Keine der vorangegangenen 26 Weltklimakonferenzen wurde mit deutlich spürbaren Erfolgsschritten abgeschlossen. Einige Messzahlen des Wandelns haben sich im Verlauf der Jahre verschlechtert. Die Ziele der Pariser Konferenz sind aufgrund wissenschaftlicher Hinweise wohl kaum noch erreichbar. Gewählte Politiker werden ihren Aufgaben nicht gerecht.
Die Hauptwidersprüche in den Verhandlungen zur COP27 sind offensichtlich tiefgründig gelagert. Sie konzentrieren sich vor allem auf Fragen der Finanzierung zum Umbau auf klimafreundliche Energieerzeugungsanlagen und Produktionseinrichtungen, sowie der Ablösung der Verbrennungsmotore. Das Beharren der Industrieländer auf Wachstum und auf Vermeidung staatlicher Eingriffe bremsen offensichtlich den Erfolg. Die Verhandlungskonzepte der Industriestaaten drängen darauf, dass die Schuldfrage des Klimawandels nicht zu Lasten ihrer transnationalen Konzerne ausfällt und sie den Hauptteil der Kredite für Veränderungen zu Gunsten der Klimaverträglichkeit tragen müssten. Die Differenzen zwischen den Ländergruppen tangieren das produktive Eigentum, die Moral, den Egoismus, die Staatshaushalte und gehen bis zur Systemfrage. Ein Großteil der Länder der 3. Welt kann nach eigener Argumentation außergewöhnliche finanzielle Belastungen nur über eine höhere Staatsverschuldung oder durch Kürzung der sozialen Ausgaben bewerkstelligen.
Die Problemstellung für ein Abschlussdokument hat Gründe, die tiefer als bei normalen Themen internationaler Vereinbarungen liegen.
Hinter den Formulierungen des Abschlussprotokolls stehen daher unterschiedliche Interessen der Länder, die nicht mit einem Schwerthieb in Übereinstimmung gebracht werden können. Gewaltlösungen gehören im 21. Jahrhundert der Vergangenheit an. Dazu besteht wohl Konsens zwischen den Teilnehmern in Sharm El-Sheikh.
Wirksame Teilschritte sind aber unerlässlich, um die Ziele des Pariser Klimaabkommen annähernd zu erreichen und künftig den Erdball für Menschen bewohnbar zu erhalten. Das Abschlussdokument sollte nicht vordergründig von den Gruppeninteressen, sondern ausgehend von der Größe der Problemlage vom Nachdenken an die Zukunft und gelebten Erfahrungen bestimmt werden. Die Entwicklung der Menschheit bewegt sich in einer kritischen Phase.
Albert Einstein gab einen Hinweis für neue Ansatzpunkte:
„Der Mensch besitzt zum Überleben nur sein Denk- und Arbeitsvermögen. Alles übrige, was er benötigt, gibt ihn die Natur“.
Auch die Fähigkeit Kinder zu zeugen, um seine Art zu erhalten, ist ein biologisches Gesetz der Natur.
Nachzudenken ist auch, dass die Natur die Lagerstätten der Rohstoffe in unterschiedlichen Ländern verteilt hat und die wissenschaftliche Entwicklung in allen Ländern Zeit, Geld und die Beiträge aller benötigt. Die Wirtschaft hatte seit jeher und hat in allen Gesellschaftsordnungen als Grundaufgabe, den Bedarf der Bewohner und Bewohnerinnen zu befriedigen. Übertriebenes Wachstum an nicht lebensnotwendigen Erzeugnissen kostet Energie und Ressourcen. Das Hochtreiben der Wünsche durch die Werbung schadet letztlich die Natur.
Einen bedeutsamen Ansatz für diesen „Nachdenkweg“ gab Jean-Jacques Rousseau: „Die Früchte der Erde gehören allen, doch die Erde selbst niemanden“. Und „Derjenige, der als erster ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ, zu sagen, dieses Land gehört mir und er Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben… wird zum Problem für die Gesellschaft“.
Einen weiteren „Nachdenk-Ansatz“ gab Voltaire (eigentlich Francoise M. Arouet) mit seiner tiefgründigen Beschreibung der „Vernunft und ihrer Tochter die Wahrheit“. Der Wahrheitswert in der formalen Logik gibt Auskunft über Scheidewege. Voltaires Schriften begleiteten den Übergang von der Feudalgesellschaft in die heutige des Bürgertums/des Kapitalismus.
Und da sind zum Nachdenken noch die Analysen des Fabrikantensohns Friedrich Engels und seines Freundes Karl Marx über die Wirtschaft mit ihrem Auftrag zur Versorgung der Gesellschaft, der Rolle der Gewinne und des „Übergewinns (sur plus)“, der Kreditkreisläufe, der Verteilung der Ergebnisse der Wertbildungsprozesse, sowie über die Bedeutung der Arbeit für jede Gesellschaft. Einen Wert zum Überdenken hat allemal ein Spruch von Marx, nachzulesen im Eingangsbereich der Humboldt Universität zu Berlin:
„Es kommt nicht so sehr darauf an, die Welt unterschiedlich zu interpretieren, sondern sie zu verändern“.
Die wirtschaftlich großen Länder der Welt tragen die Hauptverantwortung, die Zukunft der Weltgemeinschaft bewohnbar sicherzustellen. Die Wissenschaft hat der Politik begründete Alternativen jenseits von ideologischen Betrachtungen vorgestellt.
Die Rede des Präsidenten Biden auf der COP27 entsprach einer üblichen Deklaration ohne neue wirksame Maßnahmen anzukündigen. Mit Recht verwies er auf seine große Entscheidung, dass die USA wieder am Pariser Abkommen teilnehmen soll. Enttäuschend war aber seine kommentarlose Hinnahme, dass sich der weltgrößte Verbund der Kapitalinstitute (GFANZ), vor allem bestehend aus Mitgliedern der USA, sich nicht mehr am Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe beteiligen wird. Der Verbund bündelt beeindruckende 150 Billionen US-Dollar, die in den Bilanzen zunächst tote Zahlen sind. Voller Probleme aber sind die Ziele ihrer Verwendung und die Art ihres Einsatzes.
China als ex Entwicklungsland aber auch als weltgrößter Luftverschmutzer mit CO2 hat bereits vor der Tagung der COP27 seine Position als aktiver Unterstützer der Konferenzziele bestimmt. Das Land ist zum größten Investor für erneuerbare Energie geworden. Forstet große Waldflächen auf und entwickelt sich zum größten Produzenten für Autobatterien und E-Autos. Chinas Zusagen münden in bilanzierte staatliche Wirtschaftspläne mit hohen Realisierungschancen. Wirtschaftswachstum und Umweltschutz sollen in den Plänen eine Balance halten. Trotz vieler Gegensätze hatten China und die USA auf der vorangegangenen COP26 in Glasgow einen Pakt zum Klimaschutz beschlossen.
Der deutsche Bundeskanzler wirbt für einen internationalen Klub, der klimafreundliche Investitionen bereitstellen und ausführen sollte. Die Frage bleibt, wer wird Teilnehmer und wann beginnt eine Realisierungsphase? Sein Koalitionspartner von der grünen Partei, die den Wirtschafts- und Außenminister stellt, ist ein Totalausfall in der Vorbereitungs- und Durchführungsphase der COP27. Der Kohleausstieg wird in Deutschland verzögert und die blamable Art der Umstellung der Verbrennungsmotore wird mitgetragen. Statt Bündelung der internationalen Kräfte zur Bewältigung der Klimasicherheit wird ideologische Völkerdiskriminierung betrieben und die Regeln der internationalen Arbeitsteilung auf den Kopf gestellt.
Für Deutschland kann positiv festgestellt werden, dass sich die junge Generation in verschiedenen Bewegungen (Die letzte Generation, Fridays for Future, Klimaneustart u.a.) aktiv für den Erhalt eines verträglichen Klimas einsetzt und die Politik mit außergewöhnlichen Mitteln mahnt, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
Die Berliner Zeitung vom 12.11.2022 brachte einen Supergedanken und Vorschlag von Michael Maier in die Öffentlichkeit: „Kein Krieg, wäre das Beste fürs Klima“. Gehören doch die Militärs weltweit zu den großen Verursachern des Klimawandels und entziehen den Haushalten der Länder finanzielle Mittel. Der Beitrag von Maier hat Tore zum Nachdenken aufgestoßen.
Der Autor Günter Buhlke, ehem. Mitarbeiter der Staatlichen Plankommission und ehem. Leiter des Schweizer Instituts für Betriebsökonomie, beschreibt in seinem neuen Buch „Hat die Welt eine Zukunft?“ Verlag am Park, ISBN 978-3-947094-79-0 Alternativen der Planung in einer humanen Welt.
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