Bis vor wenigen Wochen tauchte sein Name weder in den Prognosen noch in den Gesprächen der Expert*innen auf. Umso größer war die Überraschung am Wahlsonntag. Laut den Ergebnissen der Schnellauszählung der abgegebenen Stimmen ging der linke Gewerkschaftsaktivist Pedro Castillo als stärkster Kandidat aus der Präsidentschaftswahl hervor, gefolgt von dem liberalen Ökonomen Hernando de Soto und Keiko Fujimori, der Tochter des Ex-Diktators Alberto Fujimori, gegen die Castillo bei der für den 6. Juni geplanten Stichwahl antreten wird.
„Geschätztes Volk von Peru, liebe Landsleute, liebe Lehrer, zuallererst möchte ich die Menschen meines Heimatlandes grüßen, die außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung stehen, die Männer und Frauen, die sich in den letzten Winkeln des Landes befinden und dort ohne staatliche Präsenz auskommen müssen“, begann Castillo am Sonntag seine kurze Ansprache. „Am heutigen Tag wurden dem peruanischen Volk die Augen geöffnet.“
Wer ist Pedro Castillo?
Der 51-jährige Gewerkschafter und Grundschullehrer kam in der Provinz Chota, Departement Cajamarca, zur Welt. Als junger Mann schloss er sich in seiner Heimatstadt Puña dem Bäuer*innenverband Ronda campesina an. Diese hatte sich als Antwort auf den fehlenden staatlichen Schutz gegründet und widmete sich dem Schutz der Bevölkerung vor terroristischen Gruppen wie Sendero Luminoso und MRTA. Später studierte Castillo Grundschulbildung am Instituto Superior Pedagógico Octavio Matta Contreras in Cutervo. Seit 1995 arbeitet er als Grundschullehrer in Puña. Er absolvierte außerdem einen Master-Abschluss in Pädagogischer Psychologie an der Universität César Vallejo. Als aktiver Gewerkschafter führte Castillo Lehrer*innenstreiks an. Im Jahr 2005 begann er mit dem Eintritt in das Cajamarca-Komitee der gemäßigten Linkspartei Perú Posible (rechter Flügel) seine Karriere als Politiker.
In der Stichwahl werden sich die Peruaner*innen entscheiden müssen zwischen einer rechten Kandidatin, die sich für die Fortsetzung der neoliberalen Wirtschaftspolitik einsetzt, und Pedro Castillo, einem neuen politischen Akteur, der die Rolle des Staats priorisiert und sich für Verstaatlichungen und eine neue Verfassung einsetzt.