Die Initiative zur Schaffung eines Bildungszentrums für zapotekisches Wissen, angeregt durch den Maler und Philosophen zapotekischer Herkunft, Maestro Nicéforo Urbieta Morales.
Von Denis Linckens, Mitglied des internationalen Kollektivs frankophoner Jugend auf dem WSF 2022
Die zapotekische Kultur, bekannt als das „Volk der Wolken2, ist matriarchalisch und ihre Ursprünge im Tal von Oaxaca gehen auf mehr als 2000 Jahre zurück. Maestro Nicéforo Urbieta Morales, den wir auf dem Weltsozialforum 2022 kennengelernt haben, ist Maler und Philosoph und wurde 1950 im Dorf von Santa Ana Zegache geboren. In seinem gesamten künstlerischen Schaffen sind Elemente der zapotekischen Kultur zu entdecken. Seit einigen Jahrzehnten arbeitet er daran, das Gedankengut seines Volkes bekannt zu machen und zu studieren. Erst kürzlich, während der Pandemie, entstand die Idee, das Bildungszentrum „das Haus des Windes“ zu gründen, um die zapotekische Kultur und ihr Gedankengut zu lehren. Derzeit vereint das Projekt in etwa 15 Personen und eine Vielzahl von Organisationen, um das Wissen, die Praktiken und die Anschauungen der Kultur durch die zahlreichen indigenen Sprachen, die im Tal von Oaxaca anerkannt sind, zu teilen.
„Die Bildungsperspektive der indigenen Menschen hat uns viel zu sagen“
Der Dialog, die Kunst und das Spiel bilden den Mittelpunkt des Bildungsprozesses im „Haus des Windes“. Laut Nicéforo Urbieta Morales ist das weltweite Interesse an der zapotekischen Kultur eine Bedrohung für diese selbst, da sie nur durch das Prisma ihrer Folklore gesehen wird und sich so in eine kommerzielle Dienstleistung verwandelt, die an Tourist*innen zu deren Vergnügung verkauft wird. Durch die Konzentration auf die Folklore beraubt sich die Welt des Wesentlichen: des Reichtums und der Komplexität des Gedankenguts und der Philosophie der zapotekischen Kultur.
„Das Haus des Windes“ ist aus der Unfähigkeit der Universitäten entstanden, die Anregungen und Forderungen der indigenen Menschen zu verstehen. Nicéforo Urbieta Morales drückt es wie folgt aus:
„Sie haben nicht verstanden, dass wir keine anthropologischen Schulen brauchen; dass wir unser eigenes erkenntnistheoretisches Universum haben und es genau dieses Universum ist, auf welchem wir unsere Universität aufbauen wollen. Darüber hinaus können wir nicht von Universität sprechen, aber von Udiversität oder Ludiversität, denn es ist das stetige Spiel, das wir fördern: den Dialog. Der Dialog ist immer ein Spiel, ein Spiel mit Ideen, ein Spiel mit Phänomenen. Uns wurde bewusst, dass wir dem Konzept der Universität nicht entsprachen, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als selbst den Anfang zu machen. Aus dieser Bewusstwerdung heraus begannen wir, als die Pandemie ausbrach […]‘.
Die Welt braucht genau diese Initiativen und deshalb bedürfen sie umfassender Unterstützung.