In den vergangenen langen Monaten weht ein neuer Luftzug in der Berliner Zeitung, der alte Denkmuster hinterfragt und mit neuen Gedanken, sowie frischem Sauerstoff versorgt.
Einer dieser erfreulichen Artikel erschien am 19./20.11.2022 zum Thema der Karl May Story. Der Autor Thilo Mischke befragt den Chief eines indigenen Volksstammes aus Kanada, wie er Karl Mays Darstellungen betrachten würde. Die Antworten sind lesenswert und alten Meinungen eine neue Richtungen geben, wie die öffentlichen Debatten nicht nur der Fachleute zeigen.
Zu den Umständen und den Ursachen der Stagnation in der Entwicklung der Indianervölker in Amerika wird bedauerlicherweise nichts gesagt.
Die Hintergründe der europaweiten Ignoranz vor den Werten der Indianer, sowie der indigenen Philosophie Lateinamerikas bleiben für die Bevölkerung Deutschlands meist im Dunkeln. Die humanen Werte der Indianer wurden und werden in Schulen und in den Medien kaum verbreitet. Wohl weil einiges konträr gegen die vorherrschenden Verhältnisse in Europa stehen. Der Geist von Karl May lässt grüßen.
Die Absichten der europäischen Eroberer aus Spanien, Portugal, England, u.a. in Amerika wurden bereits im Schiffstagebuch von Kolumbus sichtbar: 84-mal vermerkt er das Wort Gold (Verlag Philipp Reclam, Band 840, Leipzig 1981).
Die indianische Philosophie steht unter dem Begriff „Buen vivir“, d.h. auskömmliches Leben für:
- gemeinschaftlichen Besitz des Bodens, der Wälder, der Seen, der Bodenschätze
- dem Schutz der Alten und Kranken
- der gerechten Verteilung der Ergebnisse der Arbeit
- der Achtung vor der Natur
Die Ureinwohner hatten Mais, Bohnen, Kartoffeln, Tomaten u.a. endemische Nutzpflanzen vor der Ankunft der Kolonisten gezüchtet, die heute die Ernährung Europas sichern und bereichern. Ihre Produkte wurden mit den Schätzen des Bergbaus nach Europa verschifft. Steuern mussten nach der kolonialen Eroberung an die Königshäuser Europas gezahlt werden, was übrigens zum bewaffneten Kampf der Kolonisten in den 13 englischen Kolonien Nordamerikas gegen London führte. Die USA entstand zunächst im Ergebnis einer Revolution gegen das englische Königshaus als unabhängiger eigenständiger Staat. Die Kolonialherren ignorierten die Rechte der Ureinwohner und verbannten sie in Reservaten. Die USA erreichte ihre Größen nach Inbesitznahme der westlichen Indianerländer bis zum Pazifik, nach dem Krieg gegen Mexiko und dem Kauf von Alaska vom russischen Zaren gegen 7,2 Millionen Dollar.
Das Gefälle der Gewinnverteilung aus der Arbeit der Landesbewohner in Lateinamerika blieb bis zur Gegenwart im Wesentlichen unverändert. Ein Teil des Abflusses geht heute in Richtung New York.
Mit dem Gold und Silber aus Bolivien und Mexiko wurde der Petersdom in Rom fertiggestellt und die spanische Armada zur größten Kriegsflotte der damaligen Welt ausgebaut. Ohne Kupfer aus Chile hätten die Industriestaaten die Entwicklung der Energieerzeugung und -übertragung, des Autobaus so nicht erreicht und der 1. Weltkrieg wäre ohne den lateinamerikanischen Schwefel für die Herstellung der Munition anders verlaufen.
Mit dieser Entwicklung haben sich die Indianer nie abgefunden. Nach ihrer politischen Unabhängigkeit werden die wirtschaftlichen Verhältnisse als ungerecht beklagt.
Viele Aufstände der Ureinwohner des ganzen Kontinents sind Zeugen. Die Bauernrevolution in Mexiko 1911 erzwang eine Verfassung, die 1917 mit den 8-Stundenarbeitstag, mit Arbeitsschutz, der Bestimmung wichtiger Rohstoffe als nationales Gut, mit der Natur als Rechtssubjekt als eine der modernste in der bürgerlichen Welt galt. Mexiko hat der UNO 1974 eine „Neue Internationale Wirtschaftsordnung“ vorgeschlagen. Die Resolution der UNO dazu wurden von den Industrieländern abgelehnt.
Zurzeit verhandeln die Regierungen aller Staaten der Welt in Sharm El-Sheikh, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Das erfordert enorme Investitionsmittel, über die die ehemaligen Entwicklungsländer nicht verfügen, ohne sich noch weiter zu verschulden oder ihr soziales Netz zu vernachlässigen. Der Nutzen aus den Rohstoffen der ehemaligen Kolonialländer hatten zu Lasten des Klimas bisher überwiegend die Industrieländer. Das Abschlussprotokoll der Weltklimatagung COP27 zeigt, dass der Egoismus der Industrieländer, über die Moral der Menschen gewonnen hat. Es geht um nicht weniger, als die künftige Bewohnbarkeit der Erde zu erhalten.
Weitere humangesinnte Texte erschienen in der Berliner Zeitung, jenseits der Geisterhaltung von Karl May. Hervorzuheben ist die Meinungsäußerung von Michael Maier vom 12. November, der große Gedanken für das Schwerpunktproblem der Menschheit, den Krieg enthält. „Kein Krieg, wäre das Beste für das Klima“.
Günter Buhlke war in den Indianerländern Mexiko und Venezuela 11 Jahre seines beruflichen Lebens als Handelsattaché wirtschaftlich tätig und über 60 Jahre mit Lateinamerika und dem Schicksal der Ureinwohner verbunden verbunden. In seinem neuen Buch „Hat die Welt eine Zukunft?“, (Verlag am Park, 194 S.) sieht er Lateinamerika, neben China, als eine Alternative zum gegenwärtigen Ordnungssystem und beschreibt die Mechanismen der Geldströme aus den Entwicklungsländern nach den Industrieländern.
Günter Buhlke war in den Indianerländern Mexiko und Venezuela 11 Jahre seines beruflichen Lebens als Handelsattaché wirtschaftlich tätig und über 60 Jahre mit Lateinamerika und dem Schicksal der Ureinwohner verbunden verbunden.
In seinem neuen Buch „Hat die Welt eine Zukunft?“ Verlag am Park, ISBN 978-3-947094-79-0 sieht er Lateinamerika, neben China, als eine Alternative zum gegenwärtigen Ordnungssystem und beschreibt die Mechanismen der Geldströme aus den Entwicklungsländern nach den Industrieländern.