Sich für den Frieden in der Welt einzusetzen geschieht aus Liebe; die Furcht ist es, die den Menschen zum Zerstören und Beenden treibt. Mit seinem Song „Imagine“ rief der Musiker John Lennon 1971 dazu auf, dem Frieden eine Chance zu geben (1):

 

Imagine there’s no countries

It isn’t hard to do

Nothing to kill or die for

And no religion, too

Imagine all the people

Living life in peace… You…

John Lennon; Imagine (1971)

Stell dir vor, es gibt keine Länder. Es ist nicht schwer, das zu tun. Nichts, wofür man töten oder sterben müsste. Und auch keine Religion. Stell dir vor, alle Menschen lebten ein Leben in Frieden… Du…


Unter dem Eindruck des anhaltenden Krieges in Vietnam, im Ost-West-Konflikt eine Demonstration militärischer Macht um der Macht willen, inspirierte Lennon zahllose Menschen und motivierte die Friedensbewegung. Die Mächtigen berührten seine Zeilen kaum, und nachhaltig wirkten sie schon gar nicht.

Die kritische Lage in der Welt

Die US-Administration, in einer Weltsicht gefangen, die die eigene Überlegenheit zum Maßstab aller Dinge macht, lähmt die internationale Gemeinschaft, zerstört Vertragsnetze, provoziert weltweit bewaffnete Konflikte und Kriege und greift per Regime-Change in die Souveränität anderer Staaten ein. Dem Frieden wird eine Absage erteilt durch ausbleibende Deeskalation im Ukrainekonflikt.

Der Friedensnobelpreisträger und frühere Staatschef der UdSSR, Michail Gorbatschow, äußerte bereits 2014 seine Bedenken gegenüber einer Politik der Konfrontation:

„Der Westen, Russland und die Ukraine müssen verstehen, dass wir in einer großen, aber engen Welt leben. Im Grunde genommen leben wir in einem großen Dorf, und alle, die darin wohnen, sind voneinander abhängig und füreinander verantwortlich. Man muss lernen, in einer globalisierten Welt zu leben“, sagt Gorbatschow und fügt hinzu: „Die einzelnen Länder sind immer stärker miteinander verbunden, und wer das außer Acht lässt, ist ein Dummkopf.“ (2)

Die russischen Regierungen, angefangen bei jener von Michail Gorbatschow bis zu Wladimir Putin, haben immer wieder Angebote vorgelegt, um mit Europa von Wladiwostok bis nach Lissabon eine eurasische Sicherheitsarchitektur aufzubauen. Selbst die USA wollte Russland in diesen Prozess einbeziehen. Auf diese Weise und statt Unruhe zu schaffen – und natürlich auch im Interesse seiner eigenen Rekonvaleszenz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion –, hat sich Russland zu einer Kraft entwickelt, ohne die inzwischen im globalen Konfliktmanagement nichts mehr läuft. Provokant gesagt, ist Russland geradezu ein Bollwerk gegen die von den USA ausgehende Destabilisierung der globalen Ordnung.

Letzter Akt

Der offensichtlich unaufhaltsame Aufstieg Chinas zur größten Wirtschaftsmacht erscheint für den US-geführten Westen überraschend, ja provozierend. Doch man hat selbst zu dieser Entwicklung beigetragen, allerdings ungewollt. Die Volksrepublik hat sich nicht nur aus kolonialer, feudaler und imperialistischer Ausbeutung und Abhängigkeit weitgehend befreit, sondern gestaltet auch national und international einen nachhaltigen, alternativen Entwicklungsweg – nicht nur ökonomisch, sondern auch in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht.

Es vollzieht sich, was für den Westen, der seine Erfolge auf der Unterwerfung fremder Völker und deren Ausbeutung aufbaute und in der digitalen Gegenwart durch die gepflegte Konkurrenz um jeden Preis zu einem Kampf jeder gegen jeden heranzuzüchten trachtet, unerträglich ist: die Emanzipation der vormals Bedrückten von ihren Bedrückern. Diese verlieren ihre beherrschende Position, fallen zurück und werden abgehängt.


You may say I’m a dreamer

But I’m not the only one

I hope someday you’ll join us

And the world will live as one

John Lennon; Imagine (1971)

Du magst sagen, dass ich ein Träumer bin, aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe, dass du dich eines Tages zu uns gesellen wirst. Und die Welt wird wie eine Gemeinschaft leben.


Als Antwort dient den vormaligen Bedrückern die Flucht in eine moralische Überlegenheit („Wir sind die Guten“), die sich sodann als Selbstbetrug entlarvt. An ihre Stelle gehört die Einsicht, durch Kooperation einen Weg zum Frieden und damit zur Lösung grundsätzlicher Problemstellungen zu finden, die die Menschheit an einen finalen Wendepunkt geführt haben; es ist vielleicht schon der Schlussakt des Zivilisatorischen, ein Taumeln zwischen Dantes Inferno (der Furcht) und dem Traum einer Welt im Frieden (der Liebe).

Quellen und Anmerkungen

(1) In seinem 1971 veröffentlichten Song „Imagine“ beschreibt der Musiker, Komponist und Friedensaktivist John Lennon (1940 bis 1980) die Vision einer Gesellschaft, die frei von Religion, Nationalismus und Besitz ist. Das Stück wurde zu einer Art Hymne der Friedensbewegung und ist ein Aufruf für den Frieden in der Welt. Im September 1971 erschien das Album „Imagine“, einen Monat danach erschien die gleichnamige Single.

(2) NachDenkSeiten (31.3.2014; mit Bezug auf Russia Beyond the Headlines): Gorbatschow: „Krim-Referendum ist ein freudiges Ereignis“. Auf https://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=21245 (abgerufen am 24.11.2021).

Frank Nöthlich: Lehrer, Philosoph und Autor

Frank Nöthlich (Jahrgang 1951) wurde in Neustadt/Orla (Thüringen) geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und sechs Enkelkinder. Er studierte Biologie, Chemie, Pädagogik, Psychologie und Philosophie von 1970 bis 1974 in Mühlhausen. Nach dem Studium war er an verschiedenen Bildungseinrichtungen als Lehrer tätig. Von 1985 bis 1990 war er Sekretär der URANIA-Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse. Später arbeitete er als Pharmaberater und ist heute Rentner und Buchautor (www.briefe-zum-mensch-sein.de). Er sagt von sich selbst, dass er als Suchender 1991 in der Weltbruderkette der Freimaurer einen Hort gemeinsamen Suchens nach Menschenliebe und brüderlicher Harmonie gefunden hat.

Der Originalartikel kann hier besucht werden