissenschaften einen enormen Entwicklungsschub in Europa hervorgebracht. Zusätzlich erhöhte die vorangegangene Kolonialepoche die Akkumulationskraft in Europa und den USA zu Lasten der Entwicklungsländer.

Trotz umfangreicher Akkumulationsquellen vermochte es die kapitalistische Ordnung nicht, in ihrer etwa 400-jährigen Entwicklungszeit, die Risiken für die globale Menschheit dauerhaft zu überwinden. Evolutionäre Entwicklungen erhielten vorwiegend auf Geldgewinn gerichtete Bewegungsräume. Die Spaltung der Gesellschaften in arm und reich, die Klimaänderung, die Kriege und die Rückstände in den Entwicklungsländer schweben als Damokles Schwert über die Menschheit.

Die kommende Ordnung des Sozialismus im 21. Jahrhundert befindet sich erst in der von der Theorie geprägten Anfangsphase. Probleme in der Versorgung, aus der Umstellung oder aus fehlenden wirtschaftlichen Kompetenzen waren zu Beginn aus objektiven Gründen vorprogrammiert. Die neue sozialistische Ordnung verwendet nützliche politische und wirtschaftliche Elemente des Kapitalismus nach Anpassungen an ihre soziale Logik. Das wurde auch in der DDR praktiziert. Dieser Feststellung liegen praktische und wissenschaftliche Erfahrungen des Autors zugrunde, der in allen wesentlichen Stufen einer Wirtschaft praktisch tätig war. Der Versuch einer kurzen Darstellung der wirtschaftlichen Werkzeuge der verschiedenen Ordnungen ist dem Text beigefügt.

Der Kapitalismus verteidigt seine Ordnungsprinzipien seit den ersten Veränderungsversuchen der Pariser Kommune 1870, der Revolution in Russland 1917 und der Formierung eines sozialistischen Lagers nach dem 2. Weltkrieg. Die konterrevolutionären Ereignisse in den Zeiten Stalins, Mao Tsetungs und in anderen Ländern wurden zur Diskreditierung der sozialistischen Ordnung unablässig medial genutzt. Reichlich 30 Jahre nach der Wende in Deutschland wird in wöchentlichen Zeitabständen die DDR medial diffamiert. Die „Aufklärungsbemühung“ der alten Ordnung blendet aus, was die Konterrevolution der Monarchen und der katholischen Kirche im 30-jährigen Krieg gegen die Bauern und Luthers Aufklärung oder der Heilige Allianz im Kampf gegen die bürgerliche Revolution von 1789 an Todesopfer verursacht haben. Die Opfer des Kalten Krieges mit seinen Boykotten und Sanktionen gegen Kuba, Venezuela und sozialistischen Länder sind nicht gezählt. Der Schweizer Jean Ziegler, Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission, stellte um 2003 fest, dass alle 7 Sekunden ein Kind unter 10 Jahren an Hunger stirbt. Die Zahlen der Unterernährten und der Flüchtlinge sind angesichts des evolutionären Entwicklungsstandes des Kapitalismus in der Welt erschreckend.

Die Auflösungsmerkmale der kapitalistischen Ordnung sind indes nicht mehr zu übersehen:

Der Geldwert des Kapitals wächst bedeutend schneller als die materiellen Werte, die die Lebensgrundlagen bestimmen (Verkehrsinfrastrukturen, Ausrüstungen für Bildungssysteme, Wohnungsbau, Gesundheitswesen, u.v.m). Gefährliche Disproportionen haben sich aufgetan. Verwalter des nationalen Reichtums sind nicht mehr Regierungen, sondern private Fonds (Blackrock, Citigroup, Deutsche Bank, Morgan Stanley u.a.). Der eigentliche Reichtum der Gesellschaft, der Grund und Boden des Landes, befinden sich in privater Hand, mit der Absicht einer privaten Wertsteigerung, möglichst mit Fördermittel aus der sozialen Haushaltskasse. Die Kultur befindet sich seit Jahren in einer prekären Situation. Der US-Dollar als ein Stützpfeiler des Systems hat seine Golddeckung verloren, sein Volumen als Papierwährung steigt rapide, Entwertungsprozesse in Krisen und Inflationszeiten nehmen zu. Private Kapitalproduzenten versuchen mit Bitcoins oder anderen Geldschöpfungen Profit zu machen. Das Vertrauen in die Politik schwindet. Wahlen werden mit Marketingaktionen und Geld, sowie mit unmoralischen Versprechungen gewonnen. Das Wachstum der Wirtschaft ist zu einer Ikone geworden, die die Natur zerstört.

Rohstoff produzierende Entwicklungsländer bleiben in ihren Lebensgrundlagen rückständig. Fluchtbewegungen in Millionenzahlen offenbaren Risse des Systems. Die Staatsverschuldungen gefährden Erfordernisse künftiger Entwicklungen in den Bereichen Wasser, Energie, Nahrung, Gesundheit. Juristischen Pfeiler des Welthandels, als Triebmittel der Wirtschaft, werden mit Boykotten und Sanktionen zermürbt.

Sinn der wirtschaftlichen Evolution ist es nicht, das Geld weniger Wertpapierbesitzer zu vermehren, sondern die Lebensverhältnisse besser zu gestalten. Für alle Menschen.


Beifügung:

Unvollständiger Versuch einer Zusammenfassung evolutionären Elementen (Werkzeugen) der Makro-Ökonomie und der Betriebswirtschaft über die Jahrhunderte bis hin zum Sozialismus:

  • Zahlen (Berechnungen, Kalender, Vorratshaltung u.v.m.)
  • Kommunikation (Sprache, Schriften, Briefnachrichten, Funk, Telefon, Telex, Internet, Digitalverbindungen)
  • Geld (universelles Tauschmittel, Zahlungsmittel, Kontrollmittel, Schatzbildner, Grundlage für viele wirtschaftlichen Zwecke)
  • Arbeitsteilung (Berufe, Spezialisierung u.ä.)
  • Festlegung rechtliche Grenzen und Normen Vertragsrechte, Strafrechte bei Abweichungen, Arbeitsrechte, Schutz und Beteiligungsrechte der Arbeitnehmer)
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse (Reproduktionskreisläufe, Kreditkreisläufe, Berechnungsverfahren zur Produktivität, der Preise, Wirkungen der Qualität der Zölle u.v.m.)
  • Steuerabgaben/Dienste (finanziellen Erhalt des Landes, Quelle für Entwicklungen)
  • Staatshaushalt/Kameralistik (staatliche Führungseinrichtung zur Erfüllung staatlicher Aufgaben)
  • Banken (Geldsammlung, Zahlungsabwicklung, Kreditgeber u.a.)
  • Versicherungen (Risiko und Lebensvorsorge)
  • Buchhaltung (Kontensysteme, Übersichten zum Wirtschaftsablauf der Unternehmen u.v.m.)
  • Statistik (makroökonomische Übersichten, Entscheidungsgrundlagen zur weiteren Entwicklung)
  • Planung (Verfahren zur Auswahl der besten Variante, Festlegung künftiger Aktivitäten nach Abstimmung der Beteiligten und Bedarfsträger)
  • Bilanzierung (Verfahren zur Berücksichtigung notwendiger Komponenten der Projekte, wie Finanzen, materielle Ressourcen, Arbeitskräfte, Technologie, Zeitfaktor)
  • Triebmittel (Wettbewerb, Prämien, Auszeichnungen u.ä.)
  • Organisationsformen der Unternehmen (Gilden, Zünfte, Konzerne, Kombinate, Monopole)
  • Eigentumsarten (Staatliches/Volkseigentum, Genossenschaften, Privateigentum, Mischformen mit Anteilen von staatlichem und privatem Eigentum)
  • Reformen/Transformation (Veränderungen von systemischen Elementen auf gesetzlichen Wegen)