Deb Haalands Nominierung für das Amt des Innenministers weckt Hoffnungen für lange vernachlässigte indigene Gemeinden.
„Für viele Ureinwohner Amerikas ist das Innenministerium als ein Hinterhof für Spitzel, Diebe und krumme, geldgierige, indianerhassende Kumpane bekannt gewesen.“
„Aber jetzt wird eine unserer eigenen Leute einspringen, um die Ratten zu vertreiben und alte Fehler zu korrigieren.“
So eröffnete Simon Moya-Smith, ein registrierter Bürger der Oglala Lakota Nation und ein Chicano-Autor und Journalist, seine Kolumne für NBCs Think am 18. Dezember, in der er die Wahl des gewählten Präsidenten Joe Biden für die US-Repräsentantin Deb Haaland für den Posten des Innenministers begrüßte.
Die Nominierung der Demokratin aus New Mexico, die dem Laguna Pueblo angehört, hat einen heftigen Windstoß in die muffigen Kabinettsräume von Washington, DC geblasen.
„Ein neues Fünkchen Hoffnung ist unter uns erblüht, zum Teil, weil Haaland, wie Millionen von indigenen Völkern, fest an die Sieben-Generationen-Regel glaubt und sie praktiziert“, schrieb Moya-Smith. „Die Regel besagt, dass alle wichtigen Entscheidungen mit Blick auf die nächsten sieben Generationen getroffen werden müssen, und schließt die Erhaltung und den Schutz des Wassers, der Erde und der zwei- und vierbeinigen Menschen ein, die man nie treffen wird – zumindest in diesem Leben.“
Für viele ist die Hoffnung mehr als ein „Fünkchen“. Es ist ein großer, blendender Lichtstrahl, eine fast unvorstellbare Veränderung in einer Abteilung, die Trump mit einem Mann (Ryan Zinke) besetzte, der ahnungslos genug war, sich gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern damit zu brüsten, dass er ein Pferd namens Tonto ritt.
Und Haaland ist bereit, dieses Licht zu leuchten. In einem Treffen am 3. Januar mit Umweltgerechtigkeits- und Stammesführer*innen berichtete The Hill, dass „Haaland sich verpflichtete, die vertraglichen Verpflichtungen der USA gegenüber den Stammesnationen ‚vollständig‘ zu erfüllen und mit den Führer*innen zusammenzuarbeiten, um den ‚unverhältnismäßigen Schaden‘ anzugehen, den die amerikanischen Ureinwohner*innen ‚durch lang andauernde Umweltungerechtigkeiten‘ und den Klimawandel erleiden.“
Haalands Wahl ins US-Repräsentantenhaus im Jahr 2018 markierte das erste Mal, dass eine amerikanische Ureinwohnerin in dieses Amt aufgestiegen war (ihr folgte damals die Demokratin Sharice Davids aus Kansas und 2020 die Republikanerin Yvette Herrell, ebenfalls aus New Mexico). Sie war eine herausragende Rednerin während der virtuellen Democratic National Convention im vergangenen August und erinnerte das Publikum damals daran, dass „mein Volk Jahrhunderte der Sklaverei, des Völkermords und der brutalen Assimilationspolitik überlebt hat.“ Und dennoch: „Während unserer gesamten Vergangenheit haben die Stammesnationen für dieses Land gekämpft und es mit aufgebaut.“
Dazu gehörte auch die Hilfe beim Aufbau des Atomwaffenarsenals durch den Abbau von Uran, ungeschützt und uninformiert, in dem Glauben, dass dies ein nationaler Dienst am Land sei. Stattdessen war es ein brutales Opfer.
Haaland hat sich an vorderster Front für die Wiederherstellung und Entschädigung der Uranminenarbeiter und ihrer Familien eingesetzt. Die Säuberung der Minen wird wahrscheinlich auch ganz oben auf ihrer Prioritätenliste beim Innenministerium stehen.
Mit vielen amerikanischen Ureinwohner*innen, die auf verseuchtem Land ohne sauberes – und in der Tat ohne fließendes – Wasser leben, „ist eines der wichtigsten Dinge, die ich sehe, dass sie dabei hilft, unsere natürlichen Ressourcen zu schützen“, sagte Craig Falcon, ein Mitglied des Blackfeet-Stammes in Montana, über Haaland, als er mit Reportern der Washington Post sprach, als die Nominierung bekannt wurde.
Die Bedeutung dieser Botschaft – die am stärksten von der von den Ureinwohner*innen angetriebenen Bewegung „Wasser ist Leben“ ins rechte Licht gerückt wurde – ging auch für Haaland nicht verloren, als die Besetzung von Standing Rock in North Dakota begann, um gegen die Dakota Access Pipeline zu protestieren. Haaland reiste von New Mexico dorthin und servierte den Besetzer*innen ihre selbstgemachten Tortillas und grünes Chili.
„Ich bin nach Standing Rock gefahren, weil ich glaube, dass die Gesundheit unserer Erde und unserer Umwelt die wichtigsten Faktoren für die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder und ihre Fähigkeit zu gedeihen sind, und ich sah den #NoDAPL-Protest als einen Paukenschlag für einen echten Umweltwandel“, schrieb Haaland über diese Erfahrung auf Medium.
Haalands Verständnis, nicht nur für die Nöte in Standing Rock, sondern auch für die des Alltags, erfüllt viele mit Hoffnung für das, was sie jetzt erreichen kann. Laut ihrer Biografie im Kongress wuchs Haaland in armen Verhältnissen auf und „arbeitete als alleinerziehende Mutter freiwillig in der Vorschule ihrer Tochter, um sich eine frühkindliche Erziehung leisten zu können. Wie viele New Mexicaner war sie als Alleinerziehende zeitweise auf Lebensmittelmarken angewiesen, lebte von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck und kämpfte, um sich das College zu finanzieren.“
Die Abgeordnete Deb Haaland bedankt sich für die Verleihung des 2020 Nuclear Free Future Award
Im Juli 2019 brachten Haaland und ihr demokratischer Kollege Ben Ray Luján aus New Mexico einen Gesetzesentwurf ein, um die Entschädigung für Personen zu erweitern, die bei der Arbeit in und in der Nähe von Uranminen oder im Windschatten von Atomwaffentestgeländen einer Strahlenbelastung ausgesetzt waren. Der Gesetzesentwurf wurde in Anerkennung der vielen Personen eingebracht, die im ursprünglichen Radiation Exposure Compensation Act (RECA) von 1990 nicht berücksichtigt wurden, darunter erstaunlicherweise auch New Mexicos Trinity Test Downwinders.
Zusätzlich zur Erweiterung des Empfängerkreises enthält die 2019er Version des RECA eine Entschuldigung des Kongresses an die Personen in New Mexico, Idaho, Colorado, Arizona, Utah, Texas, Wyoming, Oregon, Washington, South Dakota, North Dakota, Nevada, Guam und den Nördlichen Marianen, die Strahlung ausgesetzt waren.
Letztes Jahr wurde Haaland auch durch den Nuclear Free Future Award ausgezeichnet und erhielt den Preis in der Kategorie „Special Recognition“.
„Ich habe die US-Regierung aufgefordert, die Abbaustätten zu säubern, die Uranarbeiter zu entschädigen und das Unrecht, das den indigenen Gemeinden angetan wurde, wiedergutzumachen“, sagte Haaland bei der Entgegennahme des Preises in einer Videoaufnahme. „Und ich werde nicht nachlassen.“
Jetzt wird Haaland die US-Regierung sein. Und für indigene Gemeinden könnte sie endlich eine Spur von Freudentränen hinterlassen.
Von Linda Pentz Gunter und übersetzt aus dem Englischen von Anne Schillinger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!