Am 20. März 2021, startete die NGO F2DHG (Femmes, Développement et Droits Humains) in Conakry, der Hauptstadt Guineas, ihr Projekt zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Zeiten von Covid-19.
Am feierlichen Projektauftakt nahmen die guineische Ministerin für Frauenrechte und -empowerment, die Generaldirektorin des OPROGEM (Office de Protection du Genre, de l’Enfance et des Mœurs), der Kommandant der Schutzbrigade für vulnerable Personen und ein Repräsentant des Hochkommissariats für Menschenrechte der UNO teil.
Der Sitz besagter NGO im Ortsteil Koloma Soloprimo in der Gemeinde Ratoma diente als Kulisse für diese Auftaktzeremonie.
Die ganze Welt wurde mit voller Wucht von den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie getroffen, die das Leben aller Nationen schwer beeinträchtigte. Laut der nationalen Umfrage zu geschlechtsspezifischer Gewalt in Guinea, die 2017 durchgeführt wurde, hat mehr als die Hälfte der Frauen, d.h. 55,7% in ihrem Leben mindestens eine Form körperlicher Gewalt erlitten. In urbanen Gebieten ist der Anteil mit 54,8% etwas niedriger als auf dem Land. Vor allem in Kindia und Faranah sind die Anteile sehr hoch, geringer fallen sie in Boké und Conakry aus.
In der Republik Guinea wurde am 12. März 2020 der erste positive Covid-19 Fall öffentlich. Die ausbrechende Pandemie erfasste die ganze Welt und wie wir uns erinnern, wurde der erste Fall in China festgestellt. Von dort verbreitete sie sich auf der Welt und Guinea blieb dabei nicht verschont.
Für Sow Moussa Yero Bah „brachte uns dies dazu die Frage zu stellen, ob der Ausbruch von Covid-19 Einfluss auf die durch Frauen erlittene Gewalt hatte. Studien haben überall auf der Welt gezeigt, dass die Ausgangsbeschränkungen die Spannungen verschärft und der Welt klar gemacht haben, dass es Auswirkungen auf die gegenüber Frauen ausgeübte Gewalt hat, wenn die Menschen zuhause bleiben und die Welt eine Pandemie durchmacht, die die Weltwirtschaft einschränkt.
„In Guinea und überall auf der Welt“, fügt sie hinzu, „wissen Sie, dass Ausgangsbeschränkungen aufgrund des Entzugs von Freiheiten meist zu hitziger Stimmung führen. Gewissermaßen lässt dies Männer etwas gewaltbereiter werden. Zu dieser Feststellung ist man überall auf der Welt gelangt. Ab August 2020 hat OSIWA also dazu aufgerufen, sich zu bewerben, und wir von F2DHG sind mit diesem Vorschlag ins Rennen, sprich mit der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Zeiten von Covid-19.
Die Vorsitzende von F2DHG setzte ihren Vortrag fort und führte die Ziele dieses Projekts nationalen Ausmaßes auf.
„Das Hauptziel, das globale Ziel dieses Projekts, ist es dazu beizutragen, geschlechtsspezifische Gewalt im Covid-19 Kontext zu reduzieren. Das wichtigste Ergebnis, das erwartet wird, ist die signifikante Reduzierung der Auswirkungen von Covid-19 in den Gemeinden, die sensibilisiert und evaluiert werden.“
„Spezifische Ziele sind: Erstens, die Erstellung einer Typologie und Kartographie der Gewalt gegen Frauen in Zeiten von Covid-19 und der Faktoren, die sie begünstigen. Zweitens, die Gemeinden für die Wahrnehmung von Gewalt im Kontext von Covid-19 zu sensibilisieren und drittens, die Plattformen zum Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu stärken, so wie OPROGEM und BPSB, die in dieser Situation nicht abseits stehen, denn sie sind unsere engsten Mitstreiter vor Ort in diesem Kampf, den wir führen“, ließ die Aktivistin für Frauenrechte, Sow Moussa Yero Bah, die Zuhörer*innen wissen.
Der ebenfalls anwesende Bernard Tenkiano, Kommandant der Schutzbrigade für vulnerable Personen, versprach, die NGO F2DHG mit allen Kräften in ihrem Kampf gegen Gewalt gegen Frauen zu unterstützen.
„Ich bedanke mich sehr bei dieser NGO, die die Initiative ergriffen und dieses Projekt zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Zeiten von Covid-19 ins Leben gerufen hat. Denn wir alle, die diesen Kampf führen, wissen, dass die Gewalt in dieser Zeit zugenommen hat. Dass die NGO F2DHG dieses Projekt ins Leben gerufen hat, ist für uns eine Erleichterung. Sie wird für uns, die wir für die Strafverfolgung verantwortlich sind, ein Pluspunkt sein. Wir stehen an der Seite dieser NGO, damit wir Worte mit Taten verbinden und unsere Aktionen verknüpfen können. Als Ermittlungsbehörde stellen wir fest, wenn man sich z. B. Vergewaltigungen ansieht, dass vor Covid-19 ein Monat vergehen konnte, ohne dass ein Fall auftrat. Doch in Zeiten von Covid-19, so kann ich versichern, verging keine einzige Woche ohne einen Fall von Vergewaltigung. Das heißt, dass diese Zeit mit Covid-19, ich würde nicht sagen, dass sie ausgenutzt wurden, sondern dass sie zum Anstieg der Gewalt gegen Frauen beigetragen hat. Wir als diejenigen, die ermitteln, festnehmen und Verfahren für die Gerichte formalisieren, werden der NGO stets zuhören, wenn sie uns für das benötigt, damit die Opfer von Gewalt zu ihrem Recht kommen.“
Die Ministerin für Frauenrechte und –empowerment, Hawa Béavogui, freut sich über die Schaffung des Projekts und wird F2DHG dazu einladen, eng mit den betreffenden Strukturen, einschließlich ihrer Abteilung, zusammenzuarbeiten.
„Der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt ergänzt das Empowerment von Frauen. Denn eine eigenständige Frau ist weniger stark Gewalt ausgesetzt, da sie die richtigen Entscheidungen für ihr Leben treffen kann. Sie wird nie akzeptieren, dass sie mit Gewalt konfrontiert wird“, sagte die Ministerin Hawa Beavogui.
Die Kosten für dieses Projekt von F2DHG belaufen sich auf 50.000 US Dollar. Es wird zu 85% von OSIWA und zu 15% von F2DHG finanziert. Seine Laufzeit beträgt 15 Monate und startet im Februar 2021.
Übersetzung aus dem Französischen von Andrea Förtsch vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!