Die Beziehung der USA zu Lateinamerika ist geprägt von der Absicht Washingtons, die Region zu kontrollieren und den unterschiedlichen Regierungen ihre eigenen Ziele aufzuerlegen, was dort oftmals auf Ablehnung stößt. Es existieren unzählige Beweise und ausführliche Berichte über die Geschichte der Interventionen der Vereinigten Staaten in der Region unter Einsatz des Militärs und der CIA (Central Intelligence Agency). Darunter einige Informationen, die durch in den letzten Jahren freigegebene staatliche Unterlagen bestätigt werden.
Prensa Latina präsentiert eine chronologische Darstellung der wichtigsten Ereignisse aus den letzten Jahrhunderten.
1787
Alexander Hamilton, der erste Finanzminister der Vereinigten Staaten, drängte darauf, dass sein Land, dessen Unabhängigkeit am 4. Juli 1776 proklamiert wurde, ein großes amerikanisches System schaffen sollte, das der Herrschaft aller transatlantischen Mächte und Einflüsse überlegen war. Um dies zu erreichen, empfahl er „die Schaffung eines kontinentalen amerikanischen Imperiums, das die anderen Gebiete Amerikas, die noch unter der kolonialen Herrschaft europäischer Mächte stehen, in die Union einbeziehen oder sie zumindest unter deren Hegemonie bringen würde…“.
1823
James Monroe, US-Präsident von 1817 bis 1825, machte in seiner siebten Jahresbotschaft an den Kongress im Dezember 1823 die vom damaligen Außenminister John Quincy Adams ausgearbeitete Theorie bekannt, die später als Monroe-Doktrin bezeichnet und im Slogan „Amerika den Amerikanern“ zusammengefasst wurde. Sie dient seitdem zur Rechtfertigung wiederkehrender Interventionen und Einmischungen der Vereinigten Staaten in der Region.
In einem Teil der Doktrin hieß es: „Wir haben uns nicht in die Kolonien oder Provinzen irgendeiner europäischen Macht eingemischt und werden es auch nicht tun; aber dort, wo Regierungen ihre Unabhängigkeit erklärt und aufrechterhalten haben, die nach reiflicher Überlegung und nach gerechten Grundsätzen von der Regierung der Vereinigten Staaten als unabhängig anerkannt worden sind, kann jede Einmischung einer europäischen Macht mit dem Ziel, sie zu unterdrücken oder in irgendeiner Weise ihre Geschicke zu lenken, von uns nur als Ausdruck einer feindlichen Gesinnung gegenüber den Vereinigten Staaten betrachtet werden“.
1845
Die damalige Republik Texas wurde offiziell von den Vereinigten Staaten annektiert und zum 28. Bundesstaat der USA erklärt.
1846-1848
Die Vereinigten Staaten führten Krieg gegen Mexiko, das daraufhin 55 Prozent seines Territoriums verlor und als eines der ersten Opfer der Monroe-Doktrin gilt.
1855
Der Plünderer und Freibeuter William Walker marschierte im Juni in Nicaragua ein und proklamierte sich ein Jahr später zum Präsidenten, mit Anerkennung durch die USA.
1895
Am 24. Februar begann in Kuba der zweite Krieg für die Unabhängigkeit von Spanien, organisiert und geführt von Kubas Nationalheld José Martí.
1898
Am 15. Februar zerstörte eine Explosion das US-Kriegsschiff Maine im Hafen von Havanna, Kuba.
Am 21. April erklärten die Vereinigten Staaten Spanien den Krieg, einen Tag nachdem der US-Kongress die sogenannte Joint Resolution verabschiedet hatte; sie nutzten das Unglück als Vorwand.
1901
Am 25. Februar billigte der US-Senatsausschuss für kubanische Angelegenheiten das Platt-Amendment, das den Vereinigten Staaten das Recht erteilte, jederzeit auf der Insel zu intervenieren.
1902
Am 20. Mai wurde in Kuba eine neokoloniale Republik errichtet, die den Interessen der USA unterworfen war.
1912
In Nicaragua besetzten US-Marines die Städte Managua, Granada und León, um den Sturz des verbündeten Präsidenten Adolfo Díaz zu verhindern. Die US-Präsenz dauerte bis 1933 an.
1915
Mehr als 300 US-Marines begannen am 28. Juli mit der Besetzung Haitis, die bis August 1934 andauerte, um die Interessen der US-Unternehmen zu schützen.
1918
Nach erstmaliger Besetzung Panamas im Jahr 1908 besetzten die Truppen der Vereinigten Staaten das Land im Juni erneut, um die Parlaments- und Kommunalwahlen zu „überwachen“.
1924
Im September marschierte die US-Marineinfanterie in Honduras ein, um in einer zivilen Konfrontation zu „vermitteln“. Dies war seit 1903 bereits fünfmal der Fall.
1952
Am 10. Mai provozierte der General Fulgencio Batista mit Unterstützung der USA einen Staatsstreich in Kuba gegen Präsident Carlos Prío Socarrás.
1954
Im Juni stürzte die CIA die demokratisch gewählte Regierung von Jacobo Árbenz in Guatemala.
1959
Am 1. Januar siegte die kubanische Revolution unter Führung von Fidel Castro.
1961
Am 17. April drang eine von den USA ausgebildete und finanzierte Söldnerbrigade kubanischer Emigranten in Kuba ein, doch der Angriff scheiterte nach weniger als 72 Stunden bei Playa Girón (Schweinebucht).
1962
Im Februar verhängten die Vereinigten Staaten eine Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen Kuba, die bis heute anhält – trotz der Ablehnung eines großen Teils der internationalen Gemeinschaft.
Die Oktoberkrise wurde international bekannt als Raketenkrise oder Karibikkrise, nachdem die Vereinigten Staaten strategische Waffen aus der UdSSR auf der Insel entdeckten, die als Verteidigungsmaßnahme gegen Washingtons Aggressionsdrohungen gegen die karibische Nation gedacht waren.
Die Vereinigten Staaten wiesen die UdSSR an, ihre Raketen und Waffen von kubanischem Territorium abzuziehen. Die Antwort Kubas war, den Kampfbefehl zu erteilen, um die Verteidigung des Landes zu gewährleisten. Der sowjetische Präsident Nikita Chruschtschow beschloss einseitig, die Raketen aus Kuba abzuziehen, was eine heftige Reaktion der kubanischen Regierung zur Folge hatte.
1965
Im April marschierten die Vereinigten Staaten in die Dominikanische Republik ein, um den Aufstand der konstitutionellen Rebellen unter der Führung von Oberst Francisco Caamaño zu beenden. Die Besetzung durch die USA dauerte bis 1966.
1970-1980
Die Vereinigten Staaten förderten und unterstützten die Diktaturen von Hugo Banzer in Bolivien (1971-1978), Ernesto Geisel in Brasilien (1974-1979), Augusto Pinochet in Chile (1973-1990), Alfredo Stroessner in Paraguay (1954-1989), Juan María Bordaberry in Uruguay (1973-1976) und Jorge Rafael Videla in Argentinien (1976-1981).
1973
US-Präsident Richard Nixon und sein Außenminister Henry Kissinger unterstützten oppositionelle Gruppen und Gegner innerhalb der Streitkräfte des chilenischen Präsidenten Salvador Allende, der am 11. September durch einen Staatsstreich gestürzt wurde.
1981
Seit Beginn seiner Amtszeit im Januar führte US-Präsident Ronald Reagan Krieg gegen die Regierung der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront von Nicaragua, indem er die sogenannte nicaraguanische „Contra“ in Lagern innerhalb dieses mittelamerikanischen Landes und in Honduras finanzieren, ausbilden und versorgen ließ.
1983
Im Oktober marschierten etwa 7.000 US-Truppen in Granada ein.
1989
Im Dezember begannen die Vereinigten Staaten eine neue Invasion in Panama. Die Militäroperation unter dem Namen „Causa Justa“ (,gerechte Sache‘) wurde unter dem Vorwand durchgeführt, General Manuel Antonio Noriega zu entmachten und das Leben der US-Amerikaner*innen im Land zu schützen.
1994
Im Januar trat das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA zwischen Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten in Kraft, das 25 Jahre lang Bestand hatte.
1996
Seit März wenden die Vereinigten Staaten den Cuban Liberty and Democratic Solidarity Act an, besser bekannt als Helms-Burton Act, den die kubanische Regierung als eine illegale Maßnahme zur Erstickung der kubanischen Wirtschaft betrachtet. Er hat einen ausgeprägten extraterritorialen Charakter und seine vier Titel weisen auf die Internationalisierung der US-Blockade hin.
2002
Die US-Regierung von Präsident George W. Bush förderte und unterstützte den Putschversuch gegen den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez im April.
2010
In Ecuador war eine angebliche Polizeirevolte gegen ein Gehaltsgesetz der Vorwand für einen von den USA unterstützten Putschversuch gegen Präsident Rafael Correa im September.
2012
In Paraguay erfolgte im Juni der erste parlamentarische Putsch in der Region, unter dem Deckmantel der juristischen Verfolgung gegen Präsident Fernando Lugo, mit Unterstützung Washingtons.
2015
Am 20. Juli wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten offiziell wiederhergestellt. Die kubanische Flagge wurde an der kubanischen Botschaft in Washington D.C. gehisst und am 14. August die amerikanischen Flagge in Havanna.
2016
Am 21. und 22. März besuchte der damalige US-Präsident Barack Obama mit seiner Familie Kuba und war der erste US-Präsident seit fast 90 Jahren, der auf die Insel reiste.
2017
Am 20. Januar wurde Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten, der Monate später den Abbruch der Beziehungen zu Kuba einleitete. Während Trumps Amtszeit (2017-2021) verschlechterten sich die Beziehungen der USA zu Lateinamerika deutlich; die republikanische Regierung verschärfte die Maßnahmen der Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen Kuba, Venezuela und Nicaragua. Gleichzeitig setzte Washington extreme Anti-Einwanderungsmaßnahmen um, was zu zusätzlichen Konflikten mit lateinamerikanischen Regierungen führte.
2021
Am 20. Januar trat US-Präsident Joe Biden sein Amt an und versprach, eine neue Ära der Beziehungen zu Lateinamerika und eine Umstrukturierung der Einwanderungspolitik einzuleiten.