Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Public Enemy zurück und in Sachen „Black Lives Matter“ zu Wort melden würden. Das neue Album – übrigens nach langer Zeit wieder auf dem legendären Def-Jam-Label erschienen – ist aber weit mehr als eine Bestandsaufnahme des aktuellen Zustandes der USA. Vielmehr stellt es mit dem Titel eine berechtigte Frage in Sachen Zukunft unseres Planeten. Wie sieht eine post-apokalyptische Welt aus, in der die Stromnetze zusammenbrechen und Ghettoblaster, Fernsehgeräte und Computer verstummen? Dass dann die Menschheit auch vom Trommelfeuer an Tweets eines erratischen Präsidenten verschont bleibt ist wohl nur ein kleiner positiver Aspekt dabei…

Der brennende Strommast am Album-Cover ist dazu der Verweis auf die aktuellen Waldbrände in Kalifornien die durch desolate Energieversorgungssysteme ausgelöst und den Klimawandel befeuert wurden – Synonym für das Versagen der Herrschenden und deren Credo von „mehr Privat und weniger Staat“. Alles beim Alten also bei Public Enemy – so das Lob aber auch teilweise der Vorwurf der Musikpresse. Titel wie „State Of The Union (STFU)“ sprechen eine deutliche Sprache: „White house killer, dead in lifelines, Vote this joke out“ heißt es da, und die Beats und Loops lassen das vorherrschende Klima von Polizeigewalt und Rassismus geradezu körperlich spürbar werden. Das 2020er-Remix des Public-Enemy-Klassikers „Fight The Power“ schlägt in genau die gleiche Kerbe.

Das gesamte Album wurde mit zahlreichen Gästen wie Mike D und Ad-Rock von den Beastie Boys, Run-DMC, der Sängerin Rapsody und Hip-Hop-Legende Ice-T eingespielt und hinterlässt dennoch einen zwiespältigen Eindruck: Public Enemy und ihre kämpferische, aufs Wesentliche reduzierte Form des Rap sind immer noch die Stimme der Anti-Rassistischen Kämpfe in Amerika. ABER: traurig ist dabei, dass sich in den mehr als drei Jahrzehnten ihres Bestehens, seit Public Enemy alle, die es hören wollten, dazu aufforderten, für Gleichberechtigung einzutreten, in Wahrheit nicht viel geändert hat.

https://www.publicenemy.com

von Leo K.