Nach monatelanger Arbeit veröffentlicht der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. nun sein neuestes Großprojekt: Die NAT-Database, eine Datenbank zu tierversuchsfreien Forschungsmethoden. Das einzigartige Projekt startet mit 250 Einträgen zu Verfahren, die weltweit entwickelt wurden – und es werden kontinuierlich weitere ergänzt. Die Datenbank ist unter www.nat-database.de frei zugängig und in deutscher wie auch englischer Sprache verfügbar, damit jeder sich über diese innovative Forschung informieren kann.
Die tierversuchsfreie Forschung ist seit Jahren auf dem Vormarsch. Jeden Tag werden weltweit neue tierversuchsfreie Methoden entwickelt – es ist nicht mehr möglich, hier den Überblick zu behalten. Das ist natürlich eine erfreuliche Entwicklung, aber leider erreichen diese großartigen Verfahren nur selten die breite Öffentlichkeit, sodass viele Menschen noch nie davon gehört haben. Auch viele Wissenschaftler wissen nicht, welche tierversuchsfreien Möglichkeiten für ihr Forschungsfeld existieren.
Ärzte gegen Tierversuche e.V. stellt nun mit seiner soeben veröffentlichten NAT-Database (NAT: Non-Animal Technologies) ein Projekt vor, das einen Überblick über zahlreiche tierversuchsfreie Forschungsmethoden liefern soll, die auf der ganzen Welt entwickelt werden. Die Einträge dieser in Deutsch und Englisch verfügbaren Datenbank enthalten: eine kurze Zusammenfassung der Methode, Angaben, wann und wo das Verfahren entwickelt wurde und wen man kontaktieren kann, falls näheres Interesse daran besteht. Auch entsprechende Quellen sind verlinkt, meist sind dies wissenschaftliche Fachpublikationen, aber auch Pressemitteilungen von Universitäten/Forschungsinstituten oder Berichte aus Fachportalen.
„Auf dem Weg zur Abschaffung der Tierversuche ist es immens wichtig, dass die unzähligen tierversuchsfreien Methoden, die heute bereits zur Verfügung stehen, stärker gefördert und in die Öffentlichkeit gerückt werden“ – Dr. rer. nat. Tamara Zietek, Wissenschaftskoordinatorin
Dr. Zietek leitet zusammen mit der EDV-Verantwortlichen Julia Preller das Projekt NAT-Database und hat als Forscherin an der TU München selbst jahrelang an der Entwicklung tierversuchsfreier Forschungsmodelle gearbeitet. Sie weiß, wie wichtig die Aufklärungsarbeit zu diesem Thema ist. „Viele Menschen halten Tierversuche immer noch für zuverlässig und unumgänglich. Das ist jedoch ein Irrglaube und wir müssen Überzeugungsarbeit leisten, um Wissenschaftlern, Behörden und Politikern zu zeigen, dass es bereits bessere Methoden gibt, die eindeutig einen Fortschritt für Forschung, Sicherheitstestung und Medikamentenentwicklung bedeuten. Genau dafür haben wir diese Datenbank entwickelt“.
So deckt die NAT-Database zahlreiche Fachbereiche ab, beispielsweise Onkologie, Toxikologie oder Medikamentenentwicklung sowie diverse Modelle wie Multi-Organ-Chips, 3D-Biodruck oder Computersimulationen. Auch kann man gezielt nach validierten Methoden suchen, bei denen zudem vermerkt ist, falls sie von den Behörden bereits für gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitstestungen akzeptiert sind. Neben einer Volltextsuche ist auch eine eingrenzende Suche möglich, bei der man nach diversen Kriterien filtern kann.
Die Datenbank soll einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung der tierversuchsfreien Forschung leisten. Dr. Zietek kritisiert den mangelhaften Einsatz der Bundesregierung bei einem so wichtigen Thema:
„Es ist Aufgabe unserer Regierung, über die Entwicklung tierversuchsfreier Forschungsmethoden aufzuklären. Eine Übersichtsdatenbank, die das Bundesinstitut für Risikobewertung entwickelt hat, enthält seit 2014 keine neuen Einträge mehr. Und seitdem hat sich auf dem Feld der tierversuchsfreien Forschung so unwahrscheinlich viel getan! Es ist traurig, dass ein so wichtiges Thema für die Bundesregierung offensichtlich keinen hohen Stellenwert hat. Wir versuchen, das zu ändern und unterstützen die Politik gern mit unserer Datenbank und den darin enthaltenen Einträgen, die jeder herunterladen und frei nutzen kann.“
Link zur Datenbank: www.nat-database.de