Nachdem von der russischen Föderation schriftlich bestätigt wurde, dass es aktuell keine adäquaten Versorgungsstationen für Transporttiere im Land gibt, stoppt Brandenburg alle Tiertransporte nach Russland. PROVIEH lobt den längst überfälligen Schritt und fordert ein bundesweites Moratorium.

Berlin/Potsdam, 29.04.2020: Tiertransporte in Drittstaaten stellen ein großes tierschutzrechtliches Problem dar und sind für die Tiere mit großem Leiden verbunden. Die meisten Tiere werden in den heißen Sommermonaten exportiert; tagelang, bei Temperaturen von über vierzig Grad. Auf ihrem Weg leiden sie unter Enge, Hunger, Durst und Angst. Die Transportzeit verlängert sich häufig durch Abfertigungsprobleme an den EU-Außengrenzen. Immer wieder sterben Tiere während des Transportes an den unsäglichen Strapazen. Hier wird eklatant gegen die Tierschutzstandards der EU verstoßen.

Berichte von deutschen Amtsveterinärinnen dokumentierten insbesondere extreme Tierschutzverstöße bei Lebendtiertransporten auf den Routen nach Usbekistan, Kasachstan und Südost-Russland. Die Tierärztinnen bewerten die Transporte auf diesen Routen als tierschutzwidrig im Sinne der Verordnung (EG) 1/2005 zum Schutz von Tieren beim Transport. Einige Bundesländer haben auf Grund der erschreckenden Berichterstattung bereits Erlasse zum Exportstopp auf diesen Routen verhängt, Brandenburg gehörte jedoch nicht dazu.

PROVIEH forderte gemeinsam mit weiteren Organisationen in einem offenen Brief den damaligen Landwirtschaftsminister Brandenburg Jörg Vogelsänger auf, Tiertransporte nach Russland mit sofortiger Wirkung zu stoppen.

Doch es brauchte wohl einen Regierungswechsel, damit sich auch das Land Brandenburg der Situation annimmt. Verbraucherschutzstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer erklärte nun, dass immer sichergestellt werden müsse, dass Tiere auf dem Weg regelmäßig entladen werden können, so dass sie getränkt und gefüttert werden und sich ausreichend erholen können. Da dies insbesondere für die Russische Föderation bis auf weiteres nicht möglich ist, stoppt Brandenburg die Tiertransporte nach Russland.

Dazu Jasmin Zöllmer, Leiterin Politik bei PROVIEH sagt dazu:

„Endlich hat Brandenburg ein Zeichen gesetzt. Jetzt muss der Bund so schnell wie möglich folgen, denn nun haben wir auch die schriftliche Bestätigung, dass die Tiere auf den Transportrouten in Russland nicht versorgt werden können. Ein sofortiger Exportstopp der Lebendtiertransporte nach Russland und weitere problematische Drittstaaten muss bundesweit eingeführt werden, damit Deutschland nicht noch mehr zum Flickenteppich wird, und die Transporte dann einfach über andere Bundesländer abgefertigt werden. Hier ist Bundesministerin Klöckner gefragt.“

Hintergrund

PROVIEH hat Bund und Länder in den letzten Jahren mehrmals vehement aufgefordert, Tiertransporte in Drittstaaten zu beenden. Während einige Bundesländer mit Erlassen positive Zeichen setzten, hat sich der Bund bisher nicht nennenswert für ein Stopp der gesetzeswidrigen Transporte eingesetzt.

Große Koalition verweigert Tierschutz

Der Deutsche Bundestag hatte 2018 die Möglichkeit diese Transporte zu stoppen. Sowohl die Grünen als auch die FDP wollten in einem Antrag ein Aussetzen aller Tiertransporte in Drittstaaten erwirken. PROVIEH forderte in einem gemeinsamen offenen Brief an den Bundestag mit acht weiteren Verbänden einen sofortigen Stopp der Lebendtiertransporte in Drittstaaten. Doch die große Koalition konnte sich nicht einmal zu einem Verbot der Schlachttierexporte durchringen. Ein Armutszeugnis für die große Koalition, die in puncto Tierschutz endlich mal ein Zeichen setzen sollte.

Die Forderungen im Detail:

  • ein bundesweites sofortiges Aussetzen von Tiertransporten in Drittländer,
  • eine bundesweit einheitliche und gültige Regelung zur Beendigung von tierschutzwidrigen Langstreckentransporten,
  • eine Transportdauerbeschränkung auf maximal acht Stunden innerhalb der EU
  • und vier Stunden bei Inlandstransporten.

Der Originalartikel kann hier besucht werden