Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk fordert im laufenden Bundestagswahlkampf von den Parteien und Kandidat:innen, ihre großspurigen Mobilfunkausbaupläne mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen abzugleichen.

Eine neue Übersichtsarbeit (Review) des renommierten italienischen Ramazzini-Instituts, erstellt im Auftrag des EU-Parlaments, kommt zu folgenden Aussagen: In der Zusammenschau der Ergebnisse liegen Nachweise (engl.: evidence) für ein krebsauslösendes Potenzial v.a. der bisher angewandten Frequenzbereiche von GSM, UMTS, LTE und 5G (450 bis 6.000 MHz) vor, ebenso zu negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Zu 5G-Mobilfunk im höheren Frequenzbereich (24 bis 100 GHz) liegen keine angemessenen Studien vor. Deswegen bezeichnet die Übersichtsarbeit 5G-Mobilfunk als ein „Experiment an der Bevölkerung“. Die Autoren der Studie fordern einen 5G-Ausbaustopp, Forschungen über die hohen 5G-Frequenzen, Aufklärung der Bevölkerung und den Schwerpunkt auf den Ausbau von Glasfasernetzen.

„Das renommierte Krebsforschungsinstitut Ramazzini schreibt es den EU-Parlamentariern und damit uns allen ins Stammbuch: Mobilfunkstrahlung kann Krebs auslösen und schädigt die Fruchtbarkeit“, sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk. „Doch im Bundestagswahlkampf übertreffen sich die Parteien geradezu mit ihren Ausbauplänen für Mobilfunk. Von Vorsorgepolitik oder gar Klimaschutz und Datenschutz ist hier keine Rede. Wer so weit den Mund aufmacht, muss vorher die 175-seitige Übersichtsstudie des Ramazzini-Instituts gelesen haben, statt die profitorientierten Versprechen der Mobilfunkkonzerne nachzuplappern. Die Kanzlerkandidat:innen Baerbock, Laschet und Scholz müssen sich endlich der wissenschaftlichen Erkenntnis stellen, dass Mobilfunkstrahlung ungesund ist. Darüber brauchen wir eine bundesweite Aufklärungskampagne, ähnlich wie bei Tabak.“

Ausführliche Infos zur EU-Studie: https://www.diagnose-funk.org/1740

Studie im Original: https://www.europarl.europa.eu/stoa/en/document/EPRS_STU(2021)690012

 

Auch in den USA muss die Strahlenschutzpolitik sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen beugen: Am 13. August 2021 hatte das Bundesberufungsgericht die Zulassungsbehörde für Kommunikationsgeräte FCC (Federal Communications Commission) dazu verurteilt, zu erklären, warum sie wissenschaftliche Beweise für Schäden durch drahtlose Strahlung ignoriert hat. Das Urteil der Richter besagt, dass die FCC folgendes tun muss:

1. eine begründete Erklärung für ihre Entscheidung liefern, ihre Testverfahren beizubehalten, um festzustellen, ob Mobiltelefone und andere tragbare elektronische Geräte ihren Richtlinien entsprechen.

2. sich mit den Auswirkungen von HF-Strahlung auf Kinder, den gesundheitlichen Folgen einer langfristigen Exposition gegenüber HF-Strahlung, der Allgegenwärtigkeit drahtloser Geräte und anderen technologischen Entwicklungen auseinandersetzen, die seit der letzten Aktualisierung der Richtlinien durch die Kommission stattgefunden haben.

3. Berücksichtigung der Auswirkungen von RF-Strahlung auf die Umwelt.

Ausführliche Infos zum FCC-Urteil in den USA: https://www.diagnose-funk.org/1739

 

Diagnose-Funk e.V. ist eine Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation für umweltverträgliche Funktechnik und Schutz vor Elektrosmog. Ziel ist, über gesundheits- und umweltschädigende Wirkungen elektromagnetischer Felder, wie sie durch Handys, Smartphones, Mobilfunkantennen, WLAN, DECT und weitere Elektrosmogquellen verursacht werden, sowie über die psycho-sozialen Auswirkungen digitaler Medien aufzuklären. Dadurch sollen Verhaltensweisen von Verbrauchern und Politik geändert und Lösungen für umweltverträgliche und zukunftsfähige Technologien forciert werden.  www.diagnose-funk.org

 

Der Originalartikel kann hier besucht werden