Nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 7. Februar in Ecuador ist ein zweiter Wahlgang um das Präsidentenamt sicher. Mit 32 Prozent der Stimmen liegt Andrés Arauz, Mitglied des linken Bündnisses Unión por la Esperanza vorn, kann aber nicht die nötigen 40 Prozent der Stimmen für sich vereinen, um eine Stichwahl zu umgehen. Währenddessen konkurrieren Yaku Pérez, Abgeordneter der indigenen Partei Unidad Plurinacional Pachakutik, und Guillermo Lasso von der Partei Creando Oportunidades mit jeweils gut 19 Prozent der Stimmen noch um den zweiten Platz und damit den Einzug in die Stichwahl.
José Cabrera, Mitglied des Obersten Wahlrates CNE hatte bereits während der Wahl bekräftigt, dass „die endgültige und offizielle Prüfung noch einige Tage dauern könnte“. Bereits als die Ergebnisse der Nachwahlbefragung herauskamen, verkündete der ehemalige Präsident Rafael Correa den „überwältigenden“ Sieg seiner Partei und seines Kandidaten Arauz. Wegen des sehr knappen Ergebnisses zwischen den Plätzen zwei und drei forderte der Kandidat der indigenen Bewegung Yaku Pérez eine Nachzählung der Stimmen, um Transparenz und Demokratie in diesem Wahlkampf zu gewährleisten. Inzwischen hat der CNE beschlossen, dass die Stimmen in 17 von 24 Provinzen des Landes neu ausgezählt werden müssen, um zu klären, wer neben Arauz in die Stichwahl am 11. April einzieht.
Wofür stehen die Kandidaten?
Andrés Arauz steht für die Kontinuität der Revolución Ciudadana, jener politischen Bewegung, die Rafael Correa zwischen 2007 und 2017 zum Präsidenten des Landes machte. So könnte Arauz den sogenannten Correismus an die Regierung zurückzuholen. Der Politiker wurde außerdem in den Vorstand der 2020 gegründeten Progressiven Internationale berufen.
Yaku Pérez vertritt die indigene Bevölkerung, die während der Streiks und Proteste im Oktober 2019 eine zentrale Rolle gespielt und sich damit gegen die Wirtschaftspolitik des Ex-Präsidenten Rafael Correa gewehrt hat. Pérez selbst bezeichnet sich als Anwalt des Wassers und der Umwelt. In seinem Regierungsvorschlag stellt er die Nutzung von alternativen Brennstoffen sowie Wind- und Solarenergie vornan. Außerdem will er Initiativen fördern, die sich um Mangroven und Wasserquellen kümmern, Agrarökologie betreiben und Wassermanagementprojekte finanzieren.
Guillermo Lasso, der den ecuadorianischen Finanzsektor repräsentiert, ist konservativ und steht der fundamentalistischen katholischen Institution Opus Dei nahe. Es ist bereits das dritte Mal, dass Lasso bei den Wahlen antritt. In seinem Regierungsprogramm schlägt er vor, den Bergbau und die Ölförderung auszuweiten, da sie für ihn wichtige Achsen für das Wachstum der ecuadorianischen Wirtschaft sind. Wer im zweiten Wahlgang gegen Arauz antritt, steht noch nicht fest. Klar scheint aber, dass es einen Richtungsstreit zwischen zwei Lebensentwürfen geben wird: einem, der sich gegen den Rohstoffabbau wendet und einem, der Kapitalismus und Bergbau verteidigt.