Die COVID Pandemie hat die tiefe Beziehung zwischen Arbeit und Geld in eine bittere Scheidung geführt.
Millionen verloren ihre Arbeit und ihr Geld, manche behielten ihre Arbeit und ihr Geld und andere vermehrten ihr Geld, ohne viel dafür zu tun. Dieser Umstand begann nicht mit der Pandemie, aber er wurde deutlicher und kreierte eine soziale Misere mit stundenlangen Schlangen vor Lebensmitteltafeln.
Alleine in den USA verloren 20 Millionen Menschen ihre Arbeit beinahe über Nacht. Wer in einem Restaurant, einer kulturellen Institution, einem Club oder einem Theater arbeitete, den hat das Glück verlassen, war ohne Arbeit und ohne Einkommen. Wer einen Beruf ausübte, der die Arbeit aus der Ferne zuließ, konnte seine Arbeit behalten und es kam weiter Geld rein. Es stellte sich heraus, dass viele Menschen in schlechter bezahlten Berufen ihre Arbeit verloren, während die meisten der besser Verdienenden ihre behielten und, in manchen Fällen, ihr Vermögen, während der Pandemie, sogar vermehren konnten. Wo ist hier die Gerechtigkeit? Keine moderne Gesellschaft sollte auf einer Struktur wie dieser aufgebaut sein.
Ergänzend dazu haben wir noch immer ein verrücktes System, in dem die Krankenversicherung der meisten Menschen an ihre Arbeit gekoppelt ist. Also verloren viele der 20 Millionen, die ihre Arbeit verloren, mitten in einer der schlimmsten Gesundheitskrisen des Jahrhunderts auch ihre Krankenversicherung.
Über Jahrhunderte wurde Arbeit als der Hauptverteiler von Wohlstand akzeptiert. Entweder zum Ausgleich für Dienstleistungen oder durch Bezahlung für produzierte Waren. Heute ist klar, dass Arbeit weder die Macht noch die Kapazität hat, um die wachsende Konzentration von Kapital umzuverteilen. Die Einkommen pro Haushalt sind in diesem Land nur mäßig gestiegen und das Vermögen pro Haushalt kehrte nicht auf Vorrezessionsstand zurück. Wirtschaftliche Ungleichheit, ob durch Unterschiede in Einkommen oder Vermögen zwischen reicheren und ärmeren Haushalten gemessen, vergrößert sich weiter. Und es ist abzusehen, dass sich dieser Trend in der Wirtschaft nach der Pandemie weiter verstärkt (er wird als K-förmig beschrieben – die obere Hälfte wird weiter aufsteigen, während die untere Hälfte weiter absinken wird). Das Einkommenswachstum der letzten Dekaden neigte sich stetig in Richtung der höher vermögenden Haushalte: so gingen, gemäß Oxfarm, etwa 82% des in 2017 verdienten Geldes an die reichsten 1% der Weltbevölkerung, während die ärmste Hälfte gar keine Einkommenserhöhung hatte. Hier in den USA schrumpft die Mittelklasse zügig, die einst die klare Mehrheit der Amerikaner*innen umfasste.
Als Antwort darauf, so wird uns gesagt, muss mehr investiert werden. Während der Krise 2008 sahen Millionen, während Jahrzenten hart arbeitende Menschen, ihre Pensionen und Ruhestandsrücklagen über Nacht an der Börse verschwinden. Die Arbeit war getan aber das Geld war weg.
Und hört man auf die Standardpolitiker*innen, seien sie von der Demokratischen, Republikanischen Partei oder auch Unabhängige, hört man das beliebte Mantra „Arbeit, Arbeit, Arbeit“, als wäre das die Lösung für alles. Das erlaubt ihnen, nachdem sie gewählt wurden, erhöhte Militärausgaben, umweltschädliche Fabriken und obszöne Steuererleichterungen für Unternehmen zu rechtfertigen. Alles im Namen der „Generierung von Arbeitsplätzen“. Dies ist die Taktik, die genutzt wird um die amerikanischen Ureinwohner*innen von ihrem geweihten Land zu vertreiben, um hier Ölpipelines bauen zu können. Und trotz ihres Geredes über die Wichtigkeit von Arbeit tun diese Politiker wenig für die Rechte von Arbeiter*innen, die Jahr für Jahr weiter ausgehöhlt werden, und erlauben stattdessen Unternehmen mehr und mehr Einfluss auf die Arbeitsplatzpolitik zu nehmen.
In Wahrheit dreht sich die Idee von Arbeit nur um Kontrolle. Es geht darum dich und dein Verhalten zu kontrollieren, was du tun kannst und was nicht, wann du beginnst und wann du aufhörst, was du anziehen darfst, wann du Pause machen oder in den Urlaub fahren darfst. In manchen Positionen erwarten sie von dir alle paar Jahre umzuziehen, von Stadt zu Stadt oder von Land zu Land. Und nun, in dieser neuen „digitalen Arbeitswelt“, kannst du dein eigener Boss sein. Ohne Kapital, ohne Kunden und ohne Strategie. Nur eine Fachkraft für ein Unternehmen auf täglicher Basis – ohne „angestellt zu sein“.
In einer freien Gesellschaft sollten die Menschen die Möglichkeit haben ihre Zeit und Energie für etwas zu nutzen, das eine Bedeutung für sie hat. Sie sollten damit beschäftigt sein zusammenzuarbeiten, um die Art von Gesellschaft aufzubauen, die wir alle anstreben. Falls du wirklich daran interessiert bist diese Welt weiterzubringen, interessiert daran bist zu helfen die Menschheit weiterzuentwickeln, dann ist dies dein Problem. Obgleich sich nur sehr wenige mit dieser Sache auseinandersetzen möchten, müssen wir über dieses lähmende Verhältnis von Arbeit und Geld hinauskommen. Diese Scheidung wird enorme Konsequenzen für unsere Leben und die Gesellschaft im Ganzen haben. Stell dir vor nicht 30 oder mehr Jahre damit zu verbringen auf den Ruhestand zu warten, um endlich anfangen zu können zu leben.
Wir müssen die grundlegenden Rahmenbedingungen von Geburt, Bildung, Arbeit und Ruhestand überwinden. Es gibt kein natürliches Gesetz, das diesem Kreislauf unterliegt. Unser Beitrag zu dieser Welt beginnt in der Minute unserer Geburt, wenn wir zu einem menschlichen Wesen werden. Wenn wir wollen, dass sich unsere Gesellschaft entwickelt, können wir nicht den Großteil unserer Zeit, Energie und Emotionen auf etwas sinnloses verwenden. Wir sollten anbieten können, was wir haben, unsere besten Qualitäten weiterentwickeln und uns öffnen zu lernen, zu lieben, zu erbauen, zu entdecken, zu teilen und uns eine neue Welt vorzustellen.
Wir werden fast alles neu definieren müssen. Was ist der Sinn des Lebens, was ist Frieden, was ist Bildung? Stell dir vor 15 Jahre in die Schule zu gehen um nur eine Frage zu beantworten: Was ist der Beitrag den ich zu dieser Welt wirklich leisten möchte?
Ich werde dich auf diese Frage antworten lassen. Und bitte, mach dir nicht so viele Gedanken über Geld.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Jenny Blassauer aus dem ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!