Einwohner*innen von Barrancabermeja, San Vicente und Carmen del Chururi protestieren seit mehreren Tagen gegen die bewilligte Berbauberechtigung für das Unternehmen COLCOO S.A.. Die Lizenz würde dem Konzern das Recht geben, in den folgenden 30 Jahren Kohleförderung über Tage zu betreiben. Die Gemeinden erwarten Lösungen von der nationalen als auch der regionalen Regierung. Paramilitärische Gruppen wie die Autodefensas Gaitanistas (AGC) haben sich derweil mit Drohungen in den sozialen Medien an führende Aktivist*innen gewandt, die die Demonstrationen am 9. Januar initiiert hatten.
Dauerhafter Protest geplant
Die Gemeinschaften und ökologischen Bewegungen halten seit mehreren Tagen Blockaden auf der Ruta Nacional 45. Die Protestierenden erklärten, dass sie die Proteste dauerhaft weiterführen wollen, bis die Umweltbehörden, die Bezirksbehörden von Santander sowie die nationale Regierung die Genehmigung FLL-082 zurücknehmen. Die umstrittene Genehmigung hatte die Corporación Autónoma Regional de Santander (CAS) für das Unternehmen COLCCO ausgestellt. Die Gemeinden kritisieren, dass sie nicht in den Genehmigungsprozess einbezogen worden seien und dass die besagte Genehmigung über 30 Jahre ein Gebiet betreffe, das eine Art landwirtschaftliche Speisekammer für die Bewohner*innen im Nordosten Kolumbiens darstelle. Das Gebiet befindet sich auf 2000 Höhenmetern im Distrito de Manejo Integrado im Nationalpark Serranía de los Yariguíes und zeichnet sich durch sein vielfältiges Ökosystem und seinen Wasserreichtum aus.
Lizenzvergabe widerspricht der geplanten Energiewende
Seit einigen Monaten machen die Einwohner*innen verschiedene friedliche Aktionen, um vor den Schäden, die das Bergbauprojekt mit sich bringen würde, zu warnen. Laut der kolumbianischen Vereinigung gegen Fracking (Alianza Colombia Libre de Fracking) ist Kohle die dreckigste Form der Energie und trägt zur Verstärkung des Treibhauseffektes und damit auch zur Verschlimmerung der Klimakrise bei. Blanca Nubia Anaya Díaz, Mitglied der kolumbianischen Bewegung zum Erhalt der Flüsse Sogamoso und Chucuri (Movimiento Social en Defensa de los Ríos Sogamoso y Chucuri- Movimiento Ríos Vivos Colombia) erklärte während des Protests: „Wir sind hier, weil es uns in der Seele und im Herzen schmerzt zu sehen, wie solche großen Projekte unser Territorium zerstören.“ Umweltorganisationen und Gemeinden erinnern daran, dass diese Art von Bergbauprojekten konträr zu einer Energiewende stehe, wie sie auch der Präsident Gustavo Petro gefordert hatte.
Die Gegenseite spricht von Lügen
Ein Sprecher der Firma COLCCO S.A. sagte seinerseits zu Colombia Informa: „Die Proteste basieren auf Lügen und haben keinerlei Befugnis von der Gemeinde Carmen de Chucuri.“ Oneida Suárez von der sozialen Bewegung Resistencia a la Minería y el Extractivismo weist diese Aussage allerdings zurück und meint, dass Protest ein Verfassungsrecht sei: „Es wird protestiert, weil die CAS der Firma COLCCO die Genehmigung gegeben hat, ohne die Bevölkerung einzubeziehen. Ich sehe darin keinerlei Lüge. Wir wollen keinen Bergbau, weil er dem Territorium, dem Wasser und dem Leben schadet.“
Währenddessen meldet die Bevölkerung, dass Paramilitärs der Autodefensas Gaitanistas de Colombia (AGC) die Gemeinschaften bedrohen, die gegen besagte Bergbauberechtigung demonstrieren. Die Demonstrant*innen entgegneten, die Genehmigung sei ein Freifahrtschein für die Gefährdung der Umwelt, der Gewässer und des Lebens der Bewohner*innen des Territoriums und gaben an, ihre friedlichen Aktionen und Proteste weiterführen zu wollen, bis die regionale und nationale Regierung die Lizenzen zurücknehme. Bedrohungen gegen die Gemeinschaften lehnten sie unmissverständlich ab.